Alina Runkel schien als Feldspielerin unverzichtbar – jetzt hütet sie das Tor. Foto: Archiv (avanti)

Die Biegelkicker Erdmannhausen empfangen am Sonntag das Landesliga-Schlusslicht aus Crailsheim.

Erdmannhausen - Dass die Biegelkicker Erdmannhausen in der Fußball-Landesliga vor dem Heimspiel am Sonntag um 12.30 Uhr gegen das Tabellenschlusslicht TSV Crailsheim II an Position eins stehen, hängt auch mit einem Schachzug zusammen, der im Aktiven-Fußball Seltenheitswert genießt: Denn mit Alina Runkel haben die Biegelkicker seit der Hinrunde eine Torhüterin, die zuvor als Abwehr- und Mittelfeldspielerin unverzichtbar schien, ja auf dem Feld als Kapitänin die Fäden zog. Auch auf ihren Wunsch hin wechselte die 24-Jährige die Position.

„Die Herausforderung, etwas Altes aufs neue zu testen hat mich einfach gereizt. Ich wollte nochmal eine Veränderung. Und Torhüterin zu sein, hat mir immer Spaß gemacht“, erinnert sich Alina Runkel. Sie beweist damit ein großes Erinnerungsvermögen, schließlich hatte sie – abgesehen von ein paar Testspielen – zuletzt als E- und D-Jugendliche das Tor gehütet. Damals noch für ihren Heimatverein SGV Murr.

Für die Biegelkicker scheint sich die Umsetzung dieses Wunsches doppelt auszuzahlen: Während das Team durch diese Maßnahme nichts an ihrer Gefährlichkeit verloren hat – sie stellt zumindest die stärkste Offensive der Liga – stoßen ihre Gegner auf eine Defensive aus Granit: Sieht man von der 1:5-Niederlage gegen Mit-Meisterschaftsfavorit TGV Dürrenzimmern ab, hat Erdmannhausen in zwölf Spielen nur sieben Gegentore kassiert.

Dem Spiel der Biegelkicker tut es dabei gut, dass die 24-Jährige sich in den Spielaufbau einbringt, ja einen offensiven Torhüter gibt. „Die Erfahrung, auf dem Feld gespielt zu haben, ist da sicher kein Nachteil. Die Mitspielerinnen wissen auch, dass sie im Notfall einen schwierigen Ball zurückspielen können“, so Runkel. Und manchmal ist der Rückpass sogar ein taktisches Mittel: „Dann geht es darum, den Gegner rauszulocken und Räume zu schaffen.“

An den Positionswechsel hat sich die Keeperin gewöhnt. „Das entwickelt sich von Spiel zu Spiel.“ Bei Bällen zum Hechten merke sie schon noch, dass es ihr an Erfahrung fehlt. Spaß aber hat sie: „Wenn die Trainer mir weiter das Vertrauen schenken, würde ich gerne weiter im Tor stehen.“

Feldspielerin, Keeperin – damit hat Runkel auf dem Spielfeld fast alle Positionen bekleidet. Fehlt nur die des Schiedsrichters. Und siehe da: Auch dieses Amt übt die Allrounderin aus. Seit eineinhalb Jahren pfeift sie im Jugendbereich. Ihre Lust darauf wurde geweckt, als sie die Spiele der Biegelkicker-D-Mädchen geleitet hatte, da dort keine Schiedsrichter eingeteilt werden. „Seit ich selbst pfeife, bin ich bei unseren Spielen auch deutlich ruhiger, was den Schiedsrichter betrifft“, sagt sie lachend. Abseits sei eben ungemein schwer zu erkennen. „Auch sonst habe ich einen veränderten Blick aufs Spiel.“ Highlights erlebt sie ebenfalls: So pfeift sie am nächsten Mittwoch das Pokal-Viertelfinale zwischen den B-Juniorinnen des FV Löchgau (Oberliga) und des TSV Crailsheim (Bundesliga).

Apropos Crailsheim: Im Heimspiel am Sonntag gegen den TSV Crailsheim II ist bei den Biegelkickern ein Sieg eingeplant. Das Hinspiel gewannen sie 10:0. „Unterschätzen dürfen wir sie aber nicht“, warnt Runkel. Man wisse nie, wer bei Crailsheim aus dem ersten Team oder von den B-Juniorinnen dabei sei. Ein Sieg wäre im Rennen um die Meisterschaft eine gute Grundlage für die anstehenden Duelle gegen die stärksten Verfolger. „Wir möchten weiter Vollgas geben, und all die ‚Hammer-Spiele’ kommen ja noch“, so Runkel. Dass die Biegelkicker so gut dastehen wie nie in der Geschichte, führt die Neu-Torhüterin auf die Teamstärke und die Gemeinschaft zurück. „Wir sind richtig zusammengewachsen und haben einen guten Mix aus jungen und erfahreneren Spielerinnen. Die Jungen bringen da viel Frische und Wille mit rein.“