Anstelle der Industriebrache in der Nähe des Bahnhofs soll ein Altenheim entstehen. Foto: Werner Kuhnle

Ein Unternehmen will in der Nähe des Erdmannhäuser Bahnhofs ein großes Altenheim bauen. Es soll an die Stelle einer Industriebrache kommen.

Erdmannhausen - In der Pflegebranche hat sich die Nachricht schon vereinzelt herumgesprochen. Jetzt ist es auch offiziell: Die Orpea Gruppe mit Hauptsitz in Paris will im großen Stil in Erdmannhausen investieren und dort ein Altenheim mit 75 Plätzen hochziehen. Entstehen soll das Ganze in der Bahnhofstraße 62. Also dort, wo früher die Firma Seibt und Kapp residierte. Der Gebäudekomplex und die Halle seien aber schon seit einiger Zeit verwaist, sagt die Bürgermeisterin Birgit Hannemann. „Das ist eine Industriebrache“, stellt die Rathauschefin fest. Umso mehr freut sie sich, dass an dieser Stelle wohl bald wieder Leben in den Ort einziehen wird. Zwar habe es in der Vergangenheit auch schon Anfragen gegeben, das Areal für eine Wohnebebauung zu nutzen. „Das hat sich aber zerschlagen“, sagt Birgit Hannemann.

Das dürfte in Sachen Altenheim nicht mehr passieren. Dafür sind die Vorstellungen von Orpea eigentlich schon zu konkret. Das Unternehmen, zu dessen weitverzweigtem Standort-Netzwerk beispielsweise das Seniorenzentrum Haus Edelberg in Ludwigsburg gehört, wolle im September schon ein Baugesuch einreichen, sagt Birgit Hannemann. Ein unter Umständen langwieriges Bebauungsplanverfahren ist bei alldem nicht nötig. Das Projekt soll nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches behandelt werden, erklärt Hannemann. Heißt: Entscheidend ist, dass sich das Altenheim in die Umgebung einfügt. Und das sei der Fall, ist die Bürgermeisterin überzeugt. Geplant seien zwei Vollgeschosse plus ein Dachgeschoss. Das Heim falle auch nicht größer aus als das L-förmige Anwesen, das aktuell das Gelände dominiert. Zudem seien am Gebäude genügend Parkplätze vorgesehen, betont sie.

Der Spatenstich für das Altenheim solle 2018 erfolgen. „Dann wird mit einer Bauzeit von 16 bis 18 Monaten gerechnet“, sagt Birgit Hannemann. Spätestens Mitte 2020 wird Erdmannhausen folglich auf einen Schlag 75 weitere Zimmer für betagte, pflegebedürftige Frauen und Männer haben. Doch nicht nur das. Das Konzept sieht darüber hinaus die Schaffung von 15 Plätzen in der Tagespflege vor. „Das ist wichtig für die Angehörigen, die so die Möglichkeit haben, entlastet zu werden“, erklärt Birgit Hannemann. Abgerundet wird das Paket durch 30 Seniorenwohnungen.

Die Bürgermeisterin findet auch nicht, dass das am Ende vielleicht sogar etwas zu viel des Guten ist. Sie gibt zu bedenken, dass laut Kreispflegeplanung für Erdmannhausen bis 2025 ein Nachholbedarf von immerhin rund 25 Plätzen besteht. Und auf dem Gelände des Erdmannhäuser Kleeblattheims gebe es keine weitere Möglichkeit zur Expansion. Der dort geplante Anbau bringe platztechnisch keinen Zuwachs. Außerdem wisse man nicht, was die Zukunft bringt. Es existiere ja bereits ein Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. „Vielleicht kommt auch irgendwann der Anspruch auf einen Pflegeplatz für Senioren“, sagt sie. Eine Situation, für die man dann mit insgesamt rund 100 Plätzen im Ort wohl schon ganz leidlich gewappnet wäre.

So oder so: Birgit Hannemann steht voll hinter dem Projekt. Und der Tenor im Gemeinderat? Dort werde das Haus ebenfalls befürwortet, sagt die Rathauschefin. Auch von Bürgern, zu denen die Nachricht über das Altenheim schon durchgesickert ist, habe sie positive Rückmeldungen erhalten.