Ob dem Frust ein großer Umbruch folgt ist unklar. Klar ist nur, jetzt werden erstmal Gespräche mit allen Spielern geführt. Foto: avanti

Der SGV Freiberg will so schnell wie möglich wieder zurück in die Fußball-Oberliga.

Freiberg - Natürlich war die Enttäuschung beim SGV Freiberg am Samstag groß, als der Abstieg aus der Fußball-Oberliga feststand. Aber der scheidende Trainer Marcus Wenninger äußerte dennoch eine optimistische Hoffnung: „Eigentlich sollten wir in dieser Situation ja eher kleinere Brötchen backen. Trotzdem glaube ich daran, dass der SGV Freiberg in absehbarer Zeit in der Lage ist, die beste Saison der Vereinsgeschichte zu wiederholen. Das war seinerzeit ein fünfter Platz in der damals vierthöchsten Liga.“ Übersetzt wäre das die Regionalliga.

Ganz so mutig wollten die restlichen Offiziellen des SGV nicht sein. Dennoch ist der Tenor ganz klar: Die Freiberger sehen sich nach eigenem Selbstverständnis in der Oberliga, der Abstieg soll wie schon 2011 nur ein Betriebsunfall sein. Und heute wie damals soll Ramon Gehrmann es richten. Der Trainer, der 2012 den direkten Wiederaufstieg schaffte, wird ab sofort nach einem Jahr Pause wieder das Ruder übernehmen. Ein Jahr, in dem so ziemlich alles schief ging, insbesondere in der Hinrunde. „Wir müssen uns sicher auch im Vorstand hinterfragen. Ich habe zum Beispiel zugelassen, dass wir im Lauf der Hinrunde vier Trainer hatten. Ich hoffe aber, dass mit Ramon Gehrmann wieder Ruhe einkehrt. Das Ziel ist ganz klar der direkte Wiederaufstieg“, sagte Präsident Emir Cerkez nach dem letzten Saisonspiel.

„Hoffnungsträger“ Ramon Gehrmann äußerte sich gewohnt zurückhaltend: „Natürlich wollen wir wieder rauf. Aber da sind wir nicht die einzigen. Erfahrungsgemäß ist es leichter, in der Oberliga im Mittelfeld zu landen, als aus der Verbandsliga aufzusteigen“, mahnte er. Die Gründe für den Abstieg sieht er zuerst bei der Mannschaft. „Wenn es unter vier Trainern nicht läuft, dann ist das ein Abstieg der Spieler, nicht der Trainer“, stellt er klar. In den Partien, die er zuletzt gesehen hatte, entdeckte er zum Teil auch eine mangelhafte Einstellung. Das soll es unter seiner Regie nicht mehr geben. „Ich will nur Spieler haben, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein und mit unserem Konzept identifizieren. Wer da nicht mitziehen will, der kann gehen. Da sind dann auch laufende Verträge im Ernstfall nur ein Stück Papier“, stellte er klar.

Die Kaderplanung laufe bereits seit ein paar Wochen, erklärte Gehrmann. Bereits am heutigen Dienstag werde es ein Training geben, zu dem auch einige mögliche Neuzugänge eingeladen wurden. „Vom bisherigen Kader werde ich mit jedem einzelnen Spieler sprechen. Alles ist offen“, erklärte Gehrmann. Lediglich zwei Personalien seien schon fix. Zum einen wird der in der Winterpause geholte Stürmer Serdal Kocak wieder zu den Sportfreunden Schwäbisch Hall zurückkehren. Zum anderen hat Sven Schimmel für nächste Saison zugesagt – und wohl auch die Zustimmung von Ramon Gehrmann. „Sven ist der einzige, mit dem ich bislang schon direkt gesprochen habe. Ich war ja an seiner Verpflichtung noch beteiligt, er war mein Wunschspieler. Und ich bin auch ein Trainer, mit dem er gerne arbeiten möchte“, bestätigte Ramon Gehrmann indirekt diese Personalie.

Noch keinen Vollzug konnte er hingegen in Sachen Co-Trainer vermelden. „Wir sind hier in guten Gesprächen. Aber es gibt noch keinen designierten Co-Trainer.“ Doch Gehrmann machte auch kein Geheimnis daraus, dass Christian Werner sein Wunschkandidat ist. Beide sind eng befreundet und haben bereits von 2011 bis 2015 beim SGV das Trainergespann gebildet. Zudem beginnt Gehrmann in wenigen Wochen seine Ausbildung zum Fußballlehrer und wird immer von Montag bis Mittwoch nicht im Training sein können. „Da ist es natürlich gut, einen Co-Trainer zu haben, von dem ich genau weiß, was er macht“, nennt der Coach ein wichtiges Argument. Doch möglicherweise tut sich die Vereinsführung hier schwer, da Werner ja als Co-Trainer unter Marijo Maric und dann für wenige Wochen als Cheftrainer an der miserablen Hinrunde beteiligt war. Doch Gehrmann betonte, dass „nicht die Trainer am Abstieg Schuld waren“.

Lediglich beim genauen Lesen zwischen den Zeilen könnte man vorsichtige Kritik an Marijo Maric in Gehrmanns Worte interpretieren, als er erklärte, dass „eine sehr gute Fitness ein ganz wesentlicher Punkt“ bei ihm sei. Nach der Freistellung von Maric war aus dem Umfeld der Mannschaft Kritik laut geworden, dass der auf diesen Punkt des Trainings in der Vorbereitung viel zu wenig Wert gelegt hätte. Doch letztlich hilft der Blick zurück niemandem mehr. Fakt ist, dass der SGV abgestiegen ist. Fakt ist aber auch, dass Ramon Gehrmann schon einmal bewiesen hat, dass er die Mannschaft zum direkten Wiederaufstieg führen kann – und das soll er nun möglichst ein zweites Mal schaffen. Am weiteren Personal für dieses Vorhaben wird derzeit fieberhaft gearbeitet.