Hardy Schober hat vor rund 30 Zuhörern in der Bücherei gelesen. Foto: Werner Kuhnle

Hardy Schober von der Stiftung gegen Gewalt an Schulen war in der Bücherei zu Gast. Thematisiert wurde dabei auch das Salutschießen zum Auftakt des Erdmannhäuser Straßenfestes.

Erdmannhausen - Zuerst war alles ganz friedlich in der Ortsbücherei. Hardy Schober, der beim Amoklauf von Winnenden 2009 seine 15-jährige Tochter verlor und heute Vorsitzender der Stiftung gegen Gewalt an Schulen ist, erklärte die Ziele dieser Stiftung und las aus seinem Buch „Mein Sonnenkind“. Schober, öffentliche Auftritte reichlich gewohnt, verwies auf die besondere Brisanz gerade dieser Veranstaltung am Donnerstagabend. „Der Täter trieb eine Weile Sport in Erdmannhausen“, rief er in Erinnerung.

Die schreckliche Tragödie, die Nichtbetroffene nur von den Nachrichten kennen, aus der Sicht eines liebenden, mit seiner ausgesprochen lebenslustigen Tochter innig verbundenen Vaters geschildert – das greift nicht nur diesen sichtlich an bei der von knapp 30 Interessierten besuchten Lesung.

Veranstalter war der Erdmannhäuser Verein Kinder- und Jugendaktivitäten (Kuja). Der hatte vor Wochen deutliche Kritik daran geübt, dass das Straßenfest in diesem Jahr wieder, nach vierjähriger Pause, mit Luftschüssen des Schützenvereins eröffnet wurde. Was da also im Hintergrund gärte, brachte Gast Andreas Roll, Bundestagskandidat der Grünen, als Erster zur Sprache. Das Salutschießen bei Festen täusche eine Harmlosigkeit von Waffen vor. Ein solches Bewusstsein sieht Roll als eine der Hürden im Kampf des Aktionsbündnisses gegen ein schärferes Waffengesetz.

Schober pflichtete bei, schwenkte kopfschüttelnd mit einem Zeitungsartikel zum Erdmannhäuser Festschießen und sprach von fehlender Empathie. Die wollten sich aber Bürgermeisterin Birgit Hannemann und ihr Stellvertreter Franz Pilhartz nicht absprechen lassen. Sie rechtfertigten die Luftschüsse mit dem Recht des Schützenvereins, sich wie die anderen Gruppen zu präsentieren und eine Tradition zu pflegen. Eine solche Tradition aber ist für Hardy Schober „überholt“. Wolfgang Schoch und Martina Glees-Brück von Kuja meinten, dass es gerade in Erdmannhausen nicht angemessen sei, ein friedliches Fest mit Schüssen zu eröffnen. Es gebe andere Möglichkeiten wie Fanfaren oder Cheerleader. Man hätte sich da mehr Mühe geben und feinfühliger sein sollen, hieß es. Der Schützenverein müsse akzeptieren, dass Erdmannhausen besonders betroffen sei. Hardy Schober sagte: „Ich will, dass die betroffene Gemeinde als Vorbild vorangeht.“

Bürgermeisterin Hannemann hielt dagegen, dass eine Waffe nicht Ursache, sondern Symptom eines Amoklaufs sei. Dem stellte Hardy Schober das Ergebnis von Studien gegenüber. In der langen Kette der Glieder eines Amoklaufs ist demnach der leichte Zugang zu einer Waffe das letzte, das heißt, das Glied, das die Tat schließlich ermöglicht.

Viele der sieben Millionen Privatwaffen in Deutschland seien äußerst fahrlässig aufbewahrt. Von Rechts wegen würden die Schützen sich selbst auf Sicherheit überprüfen. Die Stiftung gegen Gewalt an Schulen fordert unter anderem stattdessen eine übergeordnete Prüfungsinstanz. Außerdem tritt sie für ein Killerspielverbot für Jugendliche ein. Schober bezieht sich auf Aussagen des norwegischen Massenmörders Breivik. Ein Jahr lang habe der sich mit Killerspielen auf seine Tat vorbereitet.