Rund 350 Gäste feiern mit Herta und Siegfried Menner, die sich mit Bürgermeisterin Birgit Hannemann (rechts) über den regen Zuspruch freuen. Foto: Oliver von Schaewen

Die Gemeinde Erdmannhausen hat ihren ehemaligen Bürgermeister Siegfried Menner zu seinem 75. Geburtstag in der Halle auf der Schray hochleben lassen.

Erdmannhausen - Aus dem Händeschütteln kommt Siegfried Menner fast gar nicht mehr raus. Aus vielen Ecken und Enden Erdmannhausens und der Umgebung strömen an diesem Freitagabend die Gäste in die Halle auf der Schray. Gegen 18  Uhr bevölkern rund 350  Freunde, Weggefährten, aktuelle und ehemalige Räte sowie viele Bürger die von der Gemeinde hergerichteten Stühle und Bänke.

Schmissig sendet der Musikverein Schwabengrüße und spielt ein Geburtstagsständchen. Die Bürgermeisterin Birgit Hannemann tritt ans Rednerpult, würdigt die Leistung ihres Vorvorgängers, der am 5.  März 1972 mit 67,6 Prozent der Stimmen als 28-Jähriger erstmals gewählt worden war. „Mit Tatkraft, Fleiß und Offenheit hast du dein Amt ausgefüllt“, lobt Hannemann. Genau das hatte Menner versprochen und traumhafte Ergebnisse von 96 bis 99 Prozent bei seinen Wiederwahlen erreicht.

Dass Erdmannhausen trotz Kommunalreform eigenständig blieb und laut Hannemann eine „grandiose Entwicklung“ nahm, zeige sich an der gewachsenen Infrastruktur. „Wärst du nicht gewesen, säßen wir heute im Freien“, spielt die Bürgermeisterin humorvoll auf den Bau der Halle auf der Schray sowie zahlreicher anderer Einrichtungen wie Feuerwehrhaus, Bauhof, Jugendhaus und Kleeblatt-Pflegeheim an. Die Ortsmitte mit ihrem heutigen Gesicht sei aufgrund der vorangetriebenen Ortskernsanierung ein Verdienst Menners, der als umtriebig pflanzender „Bäumles-Schultes“ ebenso ein Herz für die Natur, aber auch für die Schwächeren, Alten und Kranken gehabt habe und 2005 das Bundesverdienstkreuz erhielt. „Du bist der Mike Krüger Erdmannhausens“, sagt die Bürgermeisterin, denn er habe immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, „und deine Nase ist mindestens so lang wie die von Mike Krüger“. Hannemann hatte in den Songs des Barden recherchiert und war auf „Das was ich will, isst du“ gestoßen. Man sehe es dem Ex-Schultes nicht an, aber „Essen ist dir wichtig“. Deshalb habe er auch die kurz zuvor von ihm gestrichene Vesperpause im Rathaus gleich wieder eingeführt. „Du warst der erste, dem der Magen geknurrt hat.“

Respekt vor der Leistung des Jubilars äußerte der evangelische Erdmannhäuser Pfarrer Martin Weigl. Denn auch Menners Handeln sei von der Haltung des Respekts getragen gewesen – was sich darin äußere, dass der heutige Ehrenbürger mit Menschen im Ort so verbunden sei, dass er sie noch Jahre später bei Geburtstagen besuche und für sie da sei.

Eine mehr als 50-jährige Freundschaft verbindet den ehemaligen Murrer Bürgermeister und aktuellen CDU-Kreisrat Manfred Hollenbach mit dem Weggefährten aus Erdmannhausen. Menner gehöre der „Glücksgeneration“ an, die während des Wirtschaftswunders nach dem Krieg „aus der Holzklasse in das gepolsterte Abteil mit Stoßdämpfern“ wechseln konnte, nachdem das Land am Boden gelegen hatte und rund 15 Millionen Vertriebene aufnehmen musste. Menner habe damals das Glück gehabt, als 17-Jähriger im Heimatort Oberstenfeld mit dem heute 91-jährigen und bei der Feier anwesenden Manfred Läpple einen Lehrmeister als Schultes zu haben, der sich nicht hinter muffigen Akten versteckte, in einer Zeit, „in der man auch mal mit dem Maßband in den Kanal steigen musste, um ihn zu messen“. Das Glück des Tüchtigen sei Menner hold gewesen, als der spätere Landesvater Lothar Späth sich in den 1970er-Jahren während der Kommunalreform für den Erhalt Erdmannhausens und anderer Gemeinden einsetzte. Der CDU-Politiker hatte selbst als Azubi in Gronau die Gegend kennengelernt.

Den Showteil bestritt die wandlungsfähige Sängerin Nina Schromm mit großartig vorgetragenen Beiträgen aus der Welt der Musicals und anderer Genres. Die Theatereinlage „Das Tagebuch“ von Gudrun Ritz-Schmidt und Willi Ritz von den Breddlesdabb’r ergänzte den unterhaltsamen Teil. Danach bedankte sich der jung gebliebene Cabrio-Liebhaber bei allen: „Ich war gerne ihr Bürgermeister, und Erdmannhausen ist mir zu einer echten Heimat geworden.“ Anschließend war bei Getränken und Suppe Raum für Begegnungen.