Foto: Yannick Garbe

Die Anlagen am Stockbrunnen und im Hoftal sind in Betrieb gegangen. Die Lage war aber zu keiner Zeit bedrohlich.

Großbottwar - Der Sonntag hatte es mit seinen starken Regenfällen in sich. Wie Fotografien des Hobby-Meteorologen Yannick Garbe belegen, bildete sich im Rückhaltebecken Stockbrunnen sogar ein stattlicher See. „Wow, da sitze ich mitten im Stadtkern und krieg’ nix mit“, staunte eine Facebook-Nutzerin. Auch das Rückhaltebecken im Hoftal war in Betrieb gegangen. Allerdings bot sich dort nach Auskunft Garbes keine derart spektakuläre Ansicht.

Offenbar waren erhebliche Mengen vom Himmel geprasselt. Laut Yannick Garbe sind am Sonntag bis um 15 Uhr in Großbottwar 55 Liter Wasser pro Quadratmeter gefallen. Ähnlich hohe Werte habe die „schleifende Kaltfront“ Angelika mit 46 Litern in Oberstenfeld und 40 Litern in Erdmannhausen gebracht. Ins Schleifen komme ein Tiefdruckgebiet, wenn es länger über einer Gegend stehenbleibt und nicht –  wie in hiesigen Lagen üblich – schnell von nördlichen oder nordöstlichen Winden weitergetrieben wird, erklärt Garbe. „Der Regen hat sich länger bei uns aufgehalten, weil hier kalte und warme Luft aufeinandertrafen und sich dadurch ein Staueffekt ergab, wie er häufig an Bergen vorkommt.“

Wie in den Alpen regnete es sich am Sonntag also ein. Angesichts der lang anhaltenden Güsse musste Siegfried Wolf gleich zweimal an den beiden Großbottwarer Hochwasser-Rückhaltebecken nach dem Rechten schauen. Der erste Alarm ging bei ihm gegen 8.30  Uhr ein, der zweite am Nachmittag gegen 15.30 Uhr. Gemeinsam mit seinem Bruder Guido und den Stauwärtern Klaus Aufrecht und Gerhard Gruber vom städtischen Bauhof begutachtete er die Lage. „Es ist alles völlig problemlos verlaufen – als ich am Mittag ging, hatte ich schon ein gutes Gefühl“, sagte Wolf, der früher das Verbandsbauamt Großbottwar leitete und sich jetzt mit seinem Bruder als offizieller Beauftragter des Zweckverbandes Hochwasserschutz Bottwartal betätigt. „Ich habe den Bau der Anlagen planerisch mitbegleitet – das ist für mich Motivation, ich bin mit der Aufgabe verwachsen“, erzählt der Ingenieur.

Routine hat sich aber bei Wolf auch nach zwei Jahren des gemeinsamen Betriebs der beiden Becken nicht eingestellt. „Wir sind immer noch in der Prüfungsphase und vergewissern uns lieber einmal zu viel, dass die Stauwerke 100-prozentig funktionieren.“

Am Sonntag seien am Stockbrunnen letztlich nur etwa 5000 von insgesamt 250 000 Kubikmeter vollgelaufen, berichtet Siegfried Wolf. Auch das Becken im Hoftal sei mit einigen tausend Kubikmetern nur gering ausgelastet gewesen. „Es dürfte sich um ein Hochwasser handeln, wie es rechnerisch einmal im Jahr vorkommen kann“, schätzt Wolf. Wobei die Hochwasserbecken fünf- bis zehnmal pro Jahr anspringen, weiß der Beauftragte. Drei Rückhaltebecken im oberen Bottwartal müssten noch gebaut werden. „Ich glaube aber, dass wir mit den beiden Schlüsselbauwerken und dem im Hasenbachtal in Oberstenfeld, das bald in Betrieb geht, schon ein sehr hohes Maß an Sicherheit erreicht haben.“

Am Sonntag war der Hasenbach ebenso wie die Bottwar in seinem Bachbett geblieben, berichtet Jürgen Beck, Kommandant der Oberstenfelder Feuerwehr. Während des Unwetters seien nur zwei Bäume an der Straße von Prevorst nach Nassach umgefallen. Die Feuerwehr sei gegen 12.30 Uhr ausgerückt und habe die Straße freigeräumt.