Bürgermeisterin Birgit Hannemann (rechts) begrüßt die Gäste – darunter auch Alt-Schultes Siegfried Menner. Foto: avanti

Am Sonntagabend ist die Ausstellung „Zwölf Köpfe – zwölf Fundstücke“ im Erdmannhäuser Rathaus eröffnet worden. Sie rundet das Jubiläumsjahr ab.

Erdmannhausen - Man kann es nur ahnen, wieviel Zeit und Arbeit Marita Schubert und Uwe Rapp in die Ausstellung investiert haben, die gestern Abend bei einer feierlichen Vernissage im Erdmannhäuser Rathaus eröffnet worden ist. Denn auf den großen Schautafeln, die von Markus Pilhartz gestaltet wurden, sind die wesentlichen Informationen und Daten über zwölf ausgewählte Erdmannhäuser Bürger kurz und übersichtlich zusammengefasst. Dahinter jedoch steckt umfangreiche Recherchearbeit, das Wälzen von Archivmaterial und das Knüpfen von Kontakten, um nicht nur zwölf Köpfe, sondern auch einige Ausstellungsgegenstände von Seltenheitswert präsentieren zu können.

Mit besonderem Stolz verwies Bürgermeisterin Birgit Hannemann auf das älteste Exponat, sieht man einmal von den Überresten von Mammut & Co. ab, die dank dem Erdmannhäuser Dr. Elmar Heizmann, „der zusammen mit den Mammuts bei uns aufgetaucht ist“, wie es Hannemann schmunzelnd formulierte, im zweiten Stock des Rathauses zu sehen sind. Aus der Zeit der ersten Münzperiode Karls des Großen Ende des 8. Jahrhunderts stammt nämlich der silberne Denar, der in einer schwarzen Säulenvitrine zu bewundern ist. Gefunden wurde das seltene Stück in einem von drei Gräbern, die der Gipser Hermann Bay im Winter 1920/21 auf der Flur „Breitenwiesen“ entdeckt hat. „Den Denar hat uns ein Kurator des Landesmuseums am Freitag mit weißen Handschuhen angeliefert, wir sind ganz in Ehrfurcht erstarrt“, erzählte Marita Schubert zur Erheiterung der Besucher im rappelvollen Rathausfoyer.

Ebenfalls erstmals zu sehen ist ein Selbstbildnis der Malerin Ludovike Simanowiz, die unter anderem Friedrich Schiller portraitiert hat und zwar selber keine Erdmannhäuserin war, aber oft bei ihren dort lebenden Geschwistern zu Besuch – „und darüber so schön berichtet hat, dass wir sie kurzerhand für die Dauer der Ausstellung eingemeindet haben“, so Schubert.

Ludovike Simanowiz war eine gebürtige Reichenbach. Ihre Schwester Johanna, die erste Ehrenbürgerin und die bislang einzige Frau unter den Ehrenbürgern, ist ebenfalls einer der vorgestellten Köpfe. Sie sorgte dafür, dass über eine Stiftungspflege Geld für Kranke und arme Kinder zur Verfügung stand. Auch bei anderen portraitierten Erdmannhäusern spielte das soziale Engagement eine wichtige Rolle, so bei Elisabeth Oehler-Heimerdinger und bei Grete Huober, die heute noch vielen vom Krankenpflegeverein her ein Begriff ist.

Auch drei Geisteswissenschaftler sind vertreten. Neben den Pfarrern Reichenbach und Oehler ist vor allem Willi Müller zu nennen, der unter anderem als Heimatforscher tätig war und dessen Werk zusammen mit den historischen Abrissen von Dieter Duill die erste Quelle für die Recherchen waren. Die Ehrenbürger Friedrich Neid, einst Schulmeister, und der ehemalige Schultheiß Hermann Pfähler, der unter anderem die Elektrizität nach Erdmannhausen brachte, gehören ebenso zu den vorgestellten Köpfen wie der Landwirt Ernst Kazenwadel, der unter anderem die Freiwllige Feuerwehr mit gegründet hat. Fehlen noch zwei: der rätselhafte Namensgeber Erkanmar, der vielleicht gar nicht in Erdmannhausen gelebt hat, aber dem die Gemeinde die erste urkundliche Erwähnung als Ercka(n)mereshausen zu verdanken hat, und Siegfried Menner, der 32 Jahre lang als Bürgermeister deren Geschicke geleitet hat und dem es zu verdanken ist, dass Erdmannhausen heute noch selbstständig und nicht ein Ortsteil von Marbach ist. Er war auch persönlich anwesend, „obwohl es ein eigentümliches Gefühl ist, noch zu Lebzeiten ausgestellt zu werden“, wie er sagte. Noch heute ist er dankbar dafür, dass er 32 Jahre lang an der Geschichte Erdmannhausens mitschreiben durfte. Er hat auch einige der anderen Köpfe noch persönlich kennengelernt und denkt „mit Wehmut an viele Begegnungen zurück.“ Vor allem aber lobte er gestern das unglaubliche Engagement aller Erdmannhäuser, die gemeinsam die das ganze Jahr dauernden Jubiläumsfeierlichkeiten erst möglich gemacht hätten. „Ich bin sicher, das wirkt auch noch über das Jubiläum hinaus.“ Und sein wohl größtes Lob an alle Beteiligten: „I hätt’s net besser mache könne.“

Zum Abschluss gab’s Sekt für alle. Dafür reiche das Geld der Gemeinde, so Hannemann. Und wenn nicht, erhöhe man halt mal wieder die Steuern.