Würfel gehören zum Material der kleinen privaten Grundschule: Die Kinder Foto: Sabine Rochlitz

Beim Tag der offenen Tür in der bürgerschaftlich getragenen Marbacher Grundschule haben sich die Gästekinder aktiv beteiligt.

Marbach
Etliche Familien haben am vergangenen Sonntag den Weg in die Freie Schule Christophine gefunden – unter anderem aus Rielingshausen, Kleinbottwar, Erdmannhausen und sogar aus Waiblingen. Traditionell lädt die kleine Marbacher Privatschule am zweiten Advent zum Tag der offenen Tür.

Wer sich für die besondere Pädagogik der einzigen alternativen Grundschule im Landkreis Ludwigsburg interessiert, konnte sich von Schulleiter Lorenz Obleser über deren Rahmenbedingungen und die dort gepflegte Lernkultur informieren lassen.

Im Herzstück des großen Schulsaals – dem hölzernen Rund, in dem die Schulgemeinschaft mehrfach täglich zusammenkommt – erklärte Lorenz Obleser den strukturierten Tagesablauf, der den Kulturtechniken einen hohen Stellenwert einräumt, dennoch aber viel Raum für eigenständiges Arbeiten lässt.

Auch viele Eltern der 13 Schulkinder, die derzeit die Christophine besuchen, waren gekommen, um von ihren Erfahrungen zu berichten. Zwischen den Kindern – denen, die hier bereits selbstbestimmt und in ihrem jeweils eigenen Tempo lernen, und denen, die dies vielleicht in Zukunft tun werden – gab es sowieso keine Barrieren. Vor allem der Zuber mit den vielen Würfeln, der zum Standardprogramm mancher Tischarbeitszeit gehört, hatte es den Kleineren angetan. Da entstanden in der Kreativecke Türme oder lange Mauern, die zunächst konzentriert aufgebaut, dann aber auch mit Wonne wieder eingerissen wurden. „Es zeigt sich, dass die Kinder unmittelbar die Arbeitsweise der Schulkinder, die sie gar nicht kennen, aufgreifen“, sah Obleser das Prinzip des jahrgangsübergreifenden Unterrichts bestätigt.

Nebenan im Lernlabor bastelte die Lehrerin Doris Schad mit anderen Kindern nach einer Art Scherenschnitttechnik Sterne aus Papier. „Die Anleitung stammt von der größeren Schwester eines unserer Erstklässler“, berichtete die junge Pädagogin. Eine Art des gegenseitigen Lernens und Adaptierens, das im täglichen Miteinander der Fünf- bis Elfjährigen häufig praktiziert wird. Und auch die Älteren profitieren davon – denn um jemandem etwas vermitteln zu können, muss man es selbst richtig verstanden haben, heben Experten hervor.

Eine Familie fand es besonders ansprechend, dass die Kinder hier nicht nur den Gegenstand ihres Lernens selbst bestimmen, sondern dass ihrem natürlichen Lernwillen und ihrer Wissbegierde keine Grenzen gesetzt werden. „Jedes Kind ist anders“, stellte Schulleiter Obleser klar. Auf die unterschiedliche Geschwindigkeit und die Bedürfnisse der Kinder gehen er und Doris Schad sehr individuell ein. „Ich finde das Konzept interessant, weil die Würde der Kinder hier große Beachtung findet“, meinte eine andere Mutter. Viele Eltern hätten gefragt, wie es nach der vierten Klasse weitergeht, sagte Obleser. In den fast sechs Jahren des Bestehens der Chris-tophine habe man bereits einige Kinder verabschiedet. Die seien so gestärkt, dass sie sich freudig und ohne Probleme in den fünften Klassen der weiterführenden Schulen zurechtfänden, betonte der Schulleiter. In der Christophine können Kinder übrigens auch zum Jahresanfang eingeschult werden. Informationsgespräche
im Schulhaus in der Ludwigsburger Straße können mit Schulleiter Lorenz Obleser per E-Mail an lorenz.obleser@freie-schule-christophine.de oder unter Telefon 01  70 / 3 11 04 52 vereinbart werden.