Torhüter Christopher Gäng (links) zeigt es an, als die Fans den Innenraum stürmen. Kurz danach hat er selbst die Beine in die Hand genommen. Foto:  

Sonnenhof Großaspach schlägt Magdeburg mit 1:0 und klettert auf Platz zwei. „Der Wahnsinn geht weiter“, sagt Michele Rizzi.

Großaspach -

Es hätte ein wahres Fußball-Fest werden können zwischen den Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach und dem 1. FC Magdeburg, wären da am Samstagmittag nicht die Szenen in der 82. Minute gewesen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die beiden Teams auf dem Feld einen tollen Schlagabtausch geliefert, umrahmt von feiernden Magdeburger Fans, die immer wieder mit tollen Choreografien aufwarteten. Doch dann passierte es: Ein Teil der Fans drehte durch – ausgelöst durch das 1:0-Strafstoßtor für die SG Sonnenhof Großaspach durch Michele Rizzi, das später auch als Siegtor diente, und Ordner, die ein Magdeburg-Banner abhängen wollten.

Erst öffneten sie das Tor zum Innenraum gewaltsam, anschließend griffen sie Ordner an, die dabei verletzt wurden und zu guter Letzt klauten sie einem Fotografen auch noch eine Kamera. Nur durch das mutige Eingreifen der eigenen Magdeburger Spieler konnte schließlich Schlimmeres verhindert und das Spiel fortgesetzt werden. Sie brachten die Meute wieder unter Kontrolle und in den Fanblock zurück, während der Großteil der Ordner geflohen war. Die Aspacher Spieler sowie das Schiedsrichtergespann hatten derweil Schutz auf der anderen Platzseite gesucht. Nach zehn Minuten konnte die Partie zu Ende gespielt werden – jedoch mit einem mulmigem Gefühl auf allen Seiten.

„Ich bin froh, dass die Magdeburger Spieler hin sind und es glimpflich ausgegangen ist. Sie haben das gut gelöst. Das war das einzig Richtige“, meinte Siegtorschütze Michele Rizzi später. Aspachs Torhüter Christopher Gäng, der die Meute in den letzten Minuten im Rücken hatte, empfand ein „ungutes Gefühl“. „Sie haben zuvor schon Feuerzeuge und Becher nach mir geworfen. Ich habe zum Glück nichts abbekommen“, erzählte er im Stadion-Innenraum und meinte: „Ich verstehe nicht, was das soll. Wir sind doch nur ein kleiner Dorfverein. Das war ohne Sinn und Verstand.“ Magdeburgs Trainer Jens Härtel verurteilte den Zwischenfall auf der anschließenden Pressekonferenz scharf: „Emotionen gehören zu unserem Sport dazu, aber so etwas darf nicht passieren. Das ist absolut nicht in Ordnung.“ SG-Cheftrainer Rüdiger Rehm fügte an: „Die Magdeburger haben bis dahin eine tolle Atmosphäre ins Stadion gebracht. Wie die Mannschaft das dann bewältigt hat, war sehr positiv.“ Das Ärgerliche bei der ganzen Sache war für beide Trainer das Wissen, dass die sportliche Leistung aufgrund der Vorfälle nur Nebensache sein würde – dabei war diese absolut hochklassig. Der zu diesem Zeitpunkt Dritte der Tabelle und der Fünfte lieferten sich nämlich ein tolles Duell.

„Wir haben gewusst, was auf uns zukommt. Magdeburg war ein sehr kompakter Gegner und wir sind selten in Situationen kommen, die uns und unserem Spiel liegen. Wichtig war aber, dass wir körperlich komplett dagegengehalten und uns ins Spiel reingekämpft haben“, meinte Rüdiger Rehm. Beide Teams schenkten sich von Beginn an nichts, scheiterten aber immer wieder vor dem Tor. Während Sebastian Schiek auf der Linie klärte (31.), vergaben Pascal Breier (19.) und Tobias Schröck (45.) in Hälfte eins beste Chancen. Nach der Pause erhöhten die Hausherren dann den Druck und „setzten in vielen wichtigen Situationen gut nach“, wie es Rehm ausdrückte. „So ist auch die Elfmetersituation zustande gekommen“, meinte er. Timo Röttger war in der 81. Minute von Andre Hainault gehalten und zu Fall gebracht worden. Michele Rizzi trat anschließend zum fälligen Foulelfmeter an und traf, obwohl Gäste-Keeper Jan Glinker noch am Ball war. Was folgte waren die oben genannten unschönen Szenen. Die letzten Minuten spielten beide Teams dann einfach nur noch herunter.

„Der Sieg war nicht ganz unverdient, aber sicher war es ein Spiel, bei dem beide Mannschaften auch mit einem Unentschieden hätten leben können“, resümierte der Großaspacher Coach nach Spielschluss. Für Siegtorschütze Michele Rizzi war derweil klar: „Der Wahnsinn geht weiter!“ SG Sonnenhof Großaspach:
Gäng – Schiek, Leist, Gehring, Vecchione – Renneke (67. Dittgen), Schröck, Rizzi, Röttger (89. Binakaj) – Rühle, Breier (61. Ngankam)