Betrübte Gesichter: Die Zeit des semi-professionellen Handballs ist erstmal passé in Großbottwar. Foto: Archiv (avanti)

Es ist ein Paukenschlag: Die erste Frauen-Mannschaft des TV Großbottwar wird zur kommenden Saison zurückgezogen.

Großbottwar - Es ist ein Paukenschlag, der zwar nicht ganz überraschend, aber dennoch irgendwie unerwartet kommt: Der TV Großbottwar zieht seine erste Frauen-Mannschaft für die kommende Saison aus der Dritten Liga zurück, beziehungsweise meldet sie vom kompletten Spielbetrieb ab. Bis gestern hätte man für die Dritte Liga melden müssen – ein Antrag reichte man von Seiten des TVG jedoch nicht ein, wie Handball-Abteilungsleiter Axel Döttinger gestern offiziell bestätigte. Die Entscheidung dafür fiel am Dienstagabend mit deutlicher Mehrheit im Ausschuss. „Sportlich und wirtschaftlich sind die Voraussetzungen für die Dritte Liga einfach nicht gegeben“, erklärt Döttinger diesen Schritt, der jedoch keinem der Beteiligten leicht gefallen sei, wie er betont. „In mir schlagen zwei Herzen – und diese gehen in völlig unterschiedliche Richtungen. Der Verstand sagt, dass es die richtige Entscheidung ist, die Emotionen sagen aber natürlich etwas ganz anderes“, gibt er zu.

Die Zeit des semi-professionellen Handballs in Großbottwar ist damit passé. So ganz wurde der Verein damit in den vergangenen Jahren aber eh nie warm. Die Strukturen fehlten, die Spielerinnen mussten deshalb Jahr für Jahr um den Klassenerhalt kämpfen. „Die Trainingsbedingungen waren noch nie ideal, des Weiteren haben wir immer versucht, unser Management-Team aufzustocken, jedoch ohne Erfolg. Alles in allem gab es viele Punkte, die nicht ideal waren – und weshalb es auch für Spielerinnen nicht attraktiv, zu uns zu wechseln“, sagt Axel Döttinger. Aus diesen Gründen haben sich die Verantwortlichen nun dafür entschieden, künftig einen anderen Weg einzuschlagen. „Wir wollen uns auf das konzentrieren, was wir können: Wir wollen eine gute Jugendarbeit leisten“, sagt der Abteilungsleiter. Alles neu aufbauen, neu ordnen, ohne den Druck der Dritten Liga im Hinterkopf zu haben, möchte man nun beim TV Großbottwar.

Von langer Hand geplant war das jedoch nicht. In den vergangenen Wochen sei einfach eine Spirale entstanden, an deren Ende nun nichts anderes übrig blieb, als diesen Weg zu gehen. Erst sagte ein Trainerkandidat für die erste Frauen-Mannschaft kurzfristig ab, dann gaben Spielerinnen ihren Wechsel bekannt. „Wir haben jetzt ad hoc noch versucht, neue Trainerkandidaten zu bekommen, aber das war zu spät. Die meisten Vereine haben ihre Planungen bereits abgeschlossen“, sagt Döttinger. In Zukunft soll die jetzige zweite Mannschaft das Aushängeschild sein. Sie soll weiterhin in der Württembergliga bleiben. Die Meldung dafür hat der Verein bereits abgegeben. „Wir bemühen uns zudem, eine neue zweite Mannschaft anzumelden“, sagt Döttinger. Diese muss dann aber nach Verbandsstatuten wohl wieder ganz unten anfangen. In welcher Liga das sein wird, das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. In der neuen zweiten Mannschaft sollen hauptsächlich Jugendspielerinnen zum Einsatz kommen, die künftige erste Mannschaft soll ein Mix aus den aktuellen Württembergliga- und den verbleibenden Drittliga-Spielerinnen werden. Im Hintergrund soll in den kommenden Jahren des Weiteren eine ordentliche Struktur aufgebaut werden. Eine, die auch bei etwaigem Aufstieg des Teams, die idealen Voraussetzungen schaffen kann. Damit eine Situation, wie die aktuelle, nicht wieder entsteht. „Ich weiß, dass wir für unsere jetzige Entscheidung von einigen Seiten Feuer bekommen werden, andere werden sie aber auch gut heißen“, ist Axel Döttinger überzeugt. Alles in allem ist er froh, dass die Entscheidung nun gefallen ist. Denn „so Wochen wie zuletzt hatte ich noch nie“, gibt er zu.

Die Partie am Samstag (20 Uhr) gegen den ESV Regenbsurg wird nun also nicht nur das letzte Heimspiel der Saison und ein Abschiedsspiel von vielen Akteurinnen. Es wird auch ein Abschiedsspiel aus der Dritten Liga.