Susanne Eisenmann mit Fabian Gramling (links) und Foto: Werner Kuhnle

Susanne Eisenmann stellt vor, wie die Regierung auf mangelnde Kompetenzen bei Schülern reagieren will.

Großbottwar - Die Kernkompetenzen der Schüler in Baden-Württemberg liegen weit unter dem Bundesdurchschnitt in Klasse 9 – und zwar alle Schularten betreffend.“ Mit diesem Statement kommt die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann beim Stopp in der Storchenstadt direkt auf die aktuelle Situation zu sprechen. „Wir haben ein Qualitätsproblem.“ Die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen seien Grundlagen, die Schüler ihr Leben lang bräuchten.

Rund 100 Teilnehmer sind der Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Fabian Gramling am Donnerstagabend in die Alte Schule in Hof und Lembach gefolgt, um mit der Kultusministerin ins Gespräch zu kommen. Nachmittags hat Susanne Eisenmann, die in diesem Jahr auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist, bereits das Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium und das Großbottwarer Schulzentrum besucht (wir berichteten).

Für die 2400 Grundschulen will Eisenmann weiter nach dem Motto „Kurze Beine – kurze Wege“ verfahren: „Es wird keine Zwangsverordnung durch das Land geben.“ Außerdem sollen die Grundschulen wieder von der 1. Klasse an auf richtige Rechtschreibung achten. Durch die geltenden Kontingentstundentafeln sei es möglich, Kinder individuell zu fördern und zu üben.

Beim Thema weiterführende Schulen kommt Susanne Eisenmann auf die mangelnde Akzeptanz der Haupt- und Werkrealschulen zu sprechen, auf die das Kultusministerium mit einer Fortbildungskampagne für 5000 Lehrer reagiert und dafür 40 Millionen Euro investiert. Im Schuljahr 17/18 soll auch eine Stärkung der Realschulen in der gesamten Fläche zustande kommen – dafür seien mehr als 600 zusätzliche Deputate auf lange Sicht vorgesehen.

Eine gute Entwicklung zeichne sich bei den 304 Gemeinschaftsschulen ab. „Weitere sind bereits genehmigt“, berichtet Eisenmann. Die Schulart arbeite inklusiv und biete durch den gebundenen Ganztag auf allen Niveaustufen einen besonderen pädagogischen Ansatz. Dort beginnen jetzt die ersten Abschlüsse und es werde sich zeigen, wo Änderungen nötig seien.

Die beruflichen Gymnasien bezeichnet die Ministerin als „bärenstark“, immerhin machen 40 Prozent aller Abiturienten dort ihren Abschluss. Für diese Schulen sieht sie G9 für richtig an, die allgemeinbildenden Gymnasien sollen auf G8 setzen, „die 44 G9-Standorte bleiben jedoch bestehen“.

In der anschließenden Diskussion zeigt sich zusätzlich zu den von ihr angesprochenen Feldern noch ein Thema, das vielen anwesenden Zuhörern unter den Nägeln brennt: Personal. „Die Unterrichtsversorgung in Baden-Württemberg ist auf Kante genäht“, gibt Susanne Eisenmann zu. Im vergangenen Jahr habe man nicht alle offenen Stellen besetzen können und sei so ins Schuljahr gestartet. Eine der geplanten Maßnahmen sei, Lehrer aus Bereichen mit Überhang zu bitten, gegen einen Bonus im Grundschulbereich zu arbeiten. Auf die massiven Zurruhesetzungen hätte man schon früher reagieren müssen.