Bei der Schulung ist es darum gegangen, auch subtile Anzeichen sexueller Gewalt zu erkennen. Foto: Evangelisches Jugendwerk

Rund 50 Mitarbeiter aus dem Bereich der evangelischen Jugendarbeit haben sich bei einem Schulungsabend mit dem Thema auseinander gesetzt.

Hessigheim - Zu dem Schulungsabend über Prävention von sexueller Gewalt am Montag hatten die Evangelischen Jugendwerke der Kirchenbezirke Marbach und Besigheim eingeladen, und der Saal im Hessigheimer Gemeindehaus war voll. Viel mehr hätten nicht kommen dürfen, denn der informative und methodisch gut strukturierte Abend bot nicht nur viel Hintergrundwissen, sondern beinhaltete auch praktische Phasen.

„Es ist wichtig, ein Gespür für Formen von Übergriffigkeit und Gewalt zu haben. Denn nur das, was in unserem Denkhorizont existiert, erkennen wir auch“, lautete ein zentraler Satz von dem Bezirksjugendreferenten Andreas Niepagen in der Einführung. Um Sensibilität ging es auch im weiteren Verlauf des Seminars: Knapp 15 000 Fälle von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen wurden 2014 gemeldet. Tendenz leicht sinkend. Die Dunkelziffer ist dennoch wesentlich höher. Zu verworren sind oft die emotionalen Verbindungen zwischen Opfer und Täter, zu ängstlich häufig die Opfer. Es ist gut, wenn Ehrenamtliche – egal in welchem Verband – damit rechnen, in ihrer Gruppen- und Projektarbeit Opfern zu begegnen. Denn es erfordert Wachsamkeit und genaues Hinhören, um kleine Anzeichen nicht abzutun, sondern wahrzunehmen. Es ist wichtig, wachsam zu sein, ebenso, Kindern und Jugendlichen – wenn es nötig ist – zu helfen. Die Seminarteilnehmer nahmen ihre Aufgabe ernst, und sie waren aufmerksam bei der Sache, ob beim Erkennen von Täterstrategien, beim Mitdenken oder beim Diskutieren zwischendurch.

„Nähe und Distanz“ ist das Doppel, das Niepagens Kollegin Katja Bachmann nicht nur mit Worten, sondern auch mit Selbstwahrnehmungsübungen praktisch vermittelt. Sei es bei „Hau ab – Ich bleibe“ oder beim Aufeinanderzumarschieren: Sie reflektiert persönliche Grenzen im Umgang mit Menschen, Distanz und Nähe sowie Grenzverletzungen. Den letzten Block, nach der Pause, bildete ein Crashkurs: Krisenpläne kennenlernen: Was tun, wenn ich einen Verdacht habe? Die dazugehörigen Seiten im Menschenskinder-Heft der EJW-Landesstelle sind wahrscheinlich für die meisten im Raum die allerwichtigste Quelle. Niemand wünscht sich, sie einsetzen zu müssen. Aber die Erkenntnis hilft, dass man auch als Nicht-Experte schon mit wenig Wissen und Erfahrung gut handeln kann.

„Es geht darum, wachsam zu sein für Spuren von Gewalt, die die Kinder an sich tragen. Es geht darum, potentiellen Tätern keinen Raum in unseren Verbänden, Gruppen und Freizeiten zu bieten. Und es uns geht darum, dass auch wir Mitarbeiter in einer guten, transparenten Art und Weise schöne, unvergessliche Stunden mit Kindern und Jugendlichen verbringen“, fasst Andreas Niepagen, Bezirksjugendreferent sein Anliegen an diesem Abend zusammen.