Die Frauen genießen die Zeit unter sich. Foto: avanti

Beim Frauentag der Türkischen Gemeinde in der Halle auf der Schray legen viele ihr Kopftuch ab

Erdmannhausen - Zweimal im Jahr veranstaltet die Türkische Gemeinde  Erdmannhausen einen Frauentag in der Halle auf der Schray. Das heißt: Alles, was männlich und über zehn Jahre alt ist, muss draußen bleiben. „Nur unter Frauen ist es viel chilliger“, findet Safiye Sahin, die an der Kasse im Eingangsbereich sitzt, und präzisiert: „Man kann sich freier fühlen, als wenn Jungs und Männer mit dabei sind.“ Manche der Frauen, die sonst Kopftuch trügen, streiften es ab, andere behielten es „sicherheitshalber“ auf. Und dann wird gemeinsam gefeiert, getanzt, gegessen und geredet. Jede Frau sei eingeladen, betont Sahin und hat festgestellt: „Es kommen nicht nur Türkinnen, sondern beispielsweise auch Albanerinnen.“ Sevgi Ünsal, die sich den Vorstand des Moscheevereins mit einem männlichen Kollegen teilt, bestätigt das und erklärt: „Deutsche sieht man hier nur wenige, weil sie die Musik nicht verstehen.“

Für die Musik sorgt ebenfalls kein DJ, sondern eine DJane. Selma heißt sie und lässt von der Bühne aus überwiegend türkische Rhythmen und Melodien ertönen, später gebe es aber auch englischsprachige Hits, versichert Ünsal. „Hier kann man richtig aus sich rausgehen“, erklärt sie das, was ihre Geschlechtsgenossinnen am Frauentag so schätzen. Sie kämen dazu auch aus anderen türkischen Gemeinden rund um Ludwigsburg, und umgekehrt gingen die Erdmannhäuserinnen zu deren Festen. „Es ist immer wieder schön, sich zu treffen“, sagt Ünsal. Mindestens 300 Teilnehmerinnen kämen jedes Mal.

Seit 17 Jahren veranstalte der Moscheeverein Erdmannhausen, der zum Dachverband DiTiB gehört, den Frauentag, erklärt Cumbiriye Kablan. Sie kümmert sich ums Organisatorische und führt beispielsweise Essens-Listen, damit nichts doppelt da ist und anderes fehlt. Auf einem Tisch am Rand der Halle sind verschiedene Leckereien angerichtet – Börek, mit Lauch oder Käse gefüllte Teigtaschen, zum Beispiel, aber auch diverse Kuchen oder türkische Süßspeisen wie Baclava. Auch viele verschiedene Salate sollen im Lauf des Nachmittags und Abends noch dazukommen, sagt Sevi Ünsal und erklärt: „Das meiste davon sind kalte Speisen, nur Lahmacun, eine Art türkische Pizza, wird frisch zubereitet. Alle sollen den Abend genießen können und nicht mit Kochen beschäftigt sein.“ Das Essen, obwohl meist selber mitgebracht, wird verkauft; der Erlös dient ebenso wie das Eintrittsgeld dazu, die Hallenmiete zu finanzieren. Während die Frauen nach und nach mit zugedeckten Schüsseln und Platten eintrudeln, nutzen einige bereits Anwesende noch die Gelegenheit, verschiedene Tänze einzuüben. Das meiste davon sind Rundtänze zu rhythmischer Musik, vereinzelt sieht man auch zwei Frauen im ruhigen Paartanz. Manches fände aber auch spontan statt, je nach Stimmung, meint Sevi Ünsal. Bis elf Uhr abends können die Frauen ausgelassen feiern. Dann heißt es: Warten bis zum nächsten Frauentag im Herbst, bis man wieder unter sich ist.