In der Alten Bahnhofsschule könnten bis zu 50 Asylbewerber Unterschlupf finden. Foto: Werner Kuhnle

In der Alten Bahnhofsschule könnten bis zu 50 Asylbewerber Unterschlupf finden. Das möchte der Kreis vorantreiben.

Großbottwar - Die Asylbewerberzahlen steigen unaufhörlich. Allein im laufenden Jahr werden dem Landratsamt Ludwigsburg voraussichtlich mehr als 3000 Flüchtlinge zugeteilt. Deshalb sucht die Behörde händeringend nach Gebäuden. Dabei hat das Kreishaus auch die Fühler nach Großbottwar ausgestreckt. In der Alten Bahnhofsschule möchte man um die 50 Menschen ein Obdach bieten. Ob sich die Pläne der Kreisverwaltung verwirklichen lassen, muss sich aber erst zeigen. Das letzte Wort habe in der Sache der Großbottwarer Gemeinderat, betont der Bürgermeister Ralf Zimmermann. Zuvor muss auch der Kreistag seinen Segen geben, der heute zusammenkommt, um das Thema zu diskutieren. Der Verwaltungsausschuss hat sich bereits nicht-öffentlich mit der Frage auseinander gesetzt. Welche Empfehlung das Gremium abgegeben hat, dürfe er aber nicht sagen, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts.

Das Konzept des Landkreises sieht vor, das Anwesen in der Bahnhofstraße 12 in Erbpacht zu übernehmen. Wobei der Gemeinderat der Stadt Großbottwar noch klären müsse, ob das Nutzungsrecht 15 oder 20 Jahre laufen soll, heißt es in der Vorlage zu der Sitzung heute. Bei dem Modell über 15 Jahre müsste die Kommune am Ende eine so genannte Restwertzahlung leisten. Also im Prinzip einen Ausgleich dafür aufbringen, dass der Kreis viel Geld in die Immobilie Geld gesteckt hat. Einigen sich die beiden Parteien auf ein Erbbaurecht von 20 Jahren, müsste Großbottwar nach Ablauf der Vereinbarung keinen Cent überweisen. In welche Richtung es geht, ist ungewiss. Man müsse erst eine Detailplanung sehen und wissen, wie das Ganze gestaltet werden soll, sagt der Rathauschef. Bislang sei lediglich beschlossen worden, dass er in Verhandlungen mit dem Landkreis treten darf. Außerdem sei dem Gemeinderat wichtig gewesen, dass die Immobilie im Eigentum der Kommune bleibt und nicht abgerissen wird. „Das ist ein Gebäude, das das Stadtbild prägt“, erklärt Ralf Zimmermann.

Aus dem Grund war es für den Landkreis keine Option, anstelle der Alten Bahnhofsschule Asylbewerberunterkünfte in Modulbauweise zu errichten. Stattdessen schwebt den Verantwortlichen im Kreishaus vor, das heruntergekommene Anwesen instandzusetzen. Das wird allerdings seinen Preis haben. Das Landratsamt geht davon aus, dass sich die Investitionskosten auf 1,85 Millionen Euro belaufen. „Für den sicheren Betrieb ist eine Generalsanierung notwendig“, erklärt die Behörde. Wobei das nur eine erste Hausnummer ist. „Aufgrund eines Wasserschadens und Schimmelbefall sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Baukosten verifizieren zu können.“

Vorgesehen ist, in der Immobilie unterschiedlich geschnittene Apartments einzubauen. So kann man Familien, Ehepaare, alleinerziehenden Müttern oder Vätern und einzelnen Personen gleichermaßen einen passenden Unterschlupf anbieten. Überdies sind ein barrierefreier Zugang und behindertengerechte Wohnungen im Erdgeschoss geplant. Ein solches oder vergleichbares Projekt hätte die Stadt momentan nicht stemmen können, betont Zimmermann. „Wir haben derzeit keine freien Mittel, um das Gebäude zu sanieren.“ Insofern freut er sich, dass mit dem Landkreis ein Investor aufgetaucht ist, der die Bahnhofsschule auf Vordermann bringen will.