Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Vorstoß einiger Geschäftsleute ist gescheitert. Für die Stadträte geht die Sicherheit vor.

Großbottwar - Nahezu geschlossen haben sich die Geschäftsleute in den Gewerbegebieten Hoftal und Kellersrain dafür ausgesprochen, die einseitige Sperrung in der Benzenmühlstraße aufzuheben und eine Zufahrt in die Landesstraße zuzulassen (wir berichteten). Die Unternehmer argumentierten in einem Schreiben an die Stadtverwaltung unter anderem damit, dass dadurch der Verkehrsfluss in diesem Bereich verbessert werden könnte. Außerdem müssten dann nicht mehr sämtliche Abfahrten über das verstopfte Nadelöhr Hoftalstraße abgewickelt werden. Überdies sei es lästig, das Areal nur via Umweg über den Kreisverkehr verlassen zu können. Nun steht allerdings fest, dass sich die Unternehmer weiter mit der Situation arrangieren müssen. Der Gemeinderat sprach sich am Mittwoch bei einer Enthaltung dagegen aus, die Absperrung aufzuheben. Aus einem einfachen Grund: Das Gremium wollte keinen neuen Gefahrenschwerpunkt heraufbeschwören.

Damit folgte die Runde der Empfehlung des Verkehrsplaners Andreas Weber. Der Fachmann hatte im Auftrag der Stadt ein Gutachten erstellt und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass man an den bestehenden Verhältnissen nicht rütteln sollte. Als er in der Sitzung seine Expertise vorstellte, betonte er, dass man mit dem Kreisverkehr am Ortsausgang Richtung Oberstenfeld über eine sichere Anbindung verfüge. Zudem könne diese Route die Fahrzeugmenge „gut verarbeiten“. Gegen eine komplette Öffnung der Benzenmühlstraße sprächen dagegen „viele Gründe“, meinte Andreas Weber. Zum einen würde man damit ohne Not eine neue Gefahrenstelle initiieren. Außerdem würden die Behörden dann vermutlich darauf drängen, am Knotenpunkt Oberstenfelder Straße/Benzenmühlstraße eine Ampel einzurichten – und damit den Verkehrsfluss ins Stocken bringen. „Vom Lärm wäre das auch nachteilig“, betonte Andreas Weber.

Der Gutachter riet dem Gemeinderat auch, die Finger davon zu lassen, zumindest das Rechtsabbiegen in die Landesstraße 1100 zu ermöglichen. Ein Kompromiss, mit dem die Geschäftsleute hätten leben können. „Doch dann besteht die Gefahr, dass manche auch links abbiegen“, erklärte Andreas Weber. Das geschehe schließlich sogar jetzt schon vereinzelt – wenn Fahrzeuge aus Versehen oder absichtlich entgegen der Einbahnstraße unterwegs sind.

Der Ingenieur hatte auch einige Zahlen mit im Gepäck, um seine Ausführungen zu unterfüttern. Entscheidend waren vor allem jene, die die durchschnittliche Wartedauer für Abbieger in die Oberstenfelder Straße prognostizierten. Wer sich in Richtung Stadtmitte orientiere, müsste sich 110 Sekunden gedulden, ehe eine passende Lücke zum Einfädeln aufgehe, erläuterte Weber. „Die Realität ist aber eine andere. Die Fahrer warten nicht so lange“, sagte er. Heißt: Manche drängen auch in Phasen auf die Ortsdurchfahrt, die eigentlich gar nicht geeignet sind. „Und hier besteht die Gefahr, dass Unfälle passieren“, meinte er.

Genau deshalb votierten die Räte letztlich auch gegen einen Abbau der Schranken. „Das können wir nicht ausblenden. Man muss zu dem Ergebnis kommen, die Straße komplett zuzulassen“, befand Andreas Strohm von der CDU – auch wenn man sich zunächst auch eine Öffnung habe vorstellen können. Doch zu diesem Befund sei man auf der Basis einen alten Gutachtens und eines früheren, entsprechenden Verwaltungsvorschlags gekommen. Mit dem neuen Gutachten könne man nur zu der Erkenntnis gelangen, alles so zu lassen, wie es ist. „Unsere erste Stimmung war auch: wenn die Geschäftsleute eine Öffnung wollen, warum nicht?“, sagte Thomas Haag von Aktiv. „Aber zu den Hauptverkehrszeiten wäre es einfach zu gefährlich“, betonte er. „Wir sind strikt dagegen, die Straße aufzumachen, das wäre kontraproduktiv“, pflichtete Angelika Maier bei. Auch für Rechtsabbieger ergebe eine Öffnung keinen Sinn. „Die sparen dadurch keine Zeit.“ „Man kann das Gewerbegebiet jetzt verkehrssicher verlassen. Das hat oberste Priorität“, stellte Stefan Apfelbach von den Freien Wählern fest. Zudem zeige das Gutachten, dass sich die Belastung in der Hoftalstraße in einem Bereich bewege, mit dem man leben könne. Wie Angelika Maier hob Stefan Apfelbach hervor, dass an der Kreuzung keine Ampel erwünscht sei. Nicht zuletzt im Hinblick darauf, dass ein durchgängiger Verkehrsfluss auf der L 1100 angestrebt werde.

Einverstanden waren die beiden aber, wie der Rest der Räte, mit dem Vorschlag der Verwaltung, den Bereich neu zu überplanen, nachdem die Benzenmühlstraße bislang nur provisorisch abgesperrt ist.