Die frühere Bottwartalkellerei firmiert seit 2010 als „Bottwartaler Winzer“. Mutmaßliche strategische Foto: Archiv (W. Kuhnle)

Der Rechtsstreit mit der Weinallianz endet mit einem Vergleich.

Im September 2014 kehrten die Bottwartaler Winzer reuig zurück in die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG). Damit endete eine zuvor eingegangene enge Partnerschaft der Bottwartaler Winzer mit der Weinallianz, einer Dachorganisation von damals neun eigenständigen Genossenschaften. Diese verfügt über einen eigenen Außendienst, übernimmt aber auch Verwaltungsaufgaben für die ihr angeschlossenen Genossenschaften.

Neben der dabei eingegangenen Vertriebspartnerschaft, deren Erwartungen sich nicht im Geringsten erfüllten, gaben die Bottwartaler Winzer auch Serviceleistungen wie Personalabrechnung, Buchhaltung und EDV außer Haus. Die diesbezüglichen Verträge dauerten noch nach 2014 an und wurden „wegen mangelhafter Vertragserfüllung in 2015 fristlos gekündigt“, wie erst gestern öffentlich bekannt wurde durch eine Pressemitteilung der Bottwartaler Winzer. Seit Anfang 2015 holten die Bottwartaler Winzer wie geschäftsführender Vorstandsvorsitzender Bastian Remkes in einem Telefonat erklärt, die an die Weinallianz abgegebenen Verwaltungsaufgaben samt EDV zurück ins eigene Haus. Daraufhin ist es laut Remkes im Frühjahr 2015 zu einem Rechtsstreit mit der Weinallianz gekommen, der erst vors Landgericht Frankenthal ging, Gerichtsstand der Weinallianz mit Sitz in Ruppertsberg , Landkreis Bad Dürrkheim.

Wie Remkes weiter erklärt, verwies das Landgericht den Fall jedoch im Frühjahr 2017 an das rheinland-pfälzische Oberlandesgericht Zweibrücken. Fast ein Jahr später wurden die Parteien dort nun zum Gütetermin geladen. Beide Parteien stimmten dem vom OLG vorgeschlagenen Vergleich auf „nachdrücklichen Rat“ zu. Damit erhalten die Bottwartaler Winzer von der Weinallianz 80 000 von 243 000 Euro zurück, die laut Remkes „aus Vertriebserlösen“ einbehalten worden seien. „Wir sind damit zufrieden, dass das Thema abgehakt ist.“ Das sei ein Teilerfolg. Die Weinallianz habe nach wie vor die ganze Summe für sich beansprucht. Juristisch „hätten wir noch mal weitermachen können“, meint er. Dann wäre der Bundesgerichtshof als nächsthöhere Instanz zuständig gewesen. Mehrkosten und Mehrerfolg des Verfahrens hätten aber womöglich in keinem guten Verhältnis gestanden. „Wir haben ganz anderes zu tun“, so Remkes. -

Als die Bottwartaler Winzer die Württembergische Weingärtnerzentralgenossenschaft (WZG) verließen, um sich eng an die Weinallianz GmbH zu binden, erhofften sich die Wengerter aus dem Bottwartal viel. Wie man heute weiß, war es offenbar strategisch der falsche Weg, den die Genossenschaft während der Zeit von Anna-Barbara Helliwell einschlug. Sie war die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende vor Bastian Remkes.

Die Eingriffe in Struktur und Organisation in allen Bereichen des Betriebes waren so gravierend, dass unter Helliwells Nachfolger praktisch alle Entscheidungen revidiert wurden, die seit 2011 von Vorstand und Aufsichtsrat getroffen worden waren: Von „einer vollständigen Rolle rückwärts“ schrieb diese Zeitung Ende November 2014. Helliwell hatte ihren Posten an der Spitze der damaligen Bottwartalkellerei 2009 angetreten, im Juni 2014 übernahm Bastian Remkes die nun als „Bottwartaler Winzer“ firmierende Genossenschaft.

Zu diesem Zeitpunkt waren es sogar zwei Organisationen, denn eine neu gegründete Einheit namens „Neue Bottwartaler Winzer“ stand für die Aufgliederung des Geschäftsbetriebes. Diese war zum 1. Januar 2013 mit dem Ziel gegründet worden, das Kerngeschäft vom Immobiliengeschäft zu trennen. „Diese Entscheidungen haben sich in der Folgzeit als nicht richtig herausgestellt“, so Remkes nüchtern. Im November 2014 gab es daher die doppelte Rolle rückwärts. Gestern sind weitere Folgekosten der auf ganzer Linie gescheiterten Partnerschaft bekannt geworden.