Eine gewisse Fingerfertigkeit ist beim Spiel „Drop it“ von Uwe Rapp (links) und Bernhard Lach von Vorteil. Foto: Oliver von Schaewen

Die beiden Spieleerfinder Uwe Rapp und Bernhard Lach kommen mit ihrem neuesten Werk erstmals sofort international auf den Markt.

Erdmannhausen - Das perfekte Werk – davon träumt jeder Spieleerfinder. Aber selten gelingt der ganz große Wurf. Das kennen auch die beiden Erdmannhäuser Uwe Rapp und Bernhard Lach. Das Duo ist nach 15 Jahren unter den Spieleautoren längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Zumal unter ihrem Namen schon 550 000 Spiele verkauft wurden. Kein Wunder also, dass auch renommierte Verlage aufmerksam wurden. Das könnte dem neuen Spiel „Drop it“ zu weiter Verbreitung verhelfen.

Der Verlag Kosmos gilt als Big player, berichtet Bernhard Lach und zählt einige Länder auf, in die „Drop it“ ausgeliefert wird, darunter Italien, Frankreich, Großbritannien und die USA. Ein wenig Stolz schwingt bei ihm mit, doch der 57-Jährige, der in seinem Hauptberuf als Jurist bei der Stadt Heilbronn arbeitet, ist kein Mann, der abhebt. Dennoch bedeutet „Drop it“ auch für ihn eine Zäsur. „Bisher sind unsere Spiele erst im Laufe der Zeit international geworden – jetzt ist das von Anfang an so.“

Beim Tüfteln hat es Bernhard Lach mit seinem langjährigen Schachfreund Uwe Rapp auf mehr als 40 veröffentlichte Spiele und drei Nominierungen auf der Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ gebracht. Bei den Juroren dieses Wettbewerbs sind meistens komplexe und etwas abgehobene Systeme gefragt, sagt er. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass es „Drop it“ nicht geschafft hat. „Solche Preise sind immer ein wenig wie Lotterie.“ Ein Trost: „Drop it“ hat andere Jurys überzeugt. So dürfen sich Lach und Rapp über eine Nominierung für den Spielzeugpreis Goldenes Schaukelpferd und über eine von fünf verliehenen Silbermünzen beim US-Portal Parent’s choice freuen. „Wir sind damit in den USA unter den Top Ten“, sagt er, wohl wissend, dass dies noch keine Garantie für einen Verkaufsschlager darstellt. „Es ist aber eine gewisse Würdigung“, sagt er, da dies ein Wettbewerb sei, in dem pädagogisch besonders wertvolle Spiele ausgezeichnet würden.

Normalerweise treffen sich Lach und Rapp selten. „Das meiste läuft bei uns über E-Mails“, erklärt der 68-jährige Uwe Rapp, der früher Ausländern an der Uni in Stuttgart Deutsch beigebracht hat und jetzt mehr Zeit zum Tüfteln hat. Er sitzt am Esszimmertisch bei Lachs, „Drop it“ ist aufgebaut. Rapp und Lach werfen abwechselnd kleine farbige Scheiben, Dreiecke, Rauten und Vierecke in den Schacht aus Plexiglas, der ein wenig an „Vier gewinnt“ erinnert. Die Idee: Jeder Wurf kann Punkte bringen – der eigene Stein darf dann auf einem Zusatzbrett entsprechend vorrücken. Wer am Ende am weitesten gelaufen ist, hat gewonnen.

Was nach einer simplen Idee klingt, weckt schnell die Spiellust. Das wird schon nach wenigen Minuten klar. Ob ein Dreieck dort landet, wo es soll und nicht unerwartet andere Steine verschiebt, ist oft gar nicht so klar. Berührt etwa ein blaues Viereck aus Versehen ein blaues Dreieck, war’s das schon mit dem erhofften Punktgewinn. Denn gleiche Farben dürfen nicht aneinander stoßen. Leer geht auch der Spieler aus, der etwa mit einem Dreieck ein anderes Dreieck touchiert. „Trägt es oder trägt es nicht – das ist oft die Frage“, erklärt Uwe Rapp, der Kindern ab sechs Jahren das Spiel mit den geometrischen Körpern zutraut. „Man lernt einiges über Statik“, sagt Bernhard Lach, dem das Lob „mathematisch wertvoll“ einer US-Bloggerin gefallen hat.

Ein Spiel dauert etwa 20 Minuten, was dem Trend zum kontrollierten Umgang mit Zeit entspricht. Die Spannung steigt zum Ende. Denn ein Spieler kann mit „Big points“ auch große Rückstände aufholen. Je höher die Ebene im Schacht, desto mehr Punkte winken. Das macht sich Uwe Rapp an diesem Abend zunutze. Er überholt auf den letzten Metern noch seinen Partner.

Im Nachhall wird es fast philosophisch, als Rapp den Bogen zur Kultur schlägt. „Für mich ist das Spieleerfinden eine Kunstform und ein Kulturgut.“ Man könne auf der Suche nach dem idealen Spiel an kleinen, aber wirksamen Schrauben drehen – wie ein Maler oder Literat. Rapp verweist auf den Schriftsteller Mark Twain, der sagte: „Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.“

Fazit: „Drop it“ ist ein großer Spaß, da man schnell miteinander ins Handeln kommt, der Computerwelt durch das Greifbare der Materialien entflieht und während des Spiels leicht ins Gespräch kommt. Das Spiel kostet rund 30 Euro.