Auf einem Areal beim ehemaligen Häckselplatz soll der Kunstrasenplatz gebaut werden. Foto: Werner Kuhnle

Die Bürgermeisterin schließt einen Spatenstich beim neuen Fußballfeld für 2017 aus, da Flora und Fauna untersucht werden müssen.

Erdmannhausen - Die Gemeinde Erdmannhausen ist bei ihrem Ziel, das Ensemble der Sportstätten um einen Kunstrasen zu erweitern, einen entscheidenden Schritt weitergekommen. „Die Grundstücksverhandlungen sind abgeschlossen“, sagt die Bürgermeisterin Birgit Hannemann. Im Dezember habe man das letzte noch fehlende Areal sichern können. Trotzdem hängt das Projekt in der Warteschleife. Mehr noch: Es geht weniger schnell voran als gedacht. Eigentlich sollte der Spatenstich in diesem Jahr erfolgen. Doch diese Pläne haben sich zerschlagen. „2017 wird definitiv nicht gebaut“, erklärt Birgit Hannemann. Angestrebt werde nun, die Bagger im kommenden Jahr anrücken zu lassen. Entstehen soll das Spielfeld in dem Bereich, in dem bis vor Kurzem der Häckselplatz angesiedelt war.

Doch damit hängt die Verzögerung nicht zusammen. Die Anlage wurde schon im Juli geschlossen, steht den Plänen also nicht mehr im Weg. Der Hemmschuh ist eher naturschutzrechtlicher Art. Birgit Hannemann erklärt, dass man zunächst Flora und Fauna in dem Gebiet untersuchen lassen müsse. Es werde analysiert, welche Tiere und Pflanzen auf dem Areal anzutreffen sind. Und hier schlummere zugleich das größte Risiko bei dem Vorhaben: Dass sich auf dem Gelände seltene Spezies tummeln und es deshalb zu einem neuerlichen Aufschub kommt. Doch auch davon abgesehen, „weiß man nie, was kommt“, sagt die Rathauschefin und will sich deshalb mit zeitlichen Prognosen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber Ziel sei, den Bebauungsplan 2017 auf den Weg zu bringen und 2018 den Platz zu bauen. Man sei bewusst nicht früher ins Verfahren eingestiegen, weil ja unklar gewesen sei, ob überhaupt alle Grundstücke verfügbar sind. Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, Geld in Planungen zu stecken, die sich am Ende nicht umsetzen lassen.

Apropos Geld: Finanziell hat sich die Kommune für das Vorhaben schon gewappnet. In den vergangenen Jahren seien im Haushalt entsprechende Beträge eingestellt worden, sagt Hannemann. Insgesamt handele es sich dabei um 1,05 Millionen Euro. „Das ist eine realistische Summe“, meint sie. Man habe auch einen Antrag auf Zuschüsse aus der Sportstättenförderung gestellt, aber darauf die Rückmeldung erhalten, dass Chancen auf eine Bewilligung nur bei einer schulischen Nutzung des Platzes bestünden. Das sei aber nur äußerst bedingt der Fall. Dafür habe eine Privatperson eine Spende über 30 000 Euro in Aussicht gestellt. Ferner hätten Biegelkicker und GSV als Profiteure des Kunstrasens signalisiert, sich einbringen zu wollen.

Das bestätigt Hans-Georg Götz, der Vorsitzende des Erdmannhäuser Gesang- und Sportvereins. „Wir sind offen für Gespräche und bringen uns gerne ein“, stellt er fest. Allerdings müsse die Verwaltung erläutern, wie die Unterstützung abgesehen von einer finanziellen Beteiligung im Detail ausschauen könnte. Und was den besagten finanziellen Beitrag anbelangt, würden Biegelkicker und GSV wohl jeweils denselben Betrag beisteuern, da beide Vereine in gleichem Maße von dem Platz profitierten. Folglich müsse es sich um eine Summe handeln, die auch die Biegelkicker als kleinerer Verein stemmen können.

Dass der Bedarf für einen Kunstrasen und damit einen dritten Fußballplatz in Erdmannhausen vorhanden ist, steht für Hans-Georg Götz außer Frage. „Für uns ist das sehr wichtig, wir warten da schon Jahre drauf“, erklärt der Vorsitzende. Die Verhältnisse seien sehr beengt, weil zwei Vereine auf den beiden Spielfeldern kickten. Speziell im Winter sei es problematisch. Da könne ausschließlich auf dem oberen Platz trainiert werden. Nur dieser verfüge über Flutlicht. Manchmal lasse die Witterung auch gar keine Einheit auf dem Naturrasen zu, weshalb das Training flachfalle oder zu befreundeten Vereinen ausgewichen werde. Vor dem Hintergrund findet es Götz „nicht schön“, dass der Kunstrasenplatz, der auch bei schlechtem Wetter bespielbar ist, wohl erst 2018 gebaut wird. „Aber es ist nicht zu ändern“, stellt er pragmatisch fest.

Harald Wagner, der Vorsitzende der Biegelkicker, will sich über den späteren Baugebinn ebenfalls nicht beklagen, macht aber auch deutlich, wie wichtig der Kunstrasen für den Verein wäre. Bei winterlichem Wetter wie jetzt könne schlicht nicht auf dem Platz trainiert werden. Harald Wagner schätzt, dass erst Mitte Februar wieder auf dem Naturrasen gekickt werden könne. Die Aktiven Damen hätten sich deshalb schon um Ausweichquartiere in Poppenweiler und Neckarweihingen gekümmert. Harald Wagner hofft, dass die älteren Mädchen sich da ab und zu anschließen können. Andernfalls bleibe nichts weiter übrig, als mit den Nachwuchsspielerinnen durch den Ort zu joggen. Eine vernünftige Vorbereitung sehe anders aus.

Wie der GSV seien auch die Biegelkicker bereit, sich nach ihren Möglichkeiten in Sachen Kunstrasen zu beteiligen. „Wir müssen aber zunächst sehen, was sich die Gemeinde vorstellt“, erklärt Harald Wagner. Wobei der Vorsitzende darauf hinweist, dass die Vereine auch jetzt schon einen Obolus leisten. Pro Jahr zahle man fürs Flutlicht je 1100 Euro an Stromkosten.