Die TSG Backnang hat sich gegen Freiberg und Steven Kröner (links) in entscheidenden Szenen als aggressiver und zielstrebiger gezeigt. Foto: Alexander Becher

Im Oberliga-Derby beim Mitaufsteiger TSG Backnang unterliegt der SGV Freiberg trotz eigener Führung mit 1:5 (1:2).

Freiberg - Zur tragischen Figur der äußerst unterhaltsamen Fußballpartie zwischen den Oberligisten TSG Backnang und SGV Freiberg wurde Hakan Kutlu unfreiwillig in der 35. Minute. Der Freiberger Offensivmann war nach einem langen Ball von Kapitän Steven Kröner frei durch, hatte viel Zeit zu überlegen, auf welche Art er Backnangs Keeper Pascal Bertram überwinden könnte. Er nahm sich die Zeit jedoch nicht, schoss überhastet ab und beförderte den Ball an den Fangzaun hinter dem Tor. Es wäre das 2:0 der Freiberger gewesen, die zehn Minuten zuvor durch Marcel Sökler in Führung gegangen waren. Der Stürmer hatte nach einer punktgenauen Hereingabe von Savino Marotta am langen Pfosten eingeschoben.

Doch das Oberliga-Derby spielte sich nun einmal nicht im Konjunktiv ab. Und so stand es weiterhin „nur“ 1:0 für die Gäste – die dieser vergebenen Großchance später nachtrauern sollten. Denn aus der guten Ausgangsposition schlug Freiberg kein Kapital. Im Gegenteil: Mit 1:5 ging das Team baden. „Wir müssen mit 2:0 oder 3:0 in Führung gehen. So aber haben wir Backnang am Leben gehalten“, sagte Freibergs Trainer Ramon Gehrmann nach Abpfiff.

Nun war es allerdings nicht so, dass Backnang bis zur möglichen Vorentscheidung unterlegen war. Die Hausherren störten die Freiberger Abwehrspieler mit frühem Pressing beim Spielaufbau, kamen selbst zu guten Chancen. Mario Marinic war hierbei besonders auffällig: Erst schoss der Torjäger nach einem schnell ausgeführten Freistoß knapp vorbei, während die SGV-Spieler noch mit dem Schiedsrichter diskutierten (9.). Drei Minuten später verfehlte er den Freiberger Kasten nur um Zentimeter. Und auch einen Ballgewinn an der Strafraumgrenze gegen Denis Zagaria konnte er nicht nutzen (20.).

In Anbetracht des Backnanger Chancenplusses war die SGV-Führung durch Sökler dann eher schmeichelhaft – es war der erste Torschuss der Gäste (24.). Nach der verpassten Kutlu-Chance zum 2:0 – auch Sökler hatte aus guter Position vergeben (26.) – kippte dann die Partie. Jeweils nach Hereingaben von der Grundlinie beförderten Marinic (40.) und mit dem Pausenpfiff Julian Geldner den Ball ins Tor. „In diesen Szenen war Backnang einfach deutlich gieriger als wir“, gestand Ramon Gehrmann ein.

Nach einem Fehler im Aufbauspiel, diesmal durch Marco Pischorn, fiel das 3:1. Backnangs Sebastian Gleissner bedankte sich und schob ein (59.). „Wir haben zu viele Bälle aus der Abwehr heraus ins Zentrum gespielt. Obwohl wir uns das Gegenteil vorgenommen hatten“, haderte Gehrmann. Backnang stürmte weiter und belohnt sich: Mario Marinic schloss einen sehenswerten Spielzug zum 4:1 und zur Vorentscheidung ab (64.). Den Freibergern gelang es in dieser Phase lange nicht, für Entlastung zu sorgen, sie mussten sogar ein weiteres Gegentor verkraften. Erneut war es Mario Marinic, der für die sich in einen Rausch spielenden Gastgeber traf (71.). Erst in der Schlussphase konnte Freiberg sich wieder stabilisieren. Bezeichnend war, dass die Mannschaft aber erneut sehr gute Chancen wie durch den frei stehenden David Kienast ungenutzt ließ (81.).

SGV Freiberg:
P. Nagel – Pischorn (64. Kienast), Zagaria, Fausel – Marotta (87. Wojcik), Kröner, Fossi (71. Schlimgen), Gentner – Kutlu, Sökler, Pollex (60. Schiffmann).