Stephanie Heim beim Torjubel – solche Bilder wird es künftig nicht mehr geben. Foto: Archiv (avanti)

Stephanie Heim beendet verletzungsbedingt ihre Karriere.

Großbottwar - Seit 23 Jahren verbringt Stephanie Heim einen großen Teil ihrer Freizeit beim Handball. Mit acht Jahren begann die gebürtige Benningerin bei der HSG Neckar, in der A-Jugend wechselte sie dann zum TV Großbottwar. Doch jetzt wird die mittlerweile 31-Jährige die Handballschuhe an den Nagel hängen – unfreiwillig. „Eigentlich wollte ich diese Saison ja noch zu Ende spielen. Aber mein Körper sagt mir, dass jetzt Schluss ist“, erklärt die Rückraumspielerin. Denn vergangenen Samstag im Spiel der Landesliga-Frauen des TVG bei der HSG Hohenlohe passierte es. Schon wieder: Das Kreuzband im rechten Knie ist gerissen. „Das ist jetzt das dritte Mal. Damit ist klar, dass mein Körper nicht mehr für Handball geeignet ist.“ Mit 20 Jahren hatte sie den ersten Kreuzbandriss im rechten Knie, im April 2017 folgte der zweite, da war es dann das linke. Nun also wieder rechts. Die Diagnose bestätigte sich am Donnerstag bei einer MRT-Untersuchung.

Für Stephanie Heim war aber schon vor der endgültigen Diagnose klar, dass sie nicht wieder aufs Handballfeld zurückkehren wird. „Zum einen war ich recht sicher, dass es wieder das Kreuzband ist. Denn es fühlte sich genauso an wie bei den beiden ersten Verletzungen. Zum anderen wollte ich nach dieser Saison eh aufhören. Nun ist das Ende also vorzeitig gekommen. Ich hätte es zwar lieber selbst entschieden, aber so ist es nunmal.“ Zumal die instabilen Knie nicht das einzige Problem sind: „Ich habe auch seit geraumer Zeit Probleme mit der Schulter. Die kugelt immer wieder mal leicht aus und springt dann wieder rein.“

Und nicht zuletzt ist es in ihrem Beruf als Lehrerin (sie unterrichtet Sport, Mathe und Englisch an der Erich Kästner Realschule in Steinheim) etwas schwierig, wenn man auf Krücken durch die Gegend humpelt. „Bei meinem Kreuzbandriss im April 2017 ging das sogar einigermaßen. Die Zeit direkt nach der OP waren Osterferien, danach habe ich dann tatsächlich mit Krücken unterrichtet. Viel musste dann halt im Sitzen gehen“, erinnert sich Stephanie Heim. Und am vergangenen Montag hat sie morgens auch gleich wieder drei Stunden unterrichtet. „Aber man merkt dann schnell, wie das Knie wieder anschwillt. Spaß macht das ganz sicher nicht. Und letztlich ist es doch so: Wenn ich so weitermache, dann laufe ich Gefahr, dass ich mit Mitte 40 künstliche Kniegelenke brauche. Das kann es ja auch nicht sein. Ich möchte schließlich auch mit 60 noch laufen können“, erklärt die 31-Jährige.

Mehr als zehn Jahre gehörte Stephanie Heim quasi zum Inventar des TV Großbottwar. In die damalige Drittligamannschaft hat sie es dabei nie geschafft. „Ich war einmal in der Vorbereitung dabei. Das war mit 20, als ich dann meinen ersten Kreuzbandriss hatte. Danach war eigentlich klar, dass ich weiter in der zweiten Mannschaft spielen werde.“ Und mit dieser schaffte sie es immerhin bis in die Württembergliga. Nach dem Rückzug des Drittligateams wurde die zweite zur ersten Mannschaft, die mittlerweile wieder in der Landesliga spielt – nur eben künftig ohne Stephanie Heim.

„Das wiegt sportlich wie menschlich natürlich sehr schwer“, weiß Trainer Timo Peter. „Stephi hat über Jahre das Spiel in Großbottwar geprägt. Ihre große Stärke ist dabei die Flexibilität gewesen. Sie hat im ersten Spiel auf halbrechts gespielt, im zweiten auf der Mitte, sie konnte auf beiden Außenbahnen spielen, und wenn ich mal gar keinen Kreisläufer hatte, dann konnte ich sie auch dorthin stellen und sie wusste, was zu tun ist.“ Nicht zuletzt sei Stephanie Heim auch in der Abwehr auf nahezu jeder Position einsetzbar gewesen. „So vielseitige Spielerinnen gibt es nicht oft“, sagt Peter, der die Entscheidung zum Karriereende „zu hundert Prozent verstehen kann. Das kam ja sehr schnell. Aber ich denke nicht, dass sie das nur aus dem Bauch heraus entschieden hat. Wir müssen jetzt halt schauen, wie wir das kompensieren.“

Das erste Mal wird dies am Sonntag um 14.45 Uhr im Heimspiel gegen den TV Flein in der Wunnensteinhalle der Fall sein. „Das ist für mich eine Mannschaft, die zu den Top Drei der Liga gehört“, sagt Timo Peter. Vor allem der Rückraum sei sehr stark. „Aber ich sehe auch Schwächen im Rückzugsverhalten. Sie sind nicht unverwundbar. Ich denke schon, dass wir eine Chance haben, sie zu schlagen.“