Die Tiere haben mit im Mittelpunkt des Festes gestanden. Foto: Avanti

Der Jennerhof in Erdmannhausen hat am Sonntag zur Gläsernen Produktion eingeladen und viele Interessierte sind gekommen.

Erdmannhausen - Ganz manierlich riecht es hier. Gar nicht so, wie man es sich eigentlich in einem Schweinestall vorstellt. Frisches und sauberes Stroh liegt als Einstreu in jeder einzelnen Box, die sich bis zu 17 Tiere teilen. „Die Box dient den Schweinen als Schlafplatz“, erklärt Chefin Lara Jenner-Wollensack bei der Führung den interessierten Besuchern. Zum Pinkeln und Koten würden die Tiere dann nach draußen gehen – in den Freiluftbereich. Dort sind sie durch eine Markise vor zu starker Sonneneinwirkung geschützt. „Nur in den Sommermonaten, wenn es richtig heiß ist, halten sich die Schweine lieber draußen auf und nutzen dann den Innenbereich sozusagen als Toilette.“ Schweine sind also ziemlich reinliche Tiere.

Zahlreich sind die Menschen schon an diesem sonnigen Sonntagvormittag zum Hoffest auf den Jennerhof gekommen, das im Rahmen der „Gläsernen Produktion“ einen interessanten Blick hinter die Kulissen verspricht. Hier, am Ortsrand von Erdmannhausen, züchtet das Ehepaar Jenner das sogenannte Erdmannhauser Sattelschwein, normale rosafarbene Schweine und Hähnchen. Das Fleisch der Sattelschweine und der Hähnchen vermarkten sie selbst, das der anderen Schweine verarbeitet und verkauft eine Metzgerei. „Auf das Sattelschwein sind wir 2009 bei der Übernahme des Hofes gekommen“, verrät Lara Jenner-Wollensack, „wir hätten entweder unseren Betrieb verdreifachen müssen – oder auf Direktvermarktung umstellen.“ Das Sattelschwein sei damals fast vom Aussterben bedroht gewesen. Es habe mehr intramuskuläres Fett als das Hausschwein, was irgendwann nicht mehr nachgefragt worden sei.

Die meisten der rund 120 aufgestellten Biertischgarnituren sind bereits belegt und schon um 12 Uhr scheint die Schlange an der Essensausgabe unendlich lang. „Im letzten Jahr haben wir weit mehr als 1 000 Portionen Essen verkauft“, erinnert sich Markus Jenner. Und er vermutet, dass die Zahl in diesem Jahr ähnlich hoch sein wird.

Schon um fünf Uhr in der Früh war der Chef auf den Beinen, um alles für das Hoffest vorzubereiten. „Die sieben Helfer, die den Kartoffelsalat zubereitet haben, waren allerdings schon vorher da“, sagt er lächelnd.

Knapp 50 Helfer – Verwandte, Nachbarn und Freunde – unterstützen ihn an diesem Tag, gut erkennbar an ihrem blauen T-Shirt. Deren große Anzahl ist auch einer Dame aus Ludwigsburg aufgefallen: „Ohne so viele gut gelaunte Helfer wäre ein solches Fest gar nicht möglich“, sagt sie, „alles geht Hand in Hand.“ Weitere Mitarbeiter sind auch für die Einweisung der Autos auf die rund 250 Parkplätze nötig, die über die umliegenden Feldwege erreichbar sind. Genauso gut durchdacht ist der Fußweg, den die Besucher vom Parkplatz bis zum Festbereich nehmen. Schilder informieren über die wichtigsten Eckdaten des Hofes.

Gerne nehmen die Gäste das Angebot an, sich durch das Ehepaar Jenner bei den stündlich angebotenen Führungen über alles Wissenswerte informieren zu lassen.

„Mir ist es wichtig, dass Fleisch noch mehr geschätzt wird“, sagt Markus Jenner nach einer Führung. Die meisten Verbraucher wüssten bereits um die Hintergründe bei der Fleischerzeugung, doch beim täglichen Einkauf komme dieses Wissen oft nicht zum Tragen. Politisch lasse sich das wohl nicht ändern. „Eine Veränderung kann nur die Gesellschaft bewirken.“