Fyann Nicolaus sagt über sich selbst: „Eine meiner Stärken ist meine Abwehrarbeit.“ Foto: Archiv (avanti)


Fynn Nicolaus aus Großbottwar spielt seit seinem achten Lebensjahr Handball. Erst beim TVG, dann bei der HABO JSG. ZJetzt wechselt er zum TV Bittenfeld.

Großbottwar - Fynn strahlt, seine Augen glänzen. Angesprochen auf die vergangenen Monate kann der 15-jährige Handballer aus Großbottwar seine Begeisterung nicht zurückhalten. „Es ist ein Highlight auf das andere gefolgt“, erzählt der Sportler mit einem Lächeln, während er ganz entspannt in seinem Elternhaus am Esstisch sitzt. „Das erste Highlight war der Länderpokal mit der 2001er-HVW-Auwahl in Berlin. Danach durfte ich dann auch noch zur 2002er-Sichtung des Deutschen Handballbundes“, zählt er auf. Das dritte Highlight durfte er mit all seinen Kumpels und Teamkameraden der HABO JSG feiern. Anfang Juni gelang den A-Jugend-Handballern das kaum für möglich Gehaltene. Sie qualifizierten sich beim Heimwettkampf in der Großbottwarer Wunnensteinhalle für die A-Jugend-Bundesliga. „Das hätten wir zu Beginn der Saison nie gedacht“, sagt Fynn Nicolaus, für den dieser Tage noch ein weiterer Höhepunkt hinzukam. Er bekam eine Einladung zur U16-Nationalmannschaft, mit der er nun vom 8. bis 14. Juli zu einigen Länderspielen nach Frankreich fliegt. „Über die Einladung habe ich mich riesig gefreut“, gibt er zu. Dabei kam sie nicht ganz überraschend.

„Als ich bei der letzten Sichtung war, ist am Ende ein All Stars Team nominiert worden, und da war ich dabei. Das war schon ein Anzeichen, dass ich mit nach Frankreich darf“, meint er. Schließlich seien bei der Sichtung 140 Sportler am Start gewesen und nur sieben von ihnen schafften es am Ende in das begehrte All Stars Team. „Das war der Wahnsinn“, sagt Fynn Nicolaus. Zumal er dort einer der Jüngsten war – und nun auch das Nesthäkchen bei der U16 ist. Eine wirklich neue Rolle ist das für den Großbottwarer aber nicht. Er ist es quasi schon gewohnt, der Jüngste im Team zu sein. „Ich fand das immer cool. Das erste Mal habe ich in der D-Jugend mit Älteren zusammengespielt. Ich war da eigentlich noch E-Jugendlicher“, erzählt der 15-Jährige, der daraufhin immer einen Jahrgang übersprang, zuletzt gar noch bei der C-Jugend hätte spielen können, aber in der A-Jugend auflief. „Manchmal habe ich auch in zwei Jugenden gespielt“, sagt er. Herausgestochen ist Fynn Nicolaus jedoch überall.

„Ich weiß, dass ich körperlich schon recht weit bin für mein Alter. Ich war auch in meiner Klasse immer der Größte“, sagt er. 1,93 Meter misst der Handballer aktuell bei 95 Kilogramm. Kein Wunder also, dass der deutsche Jugendnationaltrainer Jochen Beppler den Großbottwarer an den Kreis beordert, an dem man ordentlich Durchsetzungsvermögen braucht. Bei der HABO JSG agierte Fynn Nicolaus zuletzt im Rückraum, war einer der besten Shooter des Teams und zudem eine Bank in Eins-gegen-eins-Aktionen sowie in der Abwehr. „Im Rückraum fühle ich mich etwas wohler, aber ich spiele auch am Kreis gerne“, gibt er zu. Das ist gut, denn kommende Saison wird das Nachwuchs-Talent beim TV Bittenfeld in der A-Jugend-Handball-Bundesliga auf Torejagd gehen – voraussichtlich am Kreis. „Der Coach hat zwar gesagt, es ist noch nichts endgültig entschieden, aber er plant mich erstmal am Kreis ein“, verrät Fynn.

Sein Wechsel nach Bittenfeld ist übrigens eine Geschichte für sich. Bereits vergangene Saison trainierte der Bottwartäler einmal in der Woche beim TVB mit – und machte dabei anscheinend eine gute Figur. Denn was folgte, war eine Anfrage des Vereins. „Zu dem Zeitpunkt waren wir uns im Team sicher, dass wir den Sprung in die A-Jugend-Bundesliga nicht schaffen. Dass es wenn überhaupt, dann sehr, sehr schwer wird“, erzählt Fynn Nicolaus, der daraufhin das Angebot der Bittenfelder annahm. Nun ist jedoch genau der Fall eingetreten, an den er damals nicht geglaubt hätte. Mit seinem HABO-Team gelang der Sprung in die A-Jugend-Bundesliga. „Jetzt muss ich nächste Saison gegen meine Kumpels antreten. Ich höre jetzt schon die ein oder andere Kampfansage und Stichelei“, sagt der Großbottwarer schmunzelnd, der den Schritt, zu gehen, trotzdem nicht bereut. „Ich glaube, dass ich in Bittenfeld mehr Möglichkeiten habe und es der richtige Weg für mich ist. Dort treffe ich auf Spieler, die besser sind als ich, und durch die Duelle mit ihnen bringt es mich nach vorne“, sagt er. Alleine schon schulisch wird es für den 15-Jährigen künftig zudem einfacher. Bislang ging Fynn Nicolaus aufs Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasium, wurde dort zwar für die Nationalmannschaft freigestellt, musste das Versäumte dann aber stets auf eigene Faust nachholen. Im kommenden Schuljahr wird er aufs Stuttgarter Schickardgymnasium gehen, einer „Eliteschule des Sports“, die eine Kooperation mit dem TV Bittenfeld hat. „Wir haben da zum Beispiel zweimal die Woche morgens Training, mittags sind dann Lehrer da“, erzählt Fynn Nicolaus, für den sich das Leben komplett um den Handball dreht. „Ich will da einfach Gas geben und versuchen, das Beste rauszuholen. Ob jetzt bei der Nationalmannschaft oder dann kommende Saison in Bittenfeld.“

Sein Wunsch: „Die letztjährige A-Jugend in Bittenfeld ist Zweiter in der Bundesliga geworden. Es wäre genial, wenn wir ebenfalls wieder vorne und dann um die Deutsche Meisterschaft mitspielen könnten“, sagt er. Und dann? Mit Blick auf andere Handballer aus dem Bottwartal wie Patrick Zieker, Christian Schäfer oder Adrian Pfahl, die es allesamt bis in die Bundesliga geschafft haben, sagt Fynn: „Man weiß durch sie, wie weit es für jemand von hier gehen kann. Das spornt an.“ Ebenso wie die Tatsache, dass auf der Nominierungsliste der U16-Nationalmannschaft zahlreiche Spieler stehen, die von großen Vereinen wie den Füchsen Berlin oder dem SC Magdeburg stammen. Da passen der TV Großbottwar beziehungsweise die HABO JSG so gar nicht ins Bild. Das zeigt aber: Mit Talent, Fleiß und Wille kann alles klappen.