Riesen Jubel nach dem Schlusspfiff: Die Freiberger Spieler hüpfen im Kreis. Foto: avanti

Der Underdog schlägt den Favoriten: Der Oberligist zieht mit einem 1:0 gegen den Drittligist ins Pokal-Halbfinale ein.

Freiberg - Dem SGV Freiberg ist der Pokal-Coup gelungen. Das Team von Trainer Ramon Gehrmann schmiss am Samstagmittag vor rund 1500 Zuschauern die zwei Klassen höher spielende SG Sonnenhof Großaspach aus dem wfv-Pokal. Der Oberligist gewann durch einen Treffer von Spetim Muzliukaj auf eigenem Platz mit 1:0 und zog dadurch ins Halbfinale ein. Favorit Großaspach ging hingegen leer aus und ist nach seinem Höhenflug mit sechs Punkten aus zwei Ligaspielen hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet. „Das tut uns allen weh“, sagte Großaspachs Trainer Uwe Rapolder nach der Partie, musste aber zugeben: „Freiberg hat uns das Leben schwer gemacht und verdient gewonnen.“ Trainerkollege Ramon Gehrmann war indes überglücklich und meinte: „Wir haben einen klaren Plan verfolgt – und der ist voll aufgegangen.“

Anders als sonst hatte er seine Jungs diesmal nicht auf dem Trainingsplatz, sondern im Kino auf die Partie eingestellt. „Wir sind am Freitagabend gemeinsam in den Film ‚Die Mannschaft’ gegangen und haben uns danach gesagt: Das Pokal-Spiel ist unser WM-Finale. Da müssen wir alles geben“, verriet Gehrmann. Am Samstagmittag warf sein Team dann auch alles rein, agierte zudem ungewohnt defensiv. Gehrmann ließ sogar mit drei Sechsern spielen. „Es war klar, dass wir nicht mit zwei Stürmern anrennen werden. Wir wollten Großaspach spielen lassen. Aber es kam mir fast so vor, wie wenn sie gar nicht spielen wollen“, sagte Spetim Muzliukaj, der Siegtorschütze, der sich wohl ein Beispiel an WM-Held Mario Götze genommen hatte. In der 75. Minute hatte er seinen großen Auftritt. Nach einer wunderschönen Flanke von Niko Rummel kam Muzliukaj völlig frei zum Kopfball. „Das war eine super Flanke. Für mich war es dann einfach. Ich musste nur einnicken“, meinte der Mann des Tages später, zeigte sich ansonsten aber ziemlich verwundert über den Auftritt des Drittligisten. Der schien am Samstag nämlich völlig von der Rolle zu sein.

Während die Freiberger kämpften, was das Zeug hielt und sich in jeden Zweikampf schmissen, trabten die Großaspacher fast schon lustlos über den Platz, ließen Aggressivität und Ballsicherheit vermissen. Vielmehr glänzten sie mit Fehlpässen, langen Bällen und fehlenden Angriffsbemühungen. Bezeichnend: Erst in der 88. Minute kam der Favorit in der zweiten Halbzeit zu seiner ersten Torchance – jedoch auch hier nur zu einer halbherzigen. Cidimar Rodrigues da Silva brachte den Ball nach einem Freistoß in Richtung Tor. „Die Mannschaft war heute seltsam lethargisch. Sie hat nicht das auf den Platz gebracht, was sie die letzten zwei Spiele gezeigt hat“, fand auch SG-Trainer Uwe Rapolder, hatte kurz nach Spielende aber keine Erklärung für den Auftritt seines Teams. Klar war für ihn nur: „Knackpunkt des Spiels war der Platzverweis von Shqiprim Binakaj.“ In der 26. Minute flog der Mittelfeldakteur nach seiner zweiten gelben Karte vom Feld und schürte damit die Hoffnungen der Freiberger auf eine Pokal-Überraschung. „Der Platzverweis war für uns ebenfalls ein Knackpunkt. Danach hat die Mannschaft geduldig gespielt und die Räume im Zentrum dicht gemacht“, fand SGV-Coach Ramon Gehrmann. In der Folge kam sein Team vermehrt zu Torchancen, während die Großaspacher immer weiter abbauten.

„Wir haben heute nur 70 Prozent abgerufen. Das ist zu wenig“, resümierte Rapolder und fügte an: „Wir wollten natürlich gewinnen. Jetzt sind wir auf dem Bauch gelandet. Doch es geht weiter.“ Jedoch nicht im Pokal. Hier darf nun der Oberligist weiter auf den ganz großen Coup hoffen – und wünscht sich ein Los gegen Ligakonkurent FV Ravensburg, der zeitgleich mit den Stuttgarter Kickers ebenfalls einen Drittligist aus dem Wettbewerb warf. „Gegen sie haben wir noch eine Rechnung offen“, erklärte Gehrmann. Vergangene Woche verlor man in Ravensburg nämlich mit 1:4. Das will das Team nicht auf sich sitzen lassen. Am Besten geht es vor der nächsten Partie jedoch wieder ins Kino – dann kann kommen, wer will. SGV Freiberg:
H. Bortel – Rummel, Nonnenmann, Zagaria, Ismaili – Januzi, S. Bortel, Lorch (90. Jung), Kutlu (88. Joas), Öztürk (73. Mamba) – Muzliukaj (85. Kunde). SG Sonnenhof Großaspach:
Kunz – Leist, Hägele, Gehring – Landeka, Rizzi, Schiek (79. Jüllich) – Skarlatidis, Berger (45. Granatowski (62. Rühle)), Binakaj – Fischer (62. Rodrigues da Silva).