Maike Wüstner würde das Jugendcafé gerne häufiger öffnen. Doch als 75-Prozent-Kraft wird das schwer. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

SPD und Aktiv beantragen, den Stellenumfang von 75 auf 100 Prozent zu erhöhen. Damit könnte das Jugendcafé länger öffnen.

Großbottwar - Als 75 Prozent-Kraft könne sie das neue Jugendcafé in der Kleinbottwarer Straße maximal an zwei Tagen pro Woche öffnen. Das hatte die zuständige Sozialarbeiterin Maike Wüstner schon Monate vor der Einweihung des Treffpunkts für Heranwachsende im Februar klargestellt (wir berichteten). Schließlich müsse sie ja auch den Jugendtreff Rio in Winzerhausen betreuen, gab sie zu bedenken. Um länger für die Kids in der Kernstadt da sein zu können, wünschte sie sich deshalb eine Ausdehnung ihres Stellenumfangs auf 100-Prozent. Man müsse allerdings abwarten, wie die Anlaufstelle von den Mädchen und Jungs angenommen wird, ehe das Ganze forciert werde, schränkte sie seinerzeit ein. Inzwischen liegen die ersten Besucherzahlen vor. Und die bewegen sich in einem Bereich, der das Thema nun tatsächlich verstärkt in den Fokus rückt: Zwischen 20 und 30 Teenager tummeln sich dienstags und mittwochs in der Einrichtung. „Das ist sauviel“, konstatierte Maike Wüstner am Montagabend im Gemeinderat, wo sie ihren Tätigkeitsbericht vorstellte. „Und von den Jugendlichen soll ich sagen, dass zwei Öffnungstage zu wenig sind“, fügte sie hinzu. Dass sie mit ihrem aktuellen Stellenschlüssel nicht mehr leisten kann, machte sie indes auch noch mal deutlich. „Mit 75 Prozent zwei Jugendtreffs zu haben, ist sehr viel“, betonte sie. Womit auch gleich die Diskussion eröffnet war, wie die Öffnungszeiten des Cafés ausgedehnt werden könnten.

Die SPD und Aktiv hatten das Problem offenbar wie Maike Wüstner kommen sehen und entsprechende Anträge vorbereitet. Demnach fordern die beiden Fraktionen zum einen die „Aufstockung der Stelle für die offene Jugendarbeit in Großbottwar und Winzerhausen ab dem 1. Oktober 2015 von 75 auf 100 Prozent“. Angelika Maier von der SPD wies darauf hin, dass der Jugendtreff sehr gut angenommen werde. Das erfordere die Erweiterung auf einen dritten Öffnungstag, erklärte sie. Damit könnten auch sämtliche Altersstufen berücksichtigt werden. Zum anderen plädieren SPD und Aktiv dafür, eine zusätzliche Kraft anzuheuern, die Maike Wüstner zur Hand gehen könnte. Dabei denken sie an jemanden, der den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr ableistet. Beide Anträge sollen in einer der nächsten Sitzungen auf die Tagesordnung kommen.

Diskutiert wurden jedoch schon Alternativen zu diesem Modell. Zum Beispiel die Stilllegung des Jugendtreffs Rio, um so Kapazitäten für Großbottwar freizuschaufeln. Hintergrund dieser Gedankenspiele ist, dass die Besucherzahlen der Einrichtung in Winzerhausen nicht so prickelnd sind und sich bei durchschnittlich sechs Heranwachsenden eingependelt haben. Ob diese Jugendlichen nicht vielleicht auch nach Großbottwar gehen könnten, fragte Andreas Strohm von der CDU, der darin einen möglichen Ansatz sah, „die Ressourcen in Großbottwar zu stärken“. „Das wäre ein Verlust, den Treff in Winzerhausen zu streichen“, entgegnete Maike Wüstner. Ein paar Kids seien zudem immer da. Auch der stellvertretende Ortsvorsteher Christoph Streicher von Aktiv riet dringend, die Finger von der Einrichtung in Winzerhausen zu lassen. Es habe immer mal Phasen mit schlechteren Besucherzahlen gegeben, betonte er. „Vielleicht sieht es in einem Jahr aber schon wieder anders aus“, ergänzte er.

Der Hauptamtsleiter Manfred Graner plädierte ebenfalls nicht dafür, den Standort anzutasten. Man stelle sich aber intern die Frage, ob es auf Dauer zwei Öffnungstage in Winzerhausen sein müssen. Außerdem werde geprüft, ob eventuell ein Bufdi allein im Jugendtreff Rio eingesetzt werden könnte – womit Maike Wüstner mehr Freiraum für ihre Aufgabe in der Kernstadt hätte. Bei dieser Variante wäre die Sozialarbeiterin jederzeit für den Bufdi zu erreichen und könnte bei Bedarf umgehend in den Stadtteil eilen.

Doris Daniel von der SPD machte sich unabhängig von solchen Überlegungen dafür stark, Maike Wüstners Stelle aufzustocken. Denn sie wünsche sich, dass die Sozialarbeiterin der Stadt erhalten bleibt. „Und dabei könnten die 100 Prozent helfen“, betonte sie.