Bei der Feier ist groß aufgetischt worden. Foto: avanti

Die Betreiber des Nah und Gut-Markts sagen zu Kunden und Freunden Lebewohl. Ein Abschied, der viele Gäste traurig stimmt.

Erdmannhausen - Die Familie Aydin versteht Feste zu feiern, auch ein Abschiedsfest. Die Aufforderung dazu erging an alle, die dabei sein wollten. Und die Resonanz auf die Einladung, am Samstag gemütlich beisammenzusitzen und miteinander zu speisen, war überwältigend.

Die türkischstämmige Familie, die über zwölf Jahre im Ort den Nah und Gut-Laden betrieben hat, wollte auf die gleiche unnachahmliche Art Adieu sagen, wie sie sich in die Herzen ihrer Kunden eingegraben hat. „Frau Aydin hat immer gute Laune verbreitet“, meinte eine Kundin, der „die umsichtige Art“ der Händlerin und „das tolle Sortiment“ fehlen werden. „Hier standen stets Menschlichkeit und Qualität im Vordergrund“, so das Urteil von Barbara Bader und Horst Engelmann.

Wohlwollend begleitete auch die Sonne das bunte Treiben in der Mittelstraße, wo den Menschen jedoch vielmehr der Kummer im Gesicht stand als reine Freude. Dass Nurdagül Aydin und ihr Mann Sait nun Abschied nehmen müssen (wir berichteten) von etwas, das in den letzten Jahren zum Lebensinhalt der gesamten Familie geworden war, bewegt die Gemüter. Immer wieder bestimmen Umarmungen und ein letzter Händedruck die Szenerie des Abschiedsfestes. Ein Erdbeertortenherz ziert auch die Reihe von türkischen Spezialitäten, an denen sich die Gäste bedienen. Auf der Torte prangt mit großen Lettern ein Dankeschön für die Familie. Zwölf bereitgestellte Biertischgarnituren sind stets belegt und überall gegenwärtig ist der Ausdruck von Dankbarkeit und Trauer. Es ist eine umfassende Geste der Wertschätzung, die wohl schöner nicht sein könnte und die die Familienmitglieder rührt. Drei Tage lang wurde mit Frauen aus dem Freundeskreis und der Verwandtschaft gekocht und vorbereitet. Niemand sollte hungrig vom Tisch aufstehen müssen.

„Fürchterlich, ganz schlimm, wir sind sehr traurig darüber“, lauten zuhauf die Kommentare der Kunden, die irgendwie fassungslos scheinen, dass der „Seelsorgebetrieb und die Kommunikationszentrale“, wie Bürgermeisterin Birgit Hannemann den Familienbetrieb betitelte, nun tatsächlich ein Ende gefunden hat. Aber die Verwaltungschefin, die den Aydins im Namen aller dankte, mahnte auch zur Fairness. „Wir müssen dem Nachfolger eine Chance geben.“ Das sehen freilich auch die Kunden so. „Wir schneiden uns ja sonst ins eigene Fleisch, damit wäre niemandem gedient“, machte eine Besucherin deutlich. Nur geben alle ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich die Nachfolger ein Beispiel nehmen an der vorbildlichen Weise der Aydins, ihre Kunden zu bedienen. „Besser kann man es eigentlich gar nicht machen“, sinnierte auch Altbürgermeister Siegfried Menner. Während der vierwöchigen Renovierungsphase bieten Metzgerei und Bäcker des Ortes Verkaufswagen und der „Drehpunkt“ erweitert sein Sortiment für die Dinge des alltäglichen Bedarfs.