Regisseur und Produzent Louis Wick Foto: privat

Das neue Werk von Louis Wick feiert bei dem Festival an der Côze d’Azur im Mai seine Premiere.

Erdmannhausen - Einmal beim Festival in Cannes dabei sein, wo sich Stars und Sternchen die Klinke in die Hand geben. Wo Werke auf der großen Leinwand laufen, von denen die ganze Welt spricht. Davon träumen viele aus der Branche. Doch für die meisten Regisseure bleibt es beim Traum. Nicht so für Louis Wick. Der Erdmannhäuser wird tatsächlich mitmischen, wenn sich die Crème de la Crème der Filmindustrie an der Côte d’Azur ein Stelldichein gibt. Der 20-Jährige hat die Chance bekommen, vom 22. bis zum 27. Mai seinen Zwölfminüter „Nachtschwärmer“ zu präsentieren. Zwar nicht im Rennen um die begehrte Goldene Palme, aber doch im Rahmen des Festivals, wo das Werk in der Shortfilm-Corner gezeigt wird. „Das ist die gleiche Location mit dem Cannes-Logo drauf“, betont Louis Wick, der bei dem Event den Filmstandort Stuttgart und Baden-Württemberg vertritt.

Über seine Teilnahme freut er sich ungemein. „Wir können jetzt sagen, wir waren in Cannes. Das ist eine riesige Sache“, sagt der Regisseur, der die Reise nach Frankreich mit seinem Kameramann Lucas Maibaum antreten wird. Mit im Boot waren bei Louis Wicks neuestem Projekt aber auch die Schauspieler Janosch Fries, Leonie Gutwillinger, Natascha Kuch und Patrick Loose – sowie etliche weitere Filmenthusiasten. „Im ganzen Prozess waren 40 Leute eingebunden“, erklärt der Erdmannhäuser, der mit seiner Produktion „Nebelbilder“ vor drei Jahren den Jugendfilmpreis abgesahnt hat. Während er damals eine Geschichte um eine psychotische Frau entspann, widmet er sich in „Nachtschwärmer“ dem Thema Online-Dating. „Es geht darum, wie wir im Internet lügen und mit der Wahrheit umgehen, um uns besser darzustellen“, erläutert er. Louis Wick erzählt die Geschichte von Marco und Laura, die sich über das Netz kennenlernen, sich bei einem Abendessen treffen und dabei schnell merken, dass sie beide nicht mit offenen Karten spielen. „Außerdem gibt es zwei weitere Mitspieler, die man versucht hat zu verstecken.“ In welchem Genre das Werk genau zu verorten ist, sei schwer zu sagen, meint Wick. Es handele sich um ein Sozialdrama mit komischer Note.

Die Idee dazu schwirrte schon längere Zeit im Kopf von Louis Wick herum. Mitte Januar wurde es dann richtig ernst und die Crew drehte das Werk an drei Tagen in einem Loft in Stuttgart und einer Industriehalle in Steinheim. Die Herstellungskosten bewegten sich im oberen vierstelligen Bereich. Unterstützung bekam er unter anderem von privaten Gönnern und der Jugendstiftung. Die Investition hat sich auf alle Fälle gelohnt. Der Film brachte Louis Wick nicht nur das Ticket nach Cannes ein, sondern öffnete ihm auch die Tür zur Filmakademie in Ludwigsburg. Mit „Nachtschwärmer“ bewarb er sich nämlich um einen Studienplatz fürs Wintersemester – und wurde prompt angenommen.

Allerdings wird Louis Wick nicht in der Kunst des Regieführens unterwiesen. Der Erdmannhäuser möchte sich als Producer einen Namen machen. „Da kann man ein Team zusammenstellen und ein Projekt hauptverantwortlich aufbauen“, erklärt er. Zudem hat er auch auf diesem Feld schon Erfahrung gesammelt. So ist er beispielsweise bei „Nachtschwärmer“ Regisseur und Produzent in Personalunion. Darüber hinaus hat der 20-Jährige mit seiner Firma Wickinger-Film verschiedene Medien-Projekte betreut wie die Kampagne „Stuttgart steigt um“.

Für die Zukunft schwebt ihm aber vor, sein Glück auch mal mit einer Serie zu versuchen. Ein Format, das er sehr spannend findet. „Die Möglichkeiten dafür sind auch in Deutschland da“, findet Louis Wick. Der Erdmannhäuser denkt dabei an verschiedene Kanäle, die bespielt werden könnten: Von Youtube über Netflix und Co. bis hin zu den klassischen Fernsehanstalten. „Das muss nicht immer millionenschwer sein, die Idee ist entscheidend.“

Apropos Ideen: Davon hat Louis Wick eine Menge. „Uns wird schnell langweilig“, sagt er lachend. Also bastelt der 20-Jährige schon an einem neuen Projekt. Ein Kollege entwickele seit Jahren einen Science-Fiction-Kosmos. Bis Herbst soll eine Kampagne samt Trailer entstehen, der den Zuschauern einen Einblick in diese Welt beschert. Die Aufgabe besteht darin, Lust auf die Story zu machen und dann einen Regisseur, einen Drehbuchautor und andere Mitwirkende zu finden, um das Ganze filmisch umzusetzen. Wick weiß sehr wohl, dass viele in der Branche lieber die Finger von so einem Stoff lassen. Schließlich steht bei Science-Fiction sofort die Frage im Raum, wie sich die Visionen finanziell realisieren lassen. Doch Louis Wick wäre nicht Louis Wick, wenn er sich davon abschrecken ließe. Immerhin hat er es auch nach Cannes geschafft, warum sollte es nicht auch mit einer Zukunfts-Saga klappen.