Am Wartberg im Gewann Ruhl sind neue Terrassen entstanden. Foto: Michael Raubold

Das Schlossgut Hohenbeilstein erweitert seine Wein-terrassen um 30 Ar im Gewann Ruhl am Wartberg

Beilstein - Hartmann Dippon schaut zufrieden den Wengert hinunter – beziehungsweise dorthin, wo einmal ein Wengert sein soll. Noch ist alles erdbraun. Die Reben auf dem rund 30 Ar großen Stück im Gewann Ruhl am Beilsteiner Wartberg sind noch gar nicht gepflanzt. Das soll noch passieren. Aber erst einmal müssen die neuen Weinterrassen des Schlossguts Hohenbeilstein komplett fertig sein.

Diese entstehen derzeit direkt im Anschluss an einen Weinberg, der Hartmann Dippon schon lange gehört. Das nun neue Areal war bislang im Besitz einer Beilsteiner Wengerterfamilie, die nun altershalber aufgehört und das Stückle verkauft hat. Hartmann Dippon hat gerne zugegriffen. „Die gute Lage hat mich gereizt. So etwas lässt man sich nicht rausgehen.“

Sein Plan war es, die Weinterrassen wie bei seinem daneben liegenden Gelände quer zum Hang verlaufen zu lassen. Bislang sind die Rebzeilen in den meisten Weinbergen längs angelegt – und damit teilweise enorm steil. „Das ist kein Spaß, dort mit dem Traktor runterzufahren“, weiß Hartmann Dippon. Und gefährlich sei es außerdem. Deshalb hat er die Terrassen quer zum Hang anlegen lassen, jeweils mit Kehren, sodass der Traktor einfach von einer Zeile in die andere kommt. „Im Prinzip haben wir Weinberg und Terrassen an den Bestand angestückelt.“

In den vergangenen zwei Wochen hat der beauftragte Bauunternehmer aus Billensbach eine Menge Erde versetzt. Wie die Terrassen verlaufen sollen, ist schon gut zu sehen. Allerdings muss jetzt erst einmal der Boden wieder gelockert werden – und zwar bis in die Tiefe. „Ich will den Boden möglichst schnell in Ordnung haben“, sagt Hartmann Dippon. „Denn wir haben mit dem Terrassenbau schon Erfahrung – und da auch schon Lehrgeld bezahlt.“ Stichwort Staunässe. „Das mögen Reben gar nicht.“

Auch die Böschungen müssen begrünt werden, „nicht, dass alles abrutscht, wenn der große Regen kommt“. Eine Kräutermischung wird hierzu benutzt: Lupinen, Pimpinelle, Borretsch, Buchweizen und verschiedene Gräser sollen die Böschung halten. Es folgen die Drahtrahmen und im Mai werden schließlich die kleinen Rebstöcke gesetzt. Hartmann Dippon rechnet mit drei Jahren bis zur ersten Ernte. Sprich: „2020  werden wir einen ersten kleinen Ertrag im neuen Wengert haben.“

Gepflanzt wird Spätburgunder, wie im Wengert nebenan auch. Er wird entsprechend ausgedünnt, denn „hier machen wir unsere Topweine“, sagt der Chef des Familienunternehmens.

Die neuen Terrassen sind eine Investition, die Hartmann Dippon nicht mehr für sich selbst, sondern für seine Kinder macht, wie er sagt. „Das Geld, das ich hier reinstecke, krieg ich hier nicht mehr raus. Das ist eine Investition in die Zukunft.“

Und eine Investition in ein gutes Arbeiten. Denn in den Zeilen längs zum Hang zu stehen und immer in Schräglage zu schneiden, zu biegen und andere Arbeiten zu tätigen, das sei extrem unangenehm. „Dagegen ist es richtig traumhaft, in den Terrassen zu stehen.“

Immer zwei Zeilen pro Terrasse hat Hartmann Dippon anlegen lassen. „Das hat den Vorteil, dass man nicht ganz so viel Verlust an Rebstöcken hat“, so Dippon. Etwa 70 Prozent des normalen Bestands kann er pflanzen. Rund 30 Prozent fallen durch Kehren und Böschungen weg – aber um den riesigen Ertrag geht es dem Chef des Schlossguts ohnehin nicht. „Die Qualität zählt“, betont er.

Dippon freut sich schon, mit dem Traktor in den neuen Wengert fahren zu können. Die Böschungen wird er mit einem speziellen Aufsatz am Minibagger mähen. Reizvoll ist für ihn außerdem die Aussicht auf einen Steillagen-Vollernter, eine komplett neue Technik. „Vielleicht können wir irgendwann in der Zukunft mit dem Vollernter in die Steillagen.“ Zwar sei ihm bewusst, dass das der Verbraucher nicht gerne höre. „Von Hand gelesen“, das klinge halt besser. „Aber man muss sich fragen, ob der Verbraucher auch bereit ist, das zu bezahlen?“ Klar lese man die Top-Qualitäten von Hand, „aber ich muss mich weiter technisieren“. Die Terrassen sind ein erster Schritt dahin. „Man könnte sagen, ich mache meine eigene private Flurbereinigung“, sagt Dippon lachend.