Im Hofladen Föll stammen Fleisch, Eier, Nudeln und die Spirituosen aus eigener Produktion. Alle übrigen Waren kommen von anderen Höfen, die von befreundeten Familien betrieben werden. Foto: Werner Kuhnle

Im Hofladen von Martin Föll gibt es Eier, Nudeln und Obstbrände aus eigener Produktion.

Großbottwar - Man könnte versucht sein, sich im Hofladen von Familie Föll in Großbottwar-Sauserhof wie in einem gut sortierten Supermarkt vorzukommen: Im Gewürzregal stehen neben Paprika und Pfeffer auch Curry Madras und Café de Paris zur Auswahl. Auch Schokonudeln und geleeartige Apfelsaft-Glühwein-Herzen sind im Angebot. Als Erstes ins Auge fällt jedoch die Kühltruhe in der Mitte des Ladens, in der frische Spätzle und Fleisch richtig temperiert werden. Daneben steht ein Tisch, auf dem Äpfel und Birnen ebenso angeboten werden wie Presswurst in Dosen, Wibele oder italienisches Gebäck mit dem schönen Namen Cantuccini.

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An den Wänden stehen Regale mit Honig, Gurken und Marmelade, eine Kühltheke mit Milch, Joghurt und Wurst sowie ein weiteres Regal mit überwiegend regionalen Weinen und selbst gebrannten Spirituosen. Hinter der Verkaufstheke werden neben Eiern vor allem Obst und Gemüse je nach Saison angeboten – derzeit gibt es eine breite Angebotspalette, die von Champignons und Zucchini bis zu Brokkoli, Kohlrabi und Lauch reicht.

Seit 1994 gibt es den Hofladen der Familie Föll, als Martin Föll in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist. „Wenn man als junger Mensch dazu kommt, will man etwas Neues ins Leben rufen. Und damals war die Boom-Zeit der Hofläden. Jeder nannte sich so, auch wenn er nur ein paar Kisten vor der Tür stehen hatte“, erinnert sich der gelernte Landwirtschaftstechniker an seine Anfänge. Heute sorgen ein oder zwei Verkäuferinnen und zwei weitere Mitarbeiter in der sogenannten Packstelle dafür, dass das Geschäft im Hofladen weitergeht und die Regale immer gut gefüllt sind.

Seit Ende der 1960er Jahre werden auf dem Föll-Hof Hennen gehalten, heute sind es rund 40 000. Fleisch, Eier und Nudeln, die im Laden angeboten werden, stammen aus eigener Produktion – und die Spirituosen, die aus den Früchten von circa zwei Hektar Streuobstwiesen gewonnen werden, die Familie Föll bewirtschaftet. Dazu kommen zehn Hektar Weinberge. Alle anderen Waren stammen von anderen Höfen, die von befreundeten Kollegen betrieben werden, die Familie Föll gut kennt und von deren Qualität sie überzeugt ist.

Den größten Zuwachs im Absatz hat Martin Föll in jüngster Vergangenheit bei den Nudeln gehabt: „Teigwaren produzieren wir seit dem Jahr 2000. Seit einem Jahr beliefern wir Supermärkte im Großraum Stuttgart damit, weil diese immer mehr auf die regionale Schiene setzen. Das hat uns Türen geöffnet, gegen die ich zuvor zehn Jahre lang vergeblich getreten bin“, freut sich Martin Föll. Nicht geschadet habe es zudem, dass seine Eltern in den vergangenen Jahrzehnten in Ludwigsburg viel Straßenverkauf betrieben hätten und sich dadurch einen Namen gemacht hätten.

Es ist nicht nur Bio-Ware, die im Hofladen Föll verkauft wird. „Würde man nur Bio-Produkte anbieten, wären die Preise im Laden deutlich höher“, erklärt Martin Föll. So gibt es bei ihm beispielsweise Bio-Eier, aber auch Eier aus Freiland- und Bodenhaltung. Alles, was angeboten wird, stammt jedoch aus kontrolliertem Anbau, wofür das KAT-Zeichen steht. Zudem ist der Bauernhof mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg zertifiziert. „Wir haben pro Jahr sieben bis zehn Prüfungen bei uns auf dem Hof, da kennt man sich gut, und der Kontakt ist nicht so steif wie bei selteneren Überprüfungen“, gewinnt Martin Föll den zahlreichen Qualitätskontrollen sogar etwas Positives ab.

Er kann sich auf eine treue Stammkundschaft von rund 2000 Käufern verlassen, die zum Großteil aus dem Bottwartal, Murr und Marbach kommen, zum Teil aber auch aus dem Großraum Stuttgart. Sogar aus Korntal findet der ein oder andere Kunde den Weg zum Sauserhof. Zudem verkauft Föll seine Produkte auch auf verschiedenen Wochenmärkten wie in Erdmannhausen, Steinheim, Murr, Bissingen, Asperg und Löchgau.

Dass der Biotrend bald wieder abflaut, glaubt Martin Föll nicht. „Der Boom war Mitte und Ende der 1990er Jahre, inzwischen hat sich die Nachfrage auf einem gewissen Niveau stabilisiert“, erläutert der Vater von vier Kindern. Zudem sei der Handel mit regionalen Produkten ein weiteres Standbein, das den Hofläden entgegenkäme. Zwar könne es sich der Verbraucher heute bequem machen und immer mehr Biowaren auch im Supermarkt einkaufen. „Aber bei uns sehen die Kunden, woher ihre Produkte kommen, und die Kinder können sogar die Kühe streicheln. Das wird selbst der innovativste Supermarkt nie bieten können“, gibt sich Martin Föll für die Zukunft zuversichtlich.