Anette Gieß und Samara. Seit drei Monaten ist der Terrier-Mischling bei ihr – und wartet auf ein neues Zuhause. Foto: Werner Kuhnle

Anette Gieß setzt sich für Hunde in Kreta ein, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Erdmannhausen - Vor 13 Jahren ist Anette Gieß das erste Mal auf die Insel Kreta gereist. Jahre später war sie Mitbegründerin des Vereins „HundeLebenKreta“ und seit vier Jahren ist sie dessen Vorsitzende. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, kranken, behinderten und hilfsbedürftigen Hunden auf der griechischen Insel zu helfen. „Wir wissen um die großen Probleme des Tierschutzes und der Tierschützer dort“, sagt die Erdmannhäuserin. Die derzeit 20 Mitglieder verbindet die Liebe zu den Tieren und das Bedürfnis, über privates Engagement hinaus an Veränderungen zum Positiven auf Kreta mitzuwirken und vor allem, andere dafür zu gewinnen. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation der Bevölkerung werden immer mehr Hunde ausgesetzt und damit in eine Notlage gebracht, weiß Anette Gieß.

Hunde, die ohne die Hilfe der Tierfreunde rund um die Erdmannhäuserin bis zu ihrem meist frühzeitigen Tod auf der Ägäisinsel das sprichwörtliche „Hundeleben“ führen müssten, sollen durch die finanzielle Unterstützung überleben und ein ihnen angemessenes, gutes Leben führen können.

Um die Kräfte konzentrieren zu können, beschränke sich der Verein bewusst auf Hunde und auf die Präfektur Chania, eine der drei großen Städte an der Nordküste Kretas, erzählt Gieß. Die zentrale Rolle vor Ort spielt Linda Lucas. Die Engländerin lebt seit vielen Jahrzehnten auf Kreta und hat hilfsbedürftige Vierbeiner bei sich aufgenommen. Sie hat ihre ganzen Ersparnisse in den Unterhalt gesteckt und ist auf die Unterstützung aus Deutschland angewiesen, denn die 61-Jährige hat ihren Teilzeitarbeitsplatz als Übersetzerin und Englischlehrerin verloren. Der hatte ihr wenigstens noch zu einem bescheidenen, aber regelmäßigen Einkommen verholfen.

„Linda hat zwar einige freiwillige Helfer und bekommt auch in unregelmäßigen Abständen Spenden, aber das reicht nicht, etwa um das Futter für die Tiere zu kaufen“, berichtet Anette Gieß. Eine Möglichkeit zu helfen ist, eine Futterpatenschaft zu übernehmen. „Futterpate zu sein bedeutet, uns regelmäßig monatlich einen festen Betrag zu spenden, am besten per Dauerauftrag. Ob das nun 5 oder 50 Euro sind, spielt weniger eine Rolle als die Regelmäßigkeit, denn dann können wir einfach kalkulieren.“

Eine weitere Möglichkeit zu helfen, ist eine Flugpatenschaft. Ein Flugpassagier kann je nach Fluggesellschaft bis zu drei Tiere mit nach Deutschland nehmen. „Für viele Tiere ist es die einzige Chance zur Ausreise aus einem Land, in dem sie unerwünscht sind.“ Um die erforderliche Grundimmunisierung und das Versehen des Tieres mit einem Mikrochip sowie um den internationalen Impfausweis kümmern sich die Tierschützer vor Ort – damit hat der Flugpate nichts zu tun. Das Tier wird ihm am Tag der Rückreise etwa zwei Stunden vor Abflug in einer Transportbox oder -tasche zum Flughafen gebracht. Sämtliche Formalitäten werden während des Eincheckens von den Tierschützern erledigt.

Um neben der finanziellen Unterstützung durch die Mitglieder weiteres Geld zusammenzubekommen, nimmt der Verein zwei- bis dreimal im Jahr am Flohmarkt beim Winnender Bahnhof teil. Außerdem hat die Vereinsvorsitzende Gieß beim Tag der offenen Gärten in Erdmannhausen mitgemacht – zugunsten des Vereins. Und am Sonntag findet ein Benefizkonzert zugunsten des Tierschutzvereins im Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) statt. Mitwirken wird ein Teil des Chors des FSG unter der Leitung von Wolfgang Jauch. Wie es zu dem Konzert kam? Anette Gieß schmunzelt. „Hier in der Nachbarschaft wohnt ein 14-jähriges Mädchen, Sophia, die mit mir am Wochenende immer Gassi geht. Sie singt im Chor, hatte die Idee und Hernn Jauch angesprochen, der gleich Feuer und Flamme gewesen ist. Sie ist eine tolle Seele, und ich freu’ mich auf den Sonntag.“