Andreas Hennings Foto: MZ

Die Trainerentlassung bei den Biegelkickern ist überraschend, macht aber auch Sinn.

Erdmannhausen - Es kommt nicht häufig vor, dass ein Sportverein und sein Trainer getrennte Wege gehen, nachdem sie eine erfolgreiche Saison gespielt haben – schon gar nicht, wenn es die erfolgreichste der Vereinsgeschichte war. Genau das ist jetzt aber bei den Biegelkickern Erdmannhausen geschehen. Die Mannschaft spielte in der Fußball-Landesliga der Frauen groß auf und verpasste nur knapp den Aufstieg in die Verbandsliga. Trainer Markus Martenka – überspitzt ausgedrückt – muss dennoch die Koffer packen. Wie kann so etwas passieren? Zumal es keine persönlichen Konflikte gegeben habe, wie der Coach hervorhebt.

Offenbar hat zwischen den Ansprüchen von Verein und Teilen der Mannschaft sowie vom Trainer aber eine Lücke geklafft. Und diese war wohl nicht zu schließen. Markus Martenka hatte gegen Ende der erfolgreichen Runde offensiv geäußert, nun auch aufsteigen zu wollen. Jetzt, nach dem verlorenen Aufstiegsspiel, hätte er in der neuen Saison sicherlich gerne einen zweiten Anlauf genommen. Ob der Verein und alle Spielerinnen diesen Schritt aber auch wirklich mitgehen wollten?

Es mag so manchen verwundern, aber es wäre nicht verwerflich, wenn dies nicht so wäre. Denn der Schritt von der Landes- in die Verbandsliga ist im Frauenfußball extrem groß. Um diese eine Spielklasse höher Schritthalten zu können, hätten – für die Biegelkicker dank ihrer guten Jugendarbeit untypisch – einige externe Neuzugänge an Land gezogen werden müssen. Auch die Trainingsintensität wäre eine andere geworden. Ohne diese Anpassungen hätte das gleiche Schicksal gedroht wie dem TSV Wendlingen. Dieser wurde vergangene Saison Landesliga-Meister – jetzt ist er sang- und klanglos mit nur zwei Saisonsiegen und ganzen neun Punkten auf dem Konto abgestiegen. In den Vorjahren ging es den Aufsteigern TGV Dürrenzimmern – der es jetzt übrigens wieder nach oben geschafft hat – und TSV Crailsheim II – der diese Saison als abgeschlagenes Landesliga-Schlusslicht in die Regionenliga abgestiegen ist – genauso: In ihrem ersten Jahr in der Verbandsliga stiegen sie jeweils als Tabellenletzter direkt wieder ab. Kein Wunder, dass der TSV Langenbeutingen vor zwei Jahren trotz der erreichten Landesliga-Meisterschaft sogar freiwillig auf den Aufstieg verzichtete, um solch ein mögliches Debakel zu vermeiden.

Denn es stellt sich dann immer auch die Frage: Bricht möglicherweise alles zusammen, wenn man eine ganze Saison lang kein Land sieht und fast nur Niederlagen kassiert? Es würde viel dazugehören, um solch eine Negativerfahrung weich abzufedern. Es wäre also durchaus nicht verwerflich, wenn sie bei den Biegelkickern in Erdmannhausen weiterhin kleinere Brötchen backen möchten. Im familiären Umfeld dieses Vereins hat das Streben nach sportlichen Erfolgen über die eigenen Maßstäbe hinaus nie eine große Rolle gespielt. Gerade der Spaß am Fußball und die Gemeinschaft von Aktiven und Jugendfußballerinnen sind hier mindestens ebenso wichtig – und dieser Zustand wäre mit einem Aufstieg zumindest gefährdet.

Für Trainer Markus Martenka ist das sicherlich sehr schade, nachdem er die Mannschaft erfolgreich geleitet und entwickelt hatte. Die guten Ergebnisse sprechen für seine gute Arbeit. Ihm wird es nun gut tun, wenn er seine sportlichen Ziele vielleicht an anderer Wirkungsstätte verwirklichen kann.