In den Gästebüchern findet Eberhard Immel einige bekannte Namen. Foto:  

Die Gemeinde hat zwar kein Goldenes Buch, dafür aber zwei gut gefüllte Gästebücher.

Erdmannhausen - Nein, ein Goldenes Buch in dem Sinne hat die Gemeinde Erdmannhausen nicht. Dafür ein Gästebuch – vor allem für all diejenigen, die in der Halle auf der Schray ein kulturelles Stelldichein gegeben haben. Und das sind einige. Gezählt hat sie der Erdmannhäuser Kämmerer Eberhard Immel, der auch für die Reihe „Kultur in der Provinz“ verantwortlich ist, zwar nicht. Aber immerhin füllen die Gäste inzwischen fast zwei Bücher. In absehbarer Zeit dürfte es sogar ein drittes brauchen.

28 Jahre ist die Halle auf der Schray mittlerweile in Betrieb. „Leider haben wir erst 1991 mit dem Gästebuch angefangen“, so Immel. Denn immerhin waren zum Auftakt in der neuen Halle in Erdmannhausen das Oberkrainer Sextett und die Band Pur zu Gast. „Das war arg nett damals“, erinnert sich der Kämmerer. 600 Leute waren bei Pur in der Halle. „Fantastisch“, sagt Immel. Wobei ihn im Vorfeld eine ganz andere Sache umgetrieben hatte. „Wir haben uns lange gefragt, ob man wirklich 14 Mark Eintritt verlangen kann“, berichtet er lachend.

Doch auch wenn Pur nicht ihr Servus im Erdmannhäuser Gästebuch hinterlassen haben – wenigstens ein Band-Mitglied tat es dann doch. Roland Bless war am 29. August 1991 in der Halle auf der Schray zu Gast und durfte schließlich als Erster im Gästebuch unterschreiben. „Als Dankeschön für einen frech-fröhlichen Abend“, notierte er. Frech-fröhlich auch der Spruch, den die Fantastischen Vier im Gästebuch hinterlassen haben. Am 24. Januar 1993 trat die damals noch junge Band, die heute die großen Hallen füllt, in Erdmannhausen auf. Mit dem Ortsnamen haben es Smudo und Co. allerdings nicht allzu genau genommen und einen beliebten Fehler eingebaut: „Die Fantastischen Vier zogen sich einen dicken Pulli an und kamen raus nach Erdmannshausen“, steht im Gästebuch. Sie sollten nicht die einzigen bleiben, die das überflüssige „S“ in den Ortsnamen bauten . . .

Volksmusik wurde in den 1990er-Jahren in Erdmannhausen offenbar großgeschrieben. Die Kastelruther Spatzen waren da, Stefanie Hertel und Stefan Mross, Marianne und Michael . . . „Es war wunderschön hier!!! Wir kommen gern wieder“, haben die Wildecker Herzbuben etwa 1994 ins Gästebuch notiert, konnten ihre Ankündigung aber nicht einhalten. „Das wurde irgendwann unbezahlbar“, erinnert sich Eberhard Immel. Stefan Mross, bei dem sich damals die Gerüchte darum rankten, ob er wirklich selbst spielt, hat übrigens in Erdmannhausen den Beweis angetreten. „Er stellte sich mitten in der Halle auf einen Tisch und spielte ein Trompetensolo“, so der Kämmerer.

Viele weitere Gäste trugen sich ein. Sportler, Ehrenbürger, die Sängerin Nicole, Drafi Deutscher, die Kleine Tierschau oder die Schauspieler der Mäulesmühle etwa. Bei Letzterer ging es beim Kartenvorverkauf immer ziemlich rund. Immel: „Da hatten wir im Rathausfoyer einen Schalter und die Leute sind bis zum Schlecker rausgestanden.“ Oder der Astronaut Ulf Merbold. Für ihn „hab‘ ich Jahre gebraucht, bis ich ihn hier hatte“, berichtet Eberhard Immel. Und manche der Gäste haben sich bei ihren Einträgen auch richtig etwas einfallen lassen. Trudel Wulle und Walter Schultheiß zum Beispiel. „Erdmannhausen bei Nacht! Welch herrliche Pracht. Und wir meinen, wir müssen mal bei Tag erscheinen – und dann auch diesen bei einem Viertele genießen!“, schrieben die beiden Schauspieler. Der Survival-Experte Rüdiger Nehberg hingegen zeigte sich arg begeistert von der Halle auf der Schray: „Eure Halle kaufe ich euch noch einmal ab. Sie gefällt mir immer wieder supergut!“

Einer der letzten Einträge gehört der Band Die Höhner, sie hat zum 1200-Jahr-Jubiläum mit hunderten Gästen in der Halle auf der Schray feste gefeiert. „Mir jratuliere“, schrieben die Kölner.

Äußerlich sind die beiden Gästebücher übrigens nicht der große Hingucker. Aber es zählen sowieso die inneren Werte. Immel: „Das Wichtige, das Wertvolle für uns sind die Einträge.“