Familie Aydin wird den Laden nicht weiterführen. D Foto: Sandra Brock

Nach zwölf Jahren zieht sich die Betreiberfamilie zurück. Danach wird es – mit einer Umbauphase – nahtlos weitergehen, sagt die Vermieterin.

Erdmannhausen - Die Nachricht geht durch den Ort wie ein Lauffeuer: Nurdagül Aydin schließt ihren Lebensmittelladen in der Mittelstraße . „Ja, das stimmt leider“, sagt die Erdmannhäuserin auf Nachfrage. „Wir hören zum 30. September auf.“ Hintergrund für diesen Schritt sei, dass man sich mit der Vermieterin nicht habe einigen können. Außerdem spielen gesundheitliche Gründe eine Rolle.

Die Entscheidung ist Nurdagül Aydin nicht leicht gefallen, betont sie. „Das fällt sehr schwer. Der Laden ist ein Stück von meinem Leben. Nein, er ist mein Leben.“ Sie sei immer mit Leib und Seele dabei gewesen, habe den heruntergewirtschafteten Laden vor zwölf Jahren selbst aufgebaut. Mit dabei war die ganze Familie, ihr Mann hat ebenso im Geschäft mitgeholfen wie die beiden großen Töchter. „Sogar die Kleine ist mit dabei, sie ist quasi im Laden groß geworden“, berichtet sie. „Ich habe immer versucht, alle Kundenwünsche zu erfüllen“, sagt Nurdagül Aydin. „Und ich habe es gern gemacht.“ Der Laden sei auch Treffpunkt gewesen. „Das ist nicht wie Aldi oder Lidl.“ Im Gegenzug sei sie auch von den Erdmannhäusern immer gut unterstützt worden. „Es ist gelaufen, alle waren zufrieden, alles hat gepasst.“ Aber jetzt müsse sie leider diesen Strich ziehen.

Sehr zum Leidwesen der Kunden, die schon zuhauf auf Nurdagül Aydin zugekommen sind. „Viele fragen, was sie machen können, oder ob sie helfen können“, berichtet sie. „Das ist sehr lieb, aber da kann man nichts machen. Es ist nicht einfach für uns, aber da müssen wir durch.“

Auch bei der Bürgermeisterin Birgit Hannemann sind schon besorgte Anrufe von Bürgern eingegangen. Die Rathauschefin selbst ist ebenfalls alles andere als begeistert. „Das ist natürlich zunächst mal ein Schock“, sagt sie. Sie hat vergangene Woche von Nurdagül Aydin erfahren, dass sie ihren Laden aufgibt. „Das ist ein herber Verlust. Sie hat das Geschäft super geführt“, lobt Hannemann. „Frau Aydin war immer einen Sprung voraus und hat das Ohr am Kunden gehabt.“ Sie habe zum Beispiel auch halbe Melonen angeboten – „weil eben die wenigsten eine ganze brauchen können.“

Der Ortskern lebe durch den Einzelhandel, betont die Bürgermeisterin. „Wenn da kein Lebensmittelladen mehr kommen würde, wäre das ein Desaster für den Ort insgesamt.“ Birgit Hannemanns große Hoffnung ist, dass es eine Nachfolge gibt.

Diese Nachfolge soll es auch geben, so Sabine Reber, die Vermieterin der Räume in der Mittelstraße. „Es wird nach dem 30. September nahtlos – mit einer Umbauphase – mit einem Lebensmittelgeschäft weitergehen.“ Was genau geplant ist wolle sie nicht heute, aber bald bekannt geben.

Dass Nurdagül Aydin ihren Mietvertrag gekündigt habe, bedauere sie, so Reber. „Sie hat ihre Sache sehr, sehr gut gemacht. Ebenso wie die anderen Betriebe im Ortskern. So etwas sieht man selten.“ Allerdings müsse man am Laden auch viel machen. „Man darf die Zukunftsperspektive nicht außer Acht lassen. Investitionen bleiben da nicht aus.“ Den Vortritt, was die Zukunft des Landens angehe, habe Nurdagül Aydin gehabt, so Sabine Reber.

Doch es kam letztlich nicht zur Einigung. „Wir machen hier am 30. September Schluss“, sagt Nurdagül Aydin. Das bedeute für sie und ihre Familie auch, sich eine neue Arbeit zu suchen. Einen neuen Laden hat sie jedenfalls nicht in Aussicht. „So etwas noch einmal von vorne anzupacken, das ist eine harte Sache“, sagt sie. Ihrem Heimatort treu bleiben will sie aber. „Ich möchte in Erdmannhausen wohnen bleiben. Ich fühle mich sehr wohl hier.“