Die Ausstellung von Markus Pantle zeigt unter anderem einen Tempel-Nachbau. Foto: avanti

Die Ausstellung „früher – damals – heute“ ist mit unterhaltsamem Abend eröffnet worden.

Großbottwar - Nur 100 Jahre lang waren Großbottwar und das Bottwartal in römischer Hand. Genauer gesagt von 160 bis 260 nach Christus. Und dennoch löst diese Epoche heute eine große Faszination aus – nicht nur auf den Großbottwarer Markus Pantle, der am Freitagabend zur Eröffnung seiner Ausstellung „früher – damals – heute. Ein Streifzug durch die Geschichte des Bottwartals“ geladen hatte. Denn seinem Ruf waren mehr als 150 Gäste gefolgt, die sich an dem kurzweiligen Abend auf eine Zeitreise begaben.

Hauptperson des Abends war – natürlich neben Markus Pantle selbst – ein gewisser Gaius Longinius Speratus (GLSP). Dieser hatte vor knapp 2000 Jahren auf der heutigen Gemarkung von Großbottwar Ziegel gebrannt und verkauft. Zahlreiche Fundstücke zeugen aus dieser Zeit, auch vom Gutshof samt Bad, zu dem die Brennerei gehörte. Viele Relikte hat Markus Pantle selbst entdeckt. Nun stellt er sie einen Monat lang im Probiersaal der Bottwartaler Winzer aus.

Und auch wenn der gebürtige Großbottwarer Pantle sich erst seit elf Jahren mit dem einstigen Gutshof beschäftigt, so ist zusammen mit den bereits vorhanden gewesenen Fundstücken ganz schön was zusammengekommen. Neben einer Inschrift, die einen von GLSP erbauten Tempel bezeugt, über Ziegel mit GLSP-Siegel hin zum Sockel eines Tischs. Nur ein Fund steht aus: der des Tempels selbst. Also hat Pantle mit seiner Familie just einen 4,30 Meter hohen Tempel im Maßstab 1:1 nachgebaut.

„Ziel der Ausstellung ist es auch, den Stolz in den Bürgern von Großbottwar zu wecken. Wir wohnen hier auf einer geschichtsträchtigen Scholle“, meinte Pantle. Anhand einer Präsentation, für die in aller Ausführlichkeit kaum mehr Zeit war, und der Führung durch die Ausstellung wurde die römische Vergangenheit lebendig. Wo genau befanden sich Gutshof und Co.? Wie sahen die Gebäude aus? Was ist über die Menschen von damals bekannt? Und wer war Gaius Longinius Speratus? Die Gäste bekamen eine Antwort darauf. Durch das Programm führte Kai Keller, Geschäftsführer der Marbacher Zeitung. Eva Zirkler und Matti Pantle versüßten mit ihren Klängen auf E-Piano und Gitarre den Start ins Wochenende. Und „Museumsleiter“ Bastian Remkes, geschäftsführender Vorstandsvorsitzender der Bottwartal-Kellerei, tat seine Freude darüber kund, die Ausstellung beherbergen zu dürfen.

Dass vom Gutshof, der heute unter einem Acker zwischen Großbottwar und Winzerhausen verborgen ist – ein „ungewöhnlich lebendiges Bild“ gezeichnet werden kann, machte Christian Bollacher vom Landesamt für Denkmalpflege deutlich. Wichtig sei es, so der Gebietsreferent für den Landkreis Ludwigsburg, das Kulturdenkmal langfristig zu schützen – die Eintragung ins Denkmalbuch sei hier ein wichtiger Schritt gewesen. Ebenso der sich auf dem Weg befindliche Übergang von Privat- in kommunales Eigentum. Der Dank galt an dieser Stelle Landwirt Ziegler, der diese Fläche nicht mehr bewirtschaftet.

„Römer-Experte“ Marcus Meyer vom Landesamt für Denkmalpflege betonte, dass er nie einen ehrenamtlichen Beauftragten der archäologischen Denkmalpflege wie Markus Pantle kennengelernt habe. „Derart akribische Vermessungen und Dokumentationen, dazu die Bilder – das ist einzigartig.“ Die Ausstellung sei ein Zeugnis dieser langjährigen Arbeit. Auch Meyer wies auf die Bedeutung des Gutshofs im Mäurach hin: „Uns sind in Baden-Württemberg rund 2000 solcher Stellen bekannt. Aber nur bei einer handvoll wissen wir, wie der Name eines Bewohners war.“

Die Sehnsucht der Besucher, mehr über die Geschichte des Bottwartals zu erfahren, wird dank der Ausstellung gestillt. Eine weitere nicht: Ausgrabungen am Gutshof, das wurde am Eröffnungsabend betont, wird es nicht geben, da die Relikte dann nicht langfristig erhalten bleiben könnten. In Arbeit sind immerhin zwei Infotafeln, die vor Ort aufgestellt werden sollen.

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