In der umkämpften Partie hat Julian Leist (am Ball) den Platz mit Rot frühzeitig verlassen müssen. Foto: avanti

Sonnenhof Großaspach und Carl Zeiss Jena haben sich einen hochinteressanten Kampf im Schneegestöber geliefert. Am Ende stand dennoch ein 0:0.

Großaspach - So ein Spiel erlebt man als Spieler, Funktionär oder Zuschauer auch nur selten. Denn fußballerische Leckerbissen oder technische Raffinessen waren schon vor dem Anpfiff ausgeschlossen. Ein Blick auf den Rasen der Aspacher mechatronik-Arena genügte am Samstagmittag, um zu wissen: Bei diesem Drittliga-Duell zwischen der SG Sonnenhof Großaspach und Carl Zeiss Jena werden Kampf, Leidenschaft und wahrscheinlich auch Zufall und Glück entscheiden. Zwei Stunden vor der Partie hatte nämlich Schneegestöber eingesetzt und den bis dahin grünen Rasen in eine Winterlandschaft per excellence verwandelt. Helfer mit Schneeschaufeln, pinkfarbene Seitenlinien und ein knallgelber Ball sorgten zwar dafür, dass die Partie angepfiffen werden konnte. Wirklich mit Fußball hatte das, was sich da auf dem Feld abspielte, aber nicht viel zu tun.

„Es ist unglaublich. Letztes Mal hat es Freitagabend angefangen zu schneien, so dass wir die Partie gegen Hansa Rostock absagen mussten. Diesmal zwei Stunden vor der Partie“, sagte SG-Trainer Sascha Hildmann kopfschüttelnd. Er und sein Team nahmen die Begebenheiten aber ebenso an wie die Gäste und haderten nach den 90 Minuten und dem 0:0-Unentschieden eher mit anderen Dingen als mit dem winterlichen Wetter.

Während die Gäste aus Jena, die mehr als fünf Monate lang keinen Punkt mehr auswärts geholt hatten, sich über ihre mangelnde Chancenverwertung aufregten, war den Aspachern der gegen sie ausgesprochene Elfmeter in der 63. Minute ein Dorn im Auge. Aspachs Innenverteidiger Kai Gehring war der Ball bei einer Rettungstat im Strafraum im Fallen vom Bein an den Arm gesprungen – für den Unparteiischen eine strafbare Handlung, für Hildmann eher „ein Witz“. „Was soll er denn machen? Er fliegt auf den Ball. Das ist niemals ein Elfmeter“, regte er sich auf. Das Gute aus SG-Sicht: Der Strafstoß hatte dank Keeper Kevin Broll keine Folge. Er hielt den Schuss von Timmy Thiele und seine Mannschaft damit im Spiel. „Ich hatte so ein Gefühl und habe mich deshalb gegen den Rat von unserem Torwart-Trainer entschieden, der mir vorher die andere Ecke gesagt hat“, verriet Kevin Broll später.

Das war umso wichtiger, da die Aspacher fast die komplette zweite Halbzeit in Unterzahl spielen mussten. Julian Leist hatte in der 47. Minute nach einem Foul im Mittelfeld zu Recht Rot gesehen. Die Aspacher waren darüber zwar kurz geschockt, spielten dann aber wieder munter mit.

„Beide Mannschaften haben heute alles reingeworfen und gekämpft“, resümierte Sascha Hildmann später und musste erstmal runterkommen. „Das Spiel war heute so aufregend und aufreibend“, meinte er. Denn: Kontrolliert war an diesem Mittag nicht ein Spielzug. Vielmehr folgte eine Rutschpartie auf die nächste, ein holpernder Ball jagte den nächsten. Immer und immer wieder landeten die Bälle beim Gegner anstatt in den eigenen Reihen, und so ergaben sich zahlreiche Chancen – ganz zur Freude der Zuschauer, die so allerhand geboten bekamen. Einer stand dabei an diesem Mittag im Mittelpunkt: Torhüter Kevin Broll. Nicht nur den Elfmeter hielt er fest, in der 33. Minute entschärfte er einen strammen Schuss, und in der 78. Minute behielt er im Eins-gegen-eins gegen Jenas Timmy Thiele ebenso die Oberhand. „Dass ich der Mannschaft heute helfen konnte, freut mich. Ein 1:0 wäre aber noch schöner gewesen. Wir hatten ja Chancen“, meinte der Keeper. Joseph Gyau etwa. Er rutschte in der 65. Minute jedoch frei vor dem Tor über den Ball.

Am Ende blieb es beim 0:0, mit dem beide Teams dann auch leben konnten. „Das Unentschieden ist gerecht“, resümierte Sascha Hildmann und fügte an: „Mit zehn Mann fast die ganze Halbzeit zu Ende zu spielen und sich dann noch Chancen herauszuspielen, das stimmt positiv. Wir haben uns nie aufgegeben, das freut mich.“ Torhüter Kevin Broll sprach aufgrund der Unterzahl ebenfalls von einem „gewonnenen Punkt“. Und Mario Rodriguez? – Der wollte einfach nur noch in die Kabine. „Es ist kalt“, meinte er. Kein Wunder: Das Schneegestöber fand kein Ende.

SG Sonnenhof Großaspach:
Broll – Özdemir, Gehring, Leist – Baku, Hägele, Hofmann (72. Bösel), Sohm – Sané, Gyau, Rodriguez (81. Röttger).