Viele Besucher haben erst vor Ort von der Spielabsage erfahren. Foto: avanti

Warum die Oberliga-Partie des SGV Freiberg gegen den SSV Reutlingen ausgefallen ist, darüber gibt es verschiedene Aussagen.

Freiberg -

Es läuft in dieser Saison einfach nicht rund beim SGV Freiberg. Während die sportliche Situation locker als prekär bezeichnet werden kann, gibt es nun auch noch Wirbel abseits des Platzes. Grund ist die Spielabsage gegen den SSV Reutlingen. Zu den Fakten: Die Oberliga-Partie zwischen dem SGV Freiberg und dem SSV Reutlingen hat am Samstagmittag nicht stattgefunden. Warum – da gibt es jedoch zweierlei Varianten. Während auf der Facebook-Seite des SGV Freiberg am Samstagmittag die Wetterlage als Grund der Spielabsage genannt wurde, heißt es in einer zeitgleich vom Verein verschickten Pressemitteilung: „Spielabsage aufgrund ungewöhnlicher Aktivitäten im Vorfeld der Oberligabegegnung“. Der neutrale Beobachter fragt sich nun: Ja was denn jetzt?

Hakt man beim Verein nach, bekommt man kurioserweise auch wieder verschiedene Aussagen. Während Vizepräsident und Spielleiter Karl-Heinz Zauchner sowie der sportliche Leiter Dieter Gerstung sich einig darin waren, dass die Partie aufgrund der Wetterlage abgesagt wurde, nannte Pressesprecher Joachim Plemenik in seiner Mitteilung ganz andere Gründe. Doch zuerst zur Version von Karl-Heinz Zauchner und Dieter Gerstung. „Die Kommision des wfv hat den Platz am Vormittag besichtigt und die Partie abgesagt. Eine Verlegung auf den Kunstrasenplatz war nicht möglich, da die Partie gegen Reutlingen ja als Hochsicherheitsspiel eingestuft wurde“, erklärt Zauchner am Mittag. Auf Nachfrage, was es denn mit der vom Verein verschickten Pressemitteilung auf sich hat, gibt es keine Antwort. Nur den Verweis auf die Polizei, was vermuten lässt: Irgendetwas scheint im Hintergrund doch gelaufen zu sein. Was, das klärt eine vom Polizeipräsidium Ludwigsburg verschickte Pressemittelung später am Mittag auf. Diese stützt die von Joachim Plemenik versendete Mittelung des Vereins, dass es im Vorfeld der Partie „ungewöhnliche Aktivitäten“ gegeben habe. Bereits am Freitagvormittag war auf der Tribünen-Rückseite des Wasenstadions „ein Freundschaftsbeweis“ in Form eines riesengroßes Graffitis entdeckt worden. „Wir vermuten, dass das ein Gruß des Fanclubs Commando Cannstatt an die Reutlinger Szene E war“, so SGV-Pressesprecher Joachim Plemenik. Dieses ließ erahnen, dass sich beide Gruppierungen am Samstag im Wasenstadion treffen würden – erst Recht, nachdem es in der Nacht von Freitag auf Samstag in Ludwigsburg zu Ausschreitungen der beiden Fangruppierungen gekommen war.

In der vom Polizeipräsidium Ludwigsburg am Samstag versendeten Pressemitteilung heißt es: Bei Ausschreitungen gewaltbereiter Fangruppierungen aus Reutlingen und Stuttgart in der Ludwigsburger Innenstadt wurden in der Nacht zum Samstag drei Polizeibeamte und drei weitere Personen leicht verletzt. Die Polizei nahm fünf Randalierer vorläufig fest. Sie wurden mittlerweile nach Durchführung polizeilicher Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Eine Streifenbesatzung der Polizeihundeführerstaffel traf gegen 0:10 Uhr im Bereich des Bahnhofs auf eine etwa 60-köpfige Personengruppe. Einzelne Personen aus der Gruppierung zeigten sofort aggressives Verhalten und stießen gegenüber den Beamten lautstarke Beleidigungen aus, teilt die Polizei mit. Weiter sagt sie: Bei der anschließenden Personenkontrolle wurden die Polizisten aus der Gruppe heraus angegangen, gestoßen und weiter beleidigt. Nachdem in der Folge weitere Streifenbesatzungen zur Unterstützung eintrafen, flogen Flaschen und herausgezogene Verkehrszeichen. Des Weiteren wurden zwei Personen durch den Einsatz eines Diensthundes leicht verletzt. Ein Dritter zog sich eine Kopfverletzung zu. Die Randalierer flüchteten anschließend in die Innenstadt. Im Verlauf der polizeilichen Maßnahmen unter Einsatz von 28 Streifenbesatzungen der Polizeireviere aus den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen, der Kriminalpolizei und der Verkehrspolizeidirektion sowie eines Polizeihubschraubers konnte die Lage schließlich beruhigt und fünf Tatverdächtige vorläufig festgenommen werden. Die jungen Männer zwischen 18 und 25 Jahren wurden in die Hafteinrichtung des Polizeireviers Ludwigsburg gebracht und im Laufe des Vormittags nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart wieder auf freien Fuß gesetzt. Die übrigen Personen, die mit Zügen und Autos angereist waren, hatten die Innenstadt bis gegen 2 Uhr verlassen. Die Ermittlungen wegen Verdachts des Landfriedensbruchs und Widerstandes gegen Polizeibeamte dauern an. Am Ende der Mitteilung gibt es auch noch einen Hinweis auf die inzwischen witterungsbedingt abgesagte Partie zwischen Freiberg und Reutlingen.

Alleine dieser Hinweis lässt den Schluss zu, dass die Absage Thema war – ob aus diesem oder jenen Grund. Fakt ist: Nicht nur das Graffiti wird vorerst bleiben, sondern auch die Frage, ob tatsächlich das Wetter und nicht etwa doch Sicherheitsgründe ausschlaggebend für die Absage waren – wenngleich das außer SGV-Pressesprecher Joachim Plemenik niemand zugeben will. Auch nicht auf Nachfrage.