Sven Heinz Foto: Archiv (avanti)

Der VfR Großbottwar hat nach seinem Bezirksliga-Abstieg in der Kreisliga A1 schnell wieder festen Boden unter den Füßen gefunden.

Großbottwar -

Vordergründig klingt es zunächst einmal nicht ungewöhnlich, dass ein Absteiger in der folgenden Runde eine Liga tiefer im vorderen Mittelfeld überwintert, doch im Falle des VfR Großbottwar ist dies absolut bemerkenswert.

Schon in der vorangegangenen Bezirksliga-Saison hatte der Verein eigentlich keine funktionsfähige Mannschaft. Manche derbe Klatsche fing man sich damals ein, viele Akteure verabschiedeten sich schon während der Runde und nach dem nur logischen Abstieg glich der Großbottwarer Fußball im Sommer mehr oder weniger einem Trümmerhaufen. Mit Perry Zuidema, der vom TSV 1899 Benningen kam, gewann man jedoch einen neuen Trainer, der die in dieser Lage anstehende Kärrnerarbeit bereitwillig anpackte. „Mir war zwar klar, dass es Geduld brauchen würde, aber der Anfang war wirklich sehr schwer. Da stotterte eigentlich alles. In den ersten Trainingswochen stand ich nur mit fünf bis sechs Spielern auf dem Platz und die Vorbereitungsspiele haben wir alle mit mindestens vier Toren Unterschied verloren“, blickt er noch einmal zurück.

Spätestens nach dem desaströsen Auftritt im Sommer beim Murr-Bottwartal-Turnier galt der VfR als heißer Anwärter darauf, direkt in die Kreisliga B durchgereicht zu werden, doch Zuidema bewahrte die Ruhe. „Ich habe schon recht bald eine Entwicklung gesehen, auch wenn die Ergebnisse auf sich warten ließen“, erzählt er.

Das unglückliche 1:2 zum Saisonauftakt in Erdmannhausen habe dann schon gezeigt, „dass wir mithalten können“. Es folgten drei Remis, bevor Ende September mit einem 2:1 bei der SpVgg 07 Ludwigsburg II der erste Sieg gelang. „Das war das Schlüsselspiel“, sagt Zuidema, denn auf schwerem Platz bog man gegen einen körperbetonten Gegner in den Schlussminuten noch einen Rückstand zum ersten Dreier um. „Bis dahin haben wir zu wenig an uns geglaubt. Mit den Ergebnissen kam dann aber auch das Selbstvertrauen“, urteilt der Coach heute. Die nackten Zahlen belegen dies: Mit sieben Siegen bei je vier Remis und Niederlagen überwinterte man schließlich als Siebter. „Es ist auf jeden Fall eine positive Überraschung, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, freut sich Zuidema.

Zusammenhalt und Charakterstärke zeichnen in seinen Augen inzwischen die VfR-Elf aus. „Fußballerisch können wir noch nicht mit dem Topteams mithalten, aber die Spieler wissen, was sie in die Waagschale werfen müssen. Basis ist immer, dass wir als Mannschaft auftreten und das haben alle verstanden“, resümiert er. Außergewöhnlich ist dabei der Altersquerschnitt des Teams. Mit Sven Heinz, Sascha Bickert und Max Perlinger sind nur drei Spieler Twentysomethings im klassischen Fußballeralter. Die meisten anderen sind Teenager oder haben gerade erst ihren 20. Geburtstag hinter sich. Hinzu kommt mit Knipser Davide Pintus, Wiedereinsteiger Thomas Schwerthalter, Keeper Patrick Tödtmann und dem zum Innenverteidiger umfunktionierten Thomas Lembeck ein routiniertes Quartett jenseits der 30 Lenze.

Die Rückrunde, die für den VfR schon am 1. März mit dem Nachholspiel gegen den Tabellendritten TSV Grünbühl (Zuidema: „Sie haben die beste Offensive der Liga. Meine Topfavoriten sind aber Aldingen und Affalterbach“) beginnt, nimmt man mit nahezu unverändertem Personal in Angriff. Neu hinzu stieß nur der junge Rusen Mehmeteffendioglu, der vom GSV Steinheim kam. Quasi wie einen Neuzugang sieht Perry Zuidema aber auch Niko Giroukalis an, der nach langer Verletzungspause wieder fit ist. Abgänge verzeichnet der VfR hingegen nicht.

Erwartet schwer tut sich die VfR-Zweite. Nach dem unerwarteten Aufstieg im Sommer ziert man zur Winterpause leicht abgeschlagen das Tabellenende der Kreisliga B2. Mit Robert Steinle installierte der Verein zum Ende der Vorrunde zwar einen neuen Coach, doch der Klassenerhalt dürfte einer Herkulesaufgabe gleichkommen.