Mitglieder des Rates der Ka’apor. Foto: Wolfgang Simon

Der Vorsitzende des Vereines „Gentechnikfreie Landkreise“, Wolfgang Simon aus Erdmannhausen, ist zurzeit zusammen mit seinem Kollegen des Vereins „Poema – Armut und Entwicklung in Amazonien“, einem Mitglied des Beilsteiner Weltladens und Wolfgang Meier aus Santarem in Amazonien unterwegs.

Erdmannhausen/Beilstein - Der Vorsitzende des Vereines „Gentechnikfreie Landkreise“, Wolfgang Simon aus Erdmannhausen, ist zusammen mit seinem Kollegen des Vereins „Poema – Armut und Entwicklung in Amazonien“, einem Mitglied des Beilsteiner Weltladens und Wolfgang Meier aus Santarem zurzeit in Amazonien unterwegs und berichtet von dort für uns von seiner Reise.

Zu Beginn unserer Reise zu Poema-Projektgemeinden haben wir Vertreter des Volkes der Ka’apor – Bewohner des Waldes – getroffen. Das Reservat der Ka’apors liegt im Grenzgebiet der Bundesstaaten Para und Maranhao. Über die Ka’apor wurde in den vergangenen Wochen auch in den europäischen Medien berichtet, weil sie mit spektakulären Aktionen gegen das illegale Abholzen der Regenwälder in ihrem Reservat protestiert haben. Das Reservat der „Bewohner des Waldes“ hat eine Größe von 530 Quadratkilometern. Etwa 2100 Indigenas leben in zwölf Dörfern. Acht Prozent ihres Reservats sind in den vergangenen Jahren illegalen Aktionen von Holzfällern zum Opfer gefallen.

Bis vor wenigen Jahren gab es einen staatlichen Beauftragten für das Reservat, heute gibt es einen Ka’apors-Rat, der für das Organisieren aller Lebensbereiche zuständig ist. Seit 2013 haben die Ka’apors auch den Bereich „Versorgung und Verwaltung“ in die Hand genommen. Seitdem die illegalen Aktionen der Holzfäller und Jäger zugenommen haben, errichteten die Ka’apor sieben besonders gefährdete Wege ins Reservat. Dort leben nur wenige Familien, die selbst versorgend Maniok, Bananen und Wurzelgemüse anbauen. Die Verteidigung und Bewachung des Reservats vor Eindringlingen ist ihre Hauptaufgabe.

Wir haben in Begleitung von José und dem Kaziken den Vorposten Jaxipuxirenda angefahren. Zugang erhält sonst ein „Weißer“ nicht. Von Ze Doca sind wir 70 Kilometer nach Norden und dann 28 Kilometer über sandige Holperpisten durch Rinderweidegebiete gefahren. Dort leben kleine Rinder-Farmer mit ihren Familien. Hin und wieder kommt es vor, dass Holzfäller und Jäger versuchen, illegal ins Reservat einzudringen. So kam es wenige Tage vor unserem Besuch zu einem Vorfall, bei dem eilig zusammengerufene Ka’apor zwei Holzfäller mit einer Motorsäge im Reservat gestellt haben. Ihnen wurde dieses Werkzeug abgenommen und erst wieder nach zwei Tagen zurückgegeben. Uns wird klar, wie wichtig die Existenz dieser Grenzposten für den Schutz der verbleibenden Regenwälder in diesem Reservat ist. Auch deshalb ist die vollständige Kartografie des Reservats von existenzieller Bedeutung und muss weiter betrieben werden.

Bei einer abschließenden Besprechung lernten wir die Sorgen, aber auch das engagierte „Selbst-in-die-Hand-nehmen“ von Problemen kennen.

Wir drei aus Baden-Württemberg angereisten Poema-Mitglieder nehmen den im Gespräch entwickelten Wunsch auf, die strategisch wichtigen sieben Vorposten mit je einen Brunnen mit Fotovoltaikelementen und Pumpe inclusive, Installations- und Materialkosten zu versehen. José, der uns begleitende Ethnologe und Mittelsmann zwischen den Ka’apor und den Institutionen, wird nun mit dem Ka’apor-Rat eine Kostenaufstellung und einen Kostenvoranschlag bis Anfang Dezember erarbeiten.

Fazit: Am Ende der Gespräche ist uns wieder deutlich geworden, dass es unmöglich ist, den Regenwald zu schützen, ohne auch denen das garantierte Recht auf Nutzung des zugesicherten Gebietes mitsamt der Flüsse, Seen, Quellen und Wege anzuerkennen. Denn gerade die indigenen Völker halten einen Schlüssel zur Erhaltung und zum Wiederaufbau der Biodiversität und der Weiterentwicklung der traditionellen Sammelwirtschaft in ihren Händen. Nicht nur wegen des weltweiten Klimawandels gilt es, diesen kleinen Schatz zu nutzen.