Marcus Meyer (links) und Christian Bollacher (Mitte) vom Landesamt für Denkmalpflege im Gespräch mit Bürgermeister Ralf Zimmermann. Foto: Werner Kuhnle

Die Wanderausstellung „Archäologie – Landwirtschaft – Forstwirtschaft“ im Rathaus ist eröffnet worden.

Großbottwar - Das Bottwartal war schon früh besiedelt. Zeugnisse davon tauchen immer wieder im Boden auf. Boden, der sowohl landwirtschaftlich als auch forstwirtschaftlich genutzt wird. Dass das zu einer Interessenskollision führen kann, aber nicht muss, zeigt die Wanderausstellung „ArchäologieLandwirtschaftForstwirtschaft“ im Foyer des Großbottwarer Rathauses, die Bürgermeister Ralf Zimmermann am Montagabend eröffnet hat und die noch bis zum 9. August zu sehen sein wird.

Die Stadt sei bestrebt, Denkmale für die Nachwelt zu erhalten, betonte der Bürgermeister. Dies gelte auch, „wenn der Pflug auf das Denkmal trifft“. Das ist dem Großbottwarer Landwirt Martin Ziegler schon mehrfach passiert. So wurde er beim Pflügen auf dunkle Bodenverfärbungen auf der Hannenbacher Höhe aufmerksam. Der ehrenamtliche Beauftragte für Denkmalschutz, Markus Pantle, den er einschaltete, entdeckte dort uralte Scherben und informierte seine Kontaktleute beim Landesamt für Denkmalpflege, Christian Bollacher und Marcus Meyer. Die stellten fest, dass auf der Hannenbacher Höhe in der Jungsteinzeit ein Langhaus der bandkeramischen Kultur gestanden haben muss. „Dort lebten Einwanderer aus dem Südosten, die beispielsweise die Linse als Kulturpflanze zu uns gebracht haben“, erklärte Bollacher dem interessierten Publikum. Zwischen dem Wunnenstein und dem Forstberg wiederum gebe es im Wald bislang noch undatierte Grabhügel, die durch die forstwirtschaftliche Nutzung mit schweren Fahrzeugen gefährdet seien.

Bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert ist bekannt, dass im Gewann Mäurich ein römischer Gutshof stand. Deshalb ist Martin Ziegler dort beim Pflügen besonders aufmerksam. Und tatsächlich: 2013 entdeckte er nicht nur eine winzige Glasperle aus römischer Zeit, sondern auch die Überreste von Ziegeln. Nachdem Markus Pantle den Fund begutachtet hatte, kontaktierte er wiederum die Denkmalbehörde. Es zeigte sich, dass den beiden engagierten Männern eine kleine Sensation gelungen war. Sie hatten nämlich die Überreste eines Ziegelofens gefunden. Und der gehörte „mit 99-prozentiger Sicherheit“, so Meyer am Montagabend, zum Gutshof des Gaius Longinius Speratus, denn die Ziegel sind mit seiner Signatur GLSP versehen. Ein echter Glücksfall, wie der römische Gutshof überhaupt. „Er ist einer der wenigen im Land, von dem man den antiken Besitzer kennt“, betonte der Fachmann.

Ein Glücksfall ist aber auch die Zusammenarbeit vor Ort, dank der der Gutshof nun „auf Dauer vor dem Pflug geschützt ist“, wie es Bollacher formulierte. „Hier ist gelungen, um was wir sonst immer kämpfen müssen.“ Dank intensiver Gespräche mit den Eigentümern und auch dank Fördergeldern habe man die betreffenden Grundstücke aufkaufen können, sagte Bürgermeister Thomas Zimmermann. Zwei Gedenktafeln sollen voraussichtlich im Oktober enthüllt werden.

Martin Ziegler allerdings, der mit seiner Entdeckung alles angestoßen hat, hat nun ein kleines Problem. Denn er kann den Acker nicht mehr landwirtschaftlich nutzen, was bedeutet, dass er Ersatzflächen von der Stadt braucht. „Aber das war mir vorher schon bewusst“, sagte er am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Fund ist ihm die Mühe wert.