Der Moment des Schreckens: Magdeburger Fans öffnen das Fluchttor und stürmen in den Innenraum. Bis zum Spiel gegen Dynamo Dresden am 4. Dezember muss dieses jetzt wieder repariert sein. Foto:  

Die SG Sonnenhof Großaspach und der 1. FC Magdeburg haben sich öffentlich zu der Randale während des Drittliga-Spiels geäußert.

Großaspach - Eines ist klar: Die Ausschreitungen während der Drittliga-Partie zwischen der SG Sonnenhof Großaspach und dem 1. FC Magdeburg am Samstagmittag (wir berichteten) werden ein Nachspiel haben – für beide Vereine. Während der Gast aus Magdeburg mit einer Geldstrafe von Seiten des DFB rechnen darf und zudem nach dem vierten Vorfall dieser Art noch mehr mit seinem Ruf zu kämpfen haben wird, steht für die Hausherren die Aufklärung der Vorfälle auf dem Programm. Nebenbei müssen die Aspacher die entstanden Schäden in der Arena reparieren – und davon gibt es einige.

Rückblick: Es war die 82. Minute und damit kurz nach dem verwandelten Foulelfmeter zum 1:0 für die SG, als ein paar Chaoten aus dem Magdeburger Lager auf der Gegengerade anfingen, die Rollbande zu beschädigen. „Sie haben das Steuerelement herausgerissen“, sagt Manuel Busch, Einsatzleiter der SG Sonnenhof Großaspach. Ordner eilten zu den Randalierern, es kam zu Handgreiflichkeiten. Das wiederum heizte einige Magdeburger Fans im Stehblock so sehr an, dass sie das Fluchttor zum Innenraum öffneten und gewaltbereit auf das Handgemenge zurannten. Einige Ordner flohen, die Magdeburger Spieler eilten zum Schlichten herbei. Nach ein paar Minuten waren alle Fans wieder in ihrem Block, das Spiel konnte zu Ende gebracht werden. Das Resümee dieser Auseindersetzung fiel trotz des schnellen Eingreifens des Magdeburger Teams alles andere als gut aus: Neben vier verletzten Ordnern, die zwischenzeitlich übrigens wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten, gibt es zwei kaputte Fluchttore, eine zerstörte Rollbande sowie ein zerrissenes Hintertornetz und zahlreiche kaputte Werbebanner. Hinzu kommt eine Anzeige wegen Diebstahls einer Kamera. „Außerdem läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruch und Verstoß gegen die Stadionordnung“, berichtet Jürgen Hamm, der Leiter des Polizeireviers Backnang, der am Samstag während des Spiels auch die Einsatzleitung innehatte. Dass die Polizei während der Vorfälle vor dem Stadion blieb und nicht eingriff, hält er nach wie vor für richtig.

„Meistens ist es so, dass es noch mehr eskaliert, wenn die Polizei dazukommt“, sagt er und erklärt zudem: „Im Stadion ist der Ordnungsdienst für die Sicherheit zuständig. Die Polizei schreitet nur ein, wenn es gar nicht anders geht. Da der Tumult sich am Samstag aber schnell wieder beruhigt hat, war ein Eingreifen aus unserer Sicht nicht nötig.“ Beamte seien jedoch für den Ernstfall in Schlagdistanz bereit gestanden, betont Hamm. Ebenso wie weitere Ordner, wie Manuel Busch, der Einsatzleiter der SG, anfügt. „Wir hatten die Sicherheitsbestimmungen und die Zahl des Sicherheitspersonals aufgrund der hohen Zahl der Gästefans und Kategorisierung einiger Besucher deutlich aufgestockt“, sagt er und widerspricht damit der Aussage von Gäste-Trainer Jens Härtel, „dass man hier und da ein paar mehr Ordnungskräfte parat haben muss, wenn bekannt ist, dass Magdeburg mit vielen Anhängern kommt“.

Dass einige Ordner geflüchtet sind, anstatt sich den Randalierern in den Weg zu stellen, will die SG Sonnenhof Großaspach noch prüfen. Fakt ist: „Wenn die Situation drastischer geworden wäre, hätten wir eingegriffen. Wir haben uns in diesem Moment aber bewusst dafür entschieden, deeskalierend zu agieren und nicht noch mehr Leute hinzuschicken“, sagt Busch.

Zum Sicherheitskonzept allgemein betont er: „Wir haben immer mittwochs vor den Spielen ein Sicherheitsgespräch, bei dem wir dann gemeinsam mit Vertretern der Polizei, des Vereins, der Gemeinde, des Ordnungsdienstes sowie den Sicherheits- und Fanbeauftragten Maßnahmen besprechen. Wir waren also vorbereitet.“ Für das Verhalten der einzelnen Ordnungskräfte sei die SG indes nicht verantwortlich. „Wir haben eine externe Sicherheitsfirma und kaufen diese Leistungen ein. Alle Ordner bekommen regelmäßige Ordnerschulungen und sind zertifiziert. Außerdem weisen wir Vertreter der Firma vor jedem Heimspiel auf Besonderheiten hin. Mehr können wir nicht tun“, betont Busch, der aber ebenso wie alle im Verein um Aufklärung bemüht ist. Heute steht deshalb ein weiteres Gespräch mit der Polizei und dem Ordnungsdienst an, am Donnerstag wird es dann ein abschließendes Treffen aller geben. Bereits gestern hatten Jürgen Hamm und Manuel Busch eine Beweisaufnahme geführt. „Wir müssen jetzt bis ins Detail alles aufklären, um künftig auch bei Risikospielen solche Situationen zu vermeiden“, sagt Manuel Busch.