Der Bauschutt liegt seit dem 3. Juli auf dem Grundstück in Gronau. Die Nachbarn drängen darauf, dass mit diesem Anblick bald Schluss ist. Foto: KS-Images.de

Der Bauschutt liegt seit dem 3. Juli auf dem Grundstück in Gronau. Die Nachbarn drängen darauf, dass mit diesem Anblick bald Schluss ist.

Gronau - Gronau - Der Mühlhof liegt mitten im Gronauer Ortskern – eine Attraktion ist er aber beileibe nicht. Das liegt einerseits am abrissreifen Gebäude, andererseits an einem wuchtigen Bauschutthaufen davor. Auf diesen Anblick würden die Nachbarn gerne verzichten. Das stellt Gudrun L. klar, die ihren wirklichen Namen zwar nicht in der Zeitung lesen will, aber hofft, über einen Medienbericht dem Ärger der Anwohner einen Kanal zu verschaffen, „damit sich auf dem Grundstück endlich etwas tut“.

Die Misere begann am 3. Juli. „Da kamen Lastwagen – wir dachten, es geht jetzt los“, berichtet Gudrun L., die den geplanten Abriss und den Bau eines Mehrfamilienhauses gutheißt. „Das Gebäude ist schon seit Jahren unbewohnt“, erzählt sie. Auch die Nachbarn seien der Meinung, dass der Schandfleck beseitigt gehört. Doch die Lastwagen, die am 3. Juli kamen, nahmen nichts mit, sondern brachten den Bauschutt, der bis heute immer noch dort herumliegt. „Der Anblick hat uns alle sehr irritiert“, sagt Gudrun L. Gerüchteweise stamme der Bauschutt von einem abgerissenen Haus in Beilstein. Fensterrahmen, Klobürsten, Abflussrohre – das wüste Sammelsurium an Unrat wirke wie eine Müllkippe. „Wir befürchten, dass sich Ungeziefer einnistet und Ratten kommen“, sagt die Anwohnerin, die sich zudem sorgt, der in der Nähe vorbeifließende Mühlkanal könne verschmutzt werden.

Die Nachbarn informierten am 3. Juli umgehend die Gemeinde. Nachdem sich wochenlang nichts tat, schrieben sie am 2.  August an das Landratsamt Ludwigsburg. „Wir haben den Eindruck, keiner kümmert sich darum“, sagt Gudrun L, die aber zumindest dem Bürgermeister Markus Kleemann bescheinigt, sich der Sache angenommen zu haben und sie im Sinne einer Klärung weiterzuverfolgen.

Der Rathauschef war am Dienstag wegen eines ganztägigen Außentermins nicht erreichbar, dafür aber der Bauamtsleiter Volker Wanner, in dessen Ressort der Fall angesiedelt ist. „Wir haben sofort nachgeschaut und den Fall an das Landratsamt Ludwigsburg, das zuständig ist, weitergeleitet“, erklärt der Beamte. Nach seiner Einschätzung könnte es sich um eine illegale Müllentsorgung handeln. „Der Platz ist dafür nicht vorgesehen, und es gibt offenbar keine Genehmigung“, denkt Wanner, ohne zu wissen, wie das Landratsamt den Fall letztlich beurteilt. Nach seinen Informationen wolle das Abrissunternehmen mit dem Bauschutt im Untergrund eine Rampe bauen, um damit mit dem dann höher platzierbaren Bagger das Gebäude besser abreißen zu können. „Gegen einen solchen Plan ist nichts einzuwenden, er müsste dann aber auch durchgezogen werden“, findet Volker Wanner.

Das Landratsamt Ludwigsburg geht indes nicht von einer unerlaubten Müllablagerung aus. Vielmehr sei der Bauschutt mit der Absicht dort abgeladen worden, das Gelände für den Gebäudeabbruch zu erhöhen, teilt die Behörde auf Anfrage unserer Zeitung mit. Der Bauträger sei deshalb auch nicht verpflichtet, den Schutt zu entfernen.

Laut Landratsamt stammt der Abfall von einem Fachwerkhaus aus Beilstein. Eine Gefahr für die Umwelt sei nicht zu erwarten. „Wir haben aber die Gewerbeaufsicht des Landratsamts Heilbronn informiert“, teilt der Pressesprecher Andreas Fritz mit, da das Fachwerkhaus nicht selektiv rückgebaut worden sei. Das Material sei durchaus noch für den beabsichtigten Zweck geeignet. Der Abrissunternehmer habe glaubhaft versichert, dass er den Bauschutt noch benötige. Deshalb sehe die Behörde keinen Anlass, ihn zum baldigen Abtransport zu drängen. Auch drohe keine Bestrafung.

Das sieht auch Andreas Rettke so, der Abrissunternehmer. „Ich will mit der Erhöhung den Mühlhof abreißen, bin bisher nur noch nicht dazu gekommen“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Er habe Probleme gehabt, einen Bagger „von weiter her“ zu bekommen. Rettke sieht es als Frechheit an, „dass Nachbarn ihre Erde in die Baustelle gekippt haben, damit es dort stinkt und alle noch mehr aufgebracht sind.“ Der Unternehmer verspricht, noch diese Woche mit dem Abriss zu beginnen.