Markus Jenner, Lila und Fine sowie Lara Jenner-Wollensack (von links) leben auf dem Jennerhof. Foto: Werner Kuhnle

Bei Familie Jenner steht zwar der Vierbeiner im Mittelpunkt, neuerdings gibt es aber auch Hähnchen.

Erdmannhausen - Man ist schon ein gutes Stückchen aus dem Ort draußen, wenn man auf dem Feldweg das Schild mit dem Erdmannhäuser Sattelschwein entdeckt. Über einen großen Hof geht es zu einer kleinen Tür: In den Hofladen steigt man eine Treppe hinunter – und unten ist es für einen Keller recht gemütlich eingerichtet: In einem massiven Holzschrank stehen Nudeln, Leinöl und die eine oder andere Sauce, daneben ein Körbchen mit frischen Eiern. Auf einem Regal am Fensterbrett etwas Müsli, Honig und diverses Hochprozentiges, ein paar Kisten eigener Apfelsaft nebendran und schließlich eine schöne alte Holzkommode, auf der ein paar Geschenktaschen und die gute Hühnersuppe in der Dose angeboten werden.

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Nicht ganz so hübsch, aber dennoch die Herzstücke des Kellers: Die drei Kühl- beziehungsweise Gefrierschränke. Darin sind die Produkte vom Erdmannhäuser Sattelschwein – zum Beispiel elf verschiedene Wurstsorten im Glas, einige davon auch in Dosen, darunter Blutwurst, Champignon-Lyoner, Grobe Bauernwurst, Leberwurst und Zwiebling. Außerdem gibt es im wechselnden Angebot Wurstaufschnitt, gekochten Schinken, Saiten, Weißwurst, Rote Wurst, Fleischkäsescheiben, gerauchte Bauernwurst Salamini, Oberländer sowie Fleischsalat. In geraden Kalenderwochen gibt es außerdem Maultaschen – hergestellt aus dem Fleisch vom Sattelschwein vom Restaurant Traube in Großaspach.

Im Tiefkühlfach daneben befindet sich gefrorenes Fleisch, in einer weiteren Kühltheke gibt es Joghurt, Milchprodukte, Käse und Frischfleisch.

Das Erdmannhäuser Sattelschwein zur Marke zu machen, war die Idee von Markus Jenner und seiner Frau Lara Jenner-Wollensack, die beide Agrarwirtschaft studiert haben. Die beiden sind die 13. Generation auf dem Jennerhof. 2008 haben sie ihn übernommen. Den Betrieb gab es schon im 16. Jahrhundert, habe eine Verwandte herausgefunden, die sich mit Ahnenforschung beschäftigte, berichtet Markus Jenner. Damals sei der Hof auch noch mitten im Ort gewesen. Erst 1969 zogen seine Großeltern hinaus an den Weihinger Weg. Bis Anfang der 1990er Jahre wurden hier Bullen gezüchtet. 1994 kamen dann die Schweine.

Die Erdmannhäuser Sattelschweine werden auf dem Hof geboren und wachsen in einem Außenklimastall mit Auslauf ins Freie auf. Sie werden ohne gentechnisch verändertes Futter gefüttert. 2009 startete das junge Landwirts-Paar mit dem Hofladen. Der war damals eher ein kleiner Stand beziehungsweise ein fahrbares Kühlregal vor der Haustüre, berichten die beiden lachend. „Wenn es geregnet hat, hatten wir ein Problem“, sagt Lara Jenner-Wollensack. Also wurde recht schnell der Raum – beziehungsweise die Räume – im Keller geschaffen. Denn hinter dem Verkaufsraum ist noch ein Räumle, in dem Jenners ihr Fleisch kühlen, Wurst aufschneiden, Grillfleisch marinieren oder alles für den Wochenmarkt in Ludwigsburg herrichten.

Schon eine Weile denken Jenners darüber nach, ob der Hofladen nicht den Keller verlassen sollte. „Ganz ideal ist das natürlich nicht“, räumen Jenners ein. Doch bislang blieb auch die Zeit nicht, sich darum zu kümmern. Über die Jahre kamen immer neue Produkte hinzu. „Wir haben jetzt so ziemlich alles, was man aus Schwein machen kann“, sagt Lara Jenner-Wollensack. Ganz neu seit 2016 gibt es aber auch noch Weidehähnchen. Diese wohnen in einem Mobilstall, haben Auslauf ins Freie, werden gentechnikfrei gefüttert und wachsen langsam. 800 Stück hatten Jenners im Herbst – und schon befürchtet, dass es nicht genügend Abnehmer dafür gibt. Doch: „Am Ende haben sie nicht gereicht.“ Demnächst kommen die nächsten Hähnchen in den Mobilstall. Kurz vor Ostern werden sie geschlachtet – und nach Vorbestellung verkauft.

Es sind viele Stammkunden, die zu Jenners in den Hofladen kommen, einige von ihnen schon von Anfang an, andere habe zwischendurch auch mal Hofladen-Pause gemacht, berichtet das Ehepaar. „Es ist ein stetiger Zuwachs“, ergänzt Markus Jenner. „Aber ohne Hype.“ Was viel gebracht habe, so seine Frau, sei der Wechsel von der zweiwöchentlichen Schlachtung auf die wöchentliche. „Früher hatten wir Fleischtermine und Fleischpakete. Jetzt kann man eigentlich auch mal zwei Schnitzel kaufen.“ Sofern es noch welche gibt. Es könne schon mal sein, dass gerade im Sommer die Grillsachen ausgehen. „Wir können eben nur ganze Schweine schlachten, keine halben“, sagt Markus Jenner mit einem Augenzwinkern. Und man könne nicht mehr Schweine schlachten, nur weil man im Sommer besonders viele Hälse und zu Weihnachten besonders viele Rücken bräuchte. Markus Jenner: „Ich denke, die Kunden, die regelmäßig kommen, verstehen das.“

Viele der Kunden nützen auch die Gelegenheit, mehr über die Tierhaltung auf dem Jennerhof zu erfahren. Lara Jenner-Wollensack zeigt gerne die Stallungen und erklärt, wie es auf dem Hof läuft. „Jemand, der hier einkauft, weil er die Tierhaltung unterstützen will, möchte das natürlich auch sehen.“ Wer hinter die Kulissen des Jennerhofs blicken möchte, kann sich auch schon mal den 18. Juni vormerken. Dann ist Gläserne Produktion.