Die TCE-Junioren sind eines der Teams, das mit First-Line-Verstärkung den Aufstieg geschafft hat. Foto: privat

Der Einsatz mehrerer Kinder aus der Murrer Tennisakademie sorgt für Gesprächsstoff.

Erdmannhausen - Schaut man sich die Bilanz der Mannschaften des TC Erdmannhausen in der gerade abgelaufenen Tennissaison an, so stehen unter der Kategorie Tabellenplatz auffallend oft die Zahlen eins und zwei, insbesondere im Jugendbereich, aber auch bei den Aktiven. So schafften die Damen ungeschlagen den Aufstieg in die Bezirksoberliga, die Herren schrammten nur haarscharf daran vorbei. Den Junioren gelang der Sprung in die Bezirksoberliga, den Juniorinnen fehlte gar nur ein Satz zur Aufstiegsrunde in die Verbandsliga. Die Mädchen wurden Zweiter der Staffelliga, die Knaben erwiesen sich gar als beste Mannschaft im Bezirk und dürfen im September um die württembergische Meisterschaft spielen.

Einen erheblichen Anteil an diesen Ergebnissen haben Nachwuchstalente wie Ustinya Yaskina aus Russland, Kseniya Ryabushko aus Weißrussland oder Laura Bilic aus Kroatien, Demian Hulyanich aus der Ukraine, Timur Muchtarulin aus Ungarn oder Aidar Aitkulov aus Kirgistan. Sie alle trainieren und wohnen die meiste Zeit des Jahres in der First-Line Tennis Academy in Murr. Mit der hat der TC Erdmannhausen seit einigen Monaten eine Kooperation, was erklärt, warum die Jugendlichen aus Osteuropa für die TCE-Mannschaften antreten – und was bei einigen anderen Vereinen für zum Teil erstaunte, zum Teil aber auch missbilligende Reaktionen geführt hat. „Und auch zu schlichtweg falschen Gerüchten. So wurde behauptet, wir würden dafür bezahlen, dass die Kinder von First-Line bei uns spielen. Dabei ist genau genommen das Gegenteil der Fall: Die zahlen sogar Mitgliedsbeitrag“, sagt Ilona Schondelmaier, Jugendwartin des TCE.

Überhaupt sei der Einsatz der Talente aus der Murrer Akademie ja nur ein Folge aus der eigentlichen Kooperation. „Nachdem klar war, dass wir keine Halle bauen können, mussten wir uns überlegen, wo wir im Winter spielen können. Und da ich wusste, dass die Halle in Murr nicht ausgelastet ist, habe ich mich mit Thomas Lopez in Verbindung gesetzt.“ Mit dem Gründer von First-Line vereinbarte man also zunächst nur eine Kooperation in Sachen Hallennutzung und bekam zudem Unterstützung bei der Trainersuche. „Ein wichtiger Aspekt war dabei auch, dass speziell die Jugendlichen keine zu großen Fahrtwege zum Training haben“, sagt Schondelmaier. Erst nach und nach sei der Kontakt enger geworden. „Irgendwann habe ich dann mal gefragt, für welchen Verein die ganzen Kinder dort eigentlich spielen. Die Antwort lautete: für keinen“, erzählt Schondelmaier. So sei dann die Idee geboren worden, dass die First-Liner für den TC Erdmannhausen auflaufen. Dabei sei es ihr zunächst einmal vorrangig um die höhere Quantität gegangen. „Natürlich war das sportlich hilfreich. Aber es gibt bei uns Mannschaften, die hätte ich ohne die zusätzlichen Spielerinnen und Spieler aus der Akademie gar nicht melden können, weil wir sonst nicht genügend Kinder gehabt hätten“, betont die TCE-Jugendwartin.

„Wir haben eigentlich immer nur so viele aus Murr dazu geholt, wie nominell nötig waren, um die Mannschaften vollzählig zu bekommen. Es gab nur ganz wenige Spiele, in denen wir auch mal auf das Ergebnis geschaut haben.“ Wobei die zulässige Zahl an ausländischen Akteuren ja eh begrenzt ist: einer bei den Aktiven, zwei in der Jugend – Letzteres auch nur auf Bezirksebene, darüber darf auch hier nur ein nicht-deutscher Spieler eingesetzt werden.

Dass manch einer wie Dieter Haid, Vorstand des TC Oberstenfeld, kritisch fragt, warum er in seiner ersten Herrenmannschaft in der Württembergliga nur einen Ausländer einsetzen darf, „die Erdmannhäuser Juniorinnen aber mit zwei Osteuropäerinnen in der Bezirksoberliga spielen dürfen“, das kann Ilona Schondelmaier „durchaus verstehen. Aber ich habe die Regeln ja nicht gemacht. Und für mich sind das letztlich gute Spieler, die derzeit hier in der Gegend wohnen und zur Schule gehen – und eben für uns spielen. Sie sind gut in die Mannschaften integriert, da ist es eigentlich egal, was für einen Pass sie haben.“ Schließlich lasse man ja keine ausländischen Talente nur für die Spiele einfliegen. Die Oberstenfelder Juniorinnen hatten sich mit dem TCE ein Fernduell um die Meisterschaft in der Bezirksoberliga geliefert, welches der TCO mit einem Satz Vorsprung für sich entschied (wir berichteten).

Ilona Schondelmaier ist es im Nachhinein gar nicht so unrecht, dass nun die Oberstenfelderinnen um den Aufstieg in die Verbandsliga kämpfen. „Denn ich weiß gar nicht, ob wir in der Aufstiegsrunde noch mit zwei Ausländerinnen hätten spielen dürfen oder nur noch mit einer.“ Und spätestens im Falle eines Aufstiegs hätte es nächste Saison ein Problem gegeben, denn da wäre endgültig nur noch eine Ausländerin erlaubt gewesen. „Für den Großteil unserer Mädchen wäre die Verbandsliga vermutlich eine Nummer zu groß“, räumt die TCE-Jugendwartin ein. „Für uns ist vor allem wichtig, dass unsere Jugendlichen zum Spielen kommen, und das möglichst in einer ihrem Leistungsniveau entsprechenden Liga. Das hat durch die Kooperation mit First-Line dieses Jahr sehr gut geklappt.“ Und deshalb möchte Ilona Schondelmaier diese auch gerne weiterführen.