Foto: Werner Kuhnle

Der Erdmannhäuser Louis Wick inszeniert gerade einen Psychothriller, bei dem er mit verschiedenen Zeitebenen spielt. Der Film soll auf Festivals gezeigt werden.

Erdmannhausen - Mit seinem Erstlingswerk „Zerrissen“ wollte Louis Wick nicht zuletzt Klarheit schaffen. Wo stehe ich im Vergleich zu anderen Nachwuchsregisseuren? Wie sind meine Möglichkeiten einzuordnen? Das waren die wesentlichen Fragen, auf die sich der 18-Jährige Antworten erhoffte. Also reichte er seine Produktion beim Jugendfilmpreis Baden-Württemberg ein. Die Zulassung zum Wettbewerb war schon ein Erfolg, die Platzierung dann aber eher mäßig. Sein Beitrag landete letztlich irgendwo im Mittelfeld. „Das war eine positive Ernüchterung“, erinnert er sich schmunzelnd. Er stellte fest, dass es gute Ideen nicht unbedingt wettmachen können, wenn kein Geld da ist und man mit begrenzten Mitteln zurande kommen muss. Kurz: „Es fehlte an Professionalität“, wie er selbst sagt. Und daraus hat er für seinen zweiten Kurzfilm „Nebelbilder“ seine Schlüsse gezogen. „Jetzt ist alles viel größer. Da sind 25 Leute involviert. Das ist jetzt eine andere Nummer und zumindest schon semi-professionell“, erklärt der Erdmannhäuser. Das Budget liegt immerhin im vierstelligen Bereich.

Die Dreharbeiten werden innerhalb einer Woche abgewickelt. Am Montag wurden Technik und Equipment abgeholt und gecheckt, am Dienstag brachte die Crew im Hochdorfer Schloss die ersten Szenen in den Kasten, ehe am Mittwoch an einem Teich bei Kleinbottwar in den Abendstunden die nächsten Klappen fielen. Am Donnerstag schossen Louis Wick und seine Mannschaft die nächsten Einstellungen in einem Club in Ludwigsburg. Zum Abschluss sind die jungen Cineasten zwei Tage lang in Erdmannhausen zu Gange. „Der Dreh macht aber den kleinsten Teil bei so einem Projekt aus“, stellt Louis Wick fest. Am aufwendigsten sei die Vorbereitung. Zeitintensiv sei auch die Nachbearbeitung, sodass er damit rechnet, dass die rund 20-minütige Produktion erst bis Ende August oder Anfang September fix und fertig ist.

Über den Inhalt möchte der Abiturient nicht allzu viel verraten. „Es geht in Richtung Psychothriller“, sagt er. Im Mittelpunkt steht die von Leonie Gutwillinger verkörperte 18-jährige Ramona, die sich nach einem traumatischen Erlebnis in psychiatrischer Behandlung befindet. Sie begegnet dem von Patrick Erwied gespielten Konstantin, der Dinge aus ihrer Vergangenheit weiß, die er eigentlich nicht wissen kann und dürfte. Das alles erzählt Louis Wick nicht chronologisch. Vielmehr vermischt er verschiedene Zeitebenen und verknüpft so die beiden entscheidenden Handlungsstränge: die Therapiesitzungen von Ramona und ihre Begegnungen mit Konstantin. Nicht umsonst zählt der Erdmannhäuser den Regisseur Christopher Nolan zu seinen Vorbildern, der es wie kaum ein Zweiter versteht, mit Schein und Sein zu jonglieren, Verbindungen vom Damals zum Heute auszuleuchten und Trips zu den Abgründen der menschlichen Seele zu unternehmen.

Ob der Erdmannhäuser irgendwann eine ähnliche Karriere hinlegen wird, muss die Zukunft zeigen. Unter Umständen hängt das auch davon ab, wie sein neuer Kurzfilm einschlägt. Gute Referenzen können auf dem Weg nach oben und speziell bei Bewerbungen schließlich nie schaden. Louis Wick will mit dem Werk erneut ins Rennen um den Jugendfilmpreis gehen. Aber nicht nur. „Wir wollen über die Wettbewerbe ziehen und den Film verkaufen“, berichtet er. Einreichen möchte er die Produktion bei nationalen und internationalen Festivals. Wo die Premiere über die Bühne gehen wird, stehe noch nicht fest. Wie „Zerrissen“ soll aber auch „Nebelbilder“ auf jeden Fall im Erdmannhäuser Jugendhaus präsentiert werden.

Die Mitstreiter an seinem aktuellen Projekt, wie der Freiberger Kameramann Lukas Hoffmann, sind übrigens über die unterschiedlichsten Kanäle zu ihm gestoßen. Mal über Festivals, mal auf eine Empfehlung hin, mal via Facebook. So ist eine ziemlich bunte Truppe an Film-Enthusiasten zusammengekommen. Regieassistent Richard Wilde ist sogar aus Wien angereist, hat hier Unterschlupf bei Louis Wick gefunden.

Der Erdmannhäuser selbst plant derweil schon die Zeit nach „Nebelbilder“. Er schaut sich nach Praktika um, möchte bei einer Produktionsfirma in Stuttgart mitarbeiten, um weitere Erfahrungen in der Branche zu sammeln. Irgendwann aber will er an der Filmakademie in Ludwigsburg studieren. Voraussichtlich mit dem Schwerpunkt Werbefilm. „Man muss ja von was leben“, sagt er lachend – wohl wissend, dass eine Karriere im erzählenden Kino am Ende nur den Wenigsten beschieden ist.