Das Kinderhaus Kunterbunt könnte neue Nachbarn bekommen. Foto: Archiv (Frank Wittmer)

Kommunen kommen bei der Kinderbetreuung nicht hinterher.

Erdmannhauen/Benningen - Landauf, landab herrscht Mangel an Erzieherinnen. Auch die Gemeinde Erdmannhausen musste die dringend notwendige Eröffnung einer weiteren Gruppe im Ü3-Bereich von Januar auf den April verschieben (wir berichteten). Bürgermeisterin Birgit Hannemann kann aber aufatmen. „Es hat sich gelohnt, Zeit in weitere Bewerbungsgespräche zu investieren. Wir haben eine zusätzliche 50-Prozent-Kraft gewinnen können.“ So kann die Froschgruppe mit der bereits verpflichteten 100-Prozent-Erzieherin ab dem 1. April durchstarten.

Bis Juni sollen 15 Kinder zusätzlich betreut werden. Und Anfang bis Mitte 2019, so der Plan, soll dann ein neuer Kindergarten mit weiteren fünf Gruppen eröffnen. Für den neuen Standort – entweder nahe der Halle auf der Schray oder neben dem Kinderhaus Kunterbunt – suche man ebenfalls schon nach Personal, so die Bürgermeisterin. Eine Erfahrung hat Hannemann in den ständig laufenden Bewerbungsgesprächen allerdings gemacht: „Es scheint so zu sein, dass im Sozialbereich allgemein sich viele einfach mal bewerben, um zu schauen, was sie erwartet.“

Passe das Angebot, sei die Bereitschaft zu einem Wechsel da. Schwierig sei es, wenn die Arbeitszeiten oder der Zuschnitt der Stelle nicht passen. „Im Jugendhaus haben wir große Probleme, jemand mit 30 Prozent zu finden, da die Öffnungszeiten nachmittags liegen.“ Durch die Betreuung der Asylbewerber sei der Markt bei Sozialarbeitern nahezu leergefegt.

Dem Mangel an Erzieherinnen will man in auf über 5000 Einwohner angewachsenen Gemeinde Erdmannhausen nicht tatenlos gegenüberstehen. „Wir steigen in die praxis-orientierte Ausbildung ein“, gibt die Bürgermeisterin bekannt. „Mit ein Grund dafür ist, dass wir kaum mehr Anerkennungspraktikantinnen finden.“

Die kurz PiA-Ausbildung genannte Form ist nicht nur für Quer-und Wiedereinsteigerinnen geeignet, die schon berufliche Erfahrungen mitbringen. Auch Schulabgänger finden den Bildungsweg interessant, da man im Gegensatz zur klassischen Ausbildung von Anfang an bezahlt und auch schulisch qualifiziert wird. „Durch den kontinuierlichen Wechsel von Unterrichts- und Praxistagen gelingt es gut, schulisches Wissen in der Praxis zu überprüfen“, sagt Regine Böhm, Dozentin an der evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart. Neben der besseren Bezahlung spricht daher meist gerade die Möglichkeit eines anschließenden Studiums für die neue PiA-Ausbildung.

Im mit 6500 Einwohnern etwas größeren Benningen hat man ähnliche Probleme. Auch hier ist der Zuwachs an jungen Familien durch die S-Bahn und Neubaugebiete hoch. Mit 72 und 67 Kindern liegen die Geburtenraten der Jahre 2016 und 2017 weit über dem Durchschnitt der vorigen Jahre, sagte Bürgermeister Klaus Warthon am Sonntag beim Neujahrsempfang. Dies sei der Grund warum die 2015 eröffnete Kindertagestätte Seelach schon wieder nicht ausreiche. Zudem steige die Nachfrage nach Ganztagesplätzen. „Nach den gesetzlichen Vorgaben reduzieren in Anspruch genommene Ganztagesplätze die Gesamtzahl in den einzelnen Einrichtungen.“ Schon jetzt müssen einzelne Kinder im Vereinsraum im alten Schulhaus betreut werden, weil der Platz nicht ausreicht.

Die Erdarbeiten für die Tagesstätte Steinlanden haben jetzt begonnen. Ein einstöckiges Holzgebäude mit Pultdach soll kurzfristig Platz für einen zweigruppigen Kindergarten schaffen. Dadurch, dass einige Kinder schon betreut werden, habe man im Moment genügend Personal, so Ordnungsamtsleiterin Verena Wilhelm. Sollte die Baugenehmigung rechtzeitig vorliegen, wolle man den neuen Kindergarten im September bereits in Betrieb nehmen. „Dann brauchen wir auch wieder Personal.“