Der Verkehr fließt oft nur zäh auf der L1115. Ein Ausbau könnte die Situation vielleicht verbessern. Foto: Archiv (avanti)

Die Landespolitiker Daniel Renkonen (Grüne) und Fabian Gramling (CDU) wollen einen Vorstoß des Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer aufgreifen.

Großbottwar - Die Planungen zu einem Ausbau der L 1115 zwischen Backnang und der Autobahnanschlussstelle Mundelsheim waren vor einigen Jahren schon relativ weit gediehen, ehe das Vorhaben auf Eis gelegt wurde. 2013 flackerte die Diskussion dann erneut auf, als man das Projekt mit einem anderen Ansatz forcieren wollte. Die Verkehrsader sollte zur Bundesstraße hochgestuft werden und über diese Schiene erweitert werden. Doch auch daraus wurde nichts. Nun hat der neue Regierungspräsident Wolfgang Reimer das Ganze wieder aufs Tapet gebracht. In einem Interview regte er unlängst an, einen dreispurigen Ausbau mit wechselseitigen Überholmöglichkeiten ins Auge zu fassen. Ein Vorschlag, der bei den hiesigen Landtagsabgeordneten aus der grün-schwarzen Regierung durchaus einen Nerv trifft.

„Das ist ein interessanter Ansatz und überlegenswert“, sagt Daniel Renkonen von den Grünen. Dagegen habe er sich schon immer gegen einen vierspurigen Ausbau der L1115 ausgesprochen, der ebenfalls lange zur Debatte stand. Damit wäre nämlich ein zu großer Eingriff in die Natur verbunden, gibt Renkonen zu bedenken. Auch die Landwirte hätten nichts von einer Erweiterung in diesen Dimensionen gehalten. Doch die Idee von Wolfgang Reimer sei „eine Kompromisslinie, mit der die Landwirte vielleicht leben könnten“, erklärt er. Zumal der Ausbau nach Auffassung von Daniel Renkonen Sinn ergibt. Er erinnert daran, dass die B14 bis Backnang auf vier Spuren verbreitert werde. Würde man dann nicht auch bei der sich andockenden L 1115 handeln, bestehe die Gefahr, ein verkehrliches Nadelöhr heraufzubeschwören.

Diese Problematik sieht auch Fabian Gramling von der CDU. „Wenn der Ausbau der B14 abgeschlossen ist, kommt mehr Verkehr“, stellt der Landtagsabgeordnete fest. Deshalb müsse man auch den Ausbau der L 1115 anpacken. „Es ist wichtig, jetzt von den Gesprächen raus zur Realisierung zu kommen“, betont Fabian Gramling.

Der CDU-Mann macht wie Daniel Renkonen deutlich, dass ein vierspuriger Ausbau nicht infrage kommt und verweist ebenfalls auf die Eingriffe in die Natur. Dazu kämen die hohen Kosten. Aber auch bei einer dreispurigen Variante würden die Bagger nicht gleich morgen anrücken. „Im Budget für 2017 ist die Maßnahme nicht enthalten“, konstatiert Daniel Renkonen. Mittel könnten frühestens 2017/18 im Landesetat eingestellt werden. Nur wenn sich ein anderes Projekt nicht realisieren lasse, könnten die Planungen für die L 1115 vielleicht vorgezogen werden, ergänzt Fabian Gramling.

Wobei noch nicht entschieden ist, ob der Ausbau überhaupt kommt. Zumal dafür viel Geld in die Hand genommen werden müsste. Eine aktuelle Kostenschätzung liegt beim Regierungspräsidium Stuttgart zwar nicht vor. Im Generalverkehrsplan des Landes war im November 2013 jedoch für das Projekt eine Summe von rund 56,5 Millionen Euro vermerkt. So oder so wollen sich Fabian Gramling und Daniel Renkonen aber dafür einsetzen, das Vorhaben wieder zu forcieren und in die Diskussion zu bringen – weil eben auch der Druck durch die Entwicklung an der B14 steigt.

Sollte es am Ende je grünes Licht für einen Ausbau geben, wollen beide eines nicht außer Acht lassen: den Lärmschutz für Großbottwar. Der sei unabdingbar, betont Daniel Renkonen. Es müssten auf alle Fälle die aktuellen Standards angelegt werden, fügt Fabian Gramling hinzu. Genau das fordert auch der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann. Zudem plädiert er dafür, die Straße im Falle eines Ausbaus weiter weg vom Ort zu rücken. Seine Position in der Sache werde er dem Regierungspräsidenten auch in einem Schreiben übermitteln. Den Vorschlag mit dem dreispurigen Ausbau könne er indes inhaltlich noch nicht bewerten, sagt Ralf Zimmermann. Dazu müsse er erst Details kennen und insbesondere wissen, welche Auswirkungen das auf Großbottwar hätte.

Mehr Informationen braucht zunächst auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. „Ob ein dreispuriger Ausbau etwas bringt, kann ich fachlich nicht beurteilen“, sagt er. Grundsätzlich sei es aber gut, wenn etwas zur Verbesserung der Situation unternommen werden solle. Das findet auch der Mundelsheimer Bürgermeister Holger Haist, der die neuen Gedankenspiele ansonsten gelassen verfolgt. „Wir sind davon nicht direkt betroffen“, erklärt er. Etwas kritisch sehe er nur, dass damit keine ortsnahe Umfahrung von Stuttgart geschaffen und die Verkehrsbelastung somit im Grunde nur zu weiter außen liegenden Kommunen verlagert würde.

Wolfgang Reimer hatte bei seinen Aussagen tatsächlich einen Bezug zum heiß diskutierten Nord-Ost-Ring hergestellt. Eine Kombination aus B14- und L1115-Ausbau hätte zwar nicht dieselbe Wirkung wie ein Nord-Ost-Ring, aber es würde sich eine Entlastung ergeben, die die Bürger zeitnah spüren, meinte der Regierungspräsident.

Und beim Regierungspräsidium (RP) ist man zurzeit auch guter Dinge, dass es mit einer Umetikettierung der L1115 zur Bundesstraße doch noch hinhaut. „Derzeit befindet sich die mögliche Aufstufung zwischen Land und Bund in der Abstimmung, eine förmliche Zustimmung des Bundes steht noch aus. Nach der Entscheidung des Bundes über die Aufstufung kann dann das weitere Vorgehen zum Ausbau des Streckenabschnitts abgestimmt werden“, teilt die Behörde mit. Befeuert wurde die Hoffnung des RP durch eine Aussage von Norbert Barthle aus dem Verkehrsministerium in Berlin beim Spatenstich zum Ausbau der B 14 von Nellmersbach nach Backnang am 10. Juni. Barthle habe dabei erklärt, dass „seitens des Bundes eine Aufstufung der L1115 im Streckenabschnitt zwischen Backnang und Mundelsheim grundsätzlich denkbar ist“, sagt RP-Sprecherin Katja Lumpp. „Daraufhin haben wir unseren Wunsch nochmals schriftlich hinterlegt.“