Jana Schneider und Co. haben fast 70 Minuten in Überzahl gespielt. Zum Sieg hat es trotzdem nicht gereicht. Foto: avanti

Beim Landesliga-Duell zwischen den Biegelkickern und dem SV Böblingen gibt es unschöne Szenen.

Erdmannhausen - Was für ein Spiel: Dass die Biegelkicker aus Erdmannhausen und die SV Böblingen sich am Montagmittag mit 1:1 (0:1) getrennt haben wird eigentlich eher zur Randnotiz, wenn man weiß, was auf dem Erdmannhäuser Sportplatz los war. Denn im Mittelpunkt standen diesmal leider andere Dinge als das Sportliche. Unschöne Szenen wohlgemerkt. „Das war wirklich ein Tag zum Vergessen“, meint Biegelkicker-Trainer Michael Lutz zusammenfassend. Während er den Knock-Out seiner Torfrau Tamara Dietrich als „unglücklich und bitter“ beschreibt, nennt er das, was der Böblinger Trainer vollführte einen „Skandal“. „Er hat sich total daneben benommen. Das geht gar nicht. Aus meiner Sicht kann seine Strafe nicht hoch genug ausfallen“, sagt Michael Lutz.

Doch von vorne: Rund eine Viertelstunde war gespielt, als Biegelkickers Torfrau Tamara Dietrich nach einem Abstimmungsfelder mit ihrer Abwehr bei einem Rettungsversuch zum Ball hechtete. Ohne Erfolg wohlgemerkt. Der Ball zappelte zum 0:1 im Netz, Dietrich blieb zur Überraschung aller regungslos auf dem Boden liegen. „Wir wissen bis heute alle nicht, was passiert ist. Auch sie selbst nicht. Aber sie muss mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen sein und ist dadurch bewusstlos geworden“, berichtet Lutz. Mit dem Krankenwagen musste Dietrich sofort ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie auch die Nacht zur Beobachtung verbringen musste. „Sie hat wohl eine Gehirnerschütterung“, sagt der Coach der Biegelkicker, der froh ist, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Während Dietrich auf dem Weg ins Krankenhaus war, ging das Spiel weiter, mit Innenverteidigerin Alina Runkel im Kasten. Denn auf Ersatzkeeperin Jessica Welte konnte man wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht zurückgreifen. „Aber wir wussten ja, dass Alina das kann“, so der Trainer. Und wie. Gleich dreimal behielt sie in Hälfte zwei in Eins-gegen-Eins-Situationen die Oberhand, zeigte sich damit gerüstet für die kommenden Spiele, in denen sie für Dietrich einspringen muss, die unabhängig von ihrer Gehirnerschütterung urlaubsbedingt fehlen wird. „Für Alina war es also die Generalprobe“, meint Lutz.

Mit einem 0:1 im Rücken, ohne gelernte Torfrau, dafür aber in Überzahl, da die Gäste aus Böblingen nur zu elf angereist waren und nicht wechseln konnten, als sich eine Spielerin in der 20. Minute verletzte, ging es weiter. „Das Spiel war total zerfahren und hektisch“, beschreibt Michael Lutz den Verlauf und fügt an: „Alles, was Fußball ausmacht, haben wir vermissen lassen.“ Ob das am Doppelschock aus der 15. Minuten, dem miesen Wetter oder aber an dem Wissen lag, dass man mit einem Sieg den Klassenerhalt ganz sicher hätte, vermag Lutz nicht zu sagen. „Wahrscheinlich hat da alles mit reingespielt“, meint er. Trotz der eher mauen Vorstellung traf Amelie Schröder in der 55. Minute zum 1:1-Ausgleich. Das schmeckte dem Böblinger Trainer Uwe Marquardt gar nicht. „Er hat dann ununterbrochen reingerufen und jeden Pfiff kommentiert“, berichtet Michael Lutz.

Den Höhepunkt erreichte das Ganze in der 85. Minute, als eine Böblinger Spielerin nach einem Tackling auf der Erdmannhäuser Coachingseite zu Boden ging, das Spiel aber dennoch weiterlief und sich auf die Böblinger Seite verlagerte. „Anna Meßthaler wollte da gerade zum Ball gehen, als der Trainer aufs Feld gelaufen kam, Anna am Arm gepackt und so das Spiel unterbrochen hat“, berichtet der Erdmannhäuser. Der Schiedsrichter verwies Marquardt daraufhin des Innenraums. „Das war eine Farce. Man hätte ihn des Sportgeländes verweisen müssen. Denn so hat er sich drei Meter weiter nach hinten hinter die Bande gestellt und weiter reingerufen. Er hat ununterbrochen gepöbelt“, sagt Michael Lutz.

Nach dem Spiel entschuldigte sich der Böblinger Coach zwar bei Anna Meßthaler, „aber damit ist es trotzdem nicht getan. Das war eine absolute Unsportlichkeit, die so auf dem Platz nichts zu suchen hat. Er hat keine meiner Spielerinnen anzufassen“, ärgert sich der Biegelkicker-Trainer auch einen Tag nach der Partie noch. Ein Bericht des Schiedsrichters liegt dem Spielberichtsbogen bei. Wie es nach dieser Sache weitergeht liegt nun am DFB. „Aber das wird Folgen haben“, ist Lutz sich sicher.

Sein Team rangiert im Übrigen mit 32 Punkten weiterhin auf Platz vier und hat vier Spieltage vor Schluss zehn Punkte Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz. „Das dürfte reichen. Aber sicher ist der Klassenerhalt eben noch nicht. Dafür fehlen uns noch zwei Punkte“, sagt Lutz. Geholt werden sollen diese nun am kommenden Spieltag.