Im Abendlicht kommt die idyllische Lage des Jugendhauses besonders zur Geltung. Foto: Michael Raubold Photographie

Im Jugendhaus Calypso können sich Jugendliche zum Spielen oder Sporteln treffen. Sie finden aber auch Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen.

Erdmannhausen - Ein schriller Freudenschrei dringt durch das Calypso: „Julian!“ Gerade eben noch lümmelte Aylin Setkic auf dem Sofa, doch wie von einer Tarantel gestochen springt sie auf, als der ehemalige FSJ’ler Julian Kieferle durch die Tür des Jugendhauses zu Besuch kommt, und sie springt ihm in die Arme. Gleich darauf setzt sie sich wieder zu Tjark Weber und Kora Doster auf das Sofa, um diesen weiter beim Minecraft-Spielen zuzuschauen.

Währenddessen duellieren sich Jano Kuttruf und Jonathan Huber auf dem kleinen Basketballfeld mit dem einen Korb. Beide haben die blauen Trainingsjacken des GSV Erdmannhausen an und spielen in der E-Jugend des Clubs Fußball. „Basketball haben wir vor ein paar Wochen entdeckt“, erklären die beiden sportlichen Jungs unisono.

Drinnen spielen zwei Jungen Billard und ärgern sich gegenseitig, indem sie den anderen bei dessen Stoß abzulenken versuchen. Zwei andere Jungen beenden ein Tischtennismatch und gesellen sich zu Eyüp Tak, der seit 1. September sein freiwilliges soziales Jahr im Calypso absolviert, und zwei anderen Teenagern , die sich am Computer ein Mario Kart-Wettrennen liefern. Es dauert nicht lange, bis sie von hinten immer wieder Tipps geben, wie man noch schneller wäre.

Es ist ein breites Spektrum, das das Jugendhaus Calypso Kindern und Jugendlichen bietet. Theoretisch bis zum 27. Lebensjahr hätten Jugendliche Zugang zum Calypso, erklärt Clara Strähle, die die Einrichtung seit Mai 2015 leitet. Mit 28 Jahren ist sie nur rund zehn Jahre älter als viele Jugendliche, die hier immer wieder herkommen. Rund 25 Kinder und Jugendliche finden dienstags bis freitags zwischen 15 und 20 Uhr den Weg in das Gelände am Herdweg, das derzeit einige Neuerungen erfährt.

Dank der Initiative des gemeinnützigen Vereins KuJA (Kinder- und JugendAktivitäten e.V.) entsteht hinter dem Jugendhaus ein großer Freizeitpark. Erwachsene, Jugendliche und Kinder packen samstags mit an, um dort ein Freizeitgelände für Jung und Alt entstehen zu lassen. Die Boulebahn ist bereits fertig, auch das so genannte Mikado – ein Klettergerüst, bei dem Baumstämme übereinander liegen – ist weit gediehen. In Arbeit sind derzeit noch das Spielhaus und das Baumhaus, von dessen Aussichtsplattform aus man einen grandiosen Weitblick haben wird. Da so genannte Atrium, eine runde Fläche, ist ebenfalls bereits fertiggestellt und kann für kleine Auftritte von zum Beispiel Theatergruppen oder für das gemütliche Beisammensitzen genutzt werden.

Das Jugendhaus Calypso will Kindern und Jugendlichen verschiedene Angebote zur Freizeitgestaltung machen. So gibt es diverse Sportmöglichkeiten wie zum Beispiel den Skaterpark und das Beachvolleyballfeld. „Wir versuchen vor allem im Sommer, viele Angebote für draußen zu organisieren“, erzählt Clara Strähle. Als es im Juli richtig heiß war, habe man häufig Wasserschlachten im Freien gemacht. Bei schlechtem Wetter sind Kartenspiele wie „Verlierer“ bei einigen gerade sehr beliebt. Wer will, kann sich auch nur in die Chill-Ecke zurückziehen oder am PC 30 Minuten lang zocken oder im Internet surfen. Wer Probleme bei Hausaufgaben, bei Bewerbungen oder mit der Familie hat, findet bei Clara Strähle ebenfalls Hilfe und ein offenes Ohr.

In der Werkstatt können Kinder und Jugendliche ihrer handwerklichen Kreativität freien Lauf lassen oder ihr Fahrrad reparieren. Zudem stehen hier ein Tischkicker und ein Boxsack, der vor ein paar Wochen im Rahmen der Jugendwoche der Kreisjugendpflege Ludwigsburg zum Einsatz kam, die unter dem Motto „Selbstbewusstsein stärken“ stand. „Der Kampfsportler Alex Feininger hat mit den Jungen hier ein Boxtraining veranstaltet, während die Mädchen beim Selbstbehauptungs- und Selbstbewusstseinstraining Bretter mit der Faust zerschlagen haben“, erzählt Clara Strähle. Zudem seien zwei Jugendsachbearbeiter der Polizei zum Thekengespräch da gewesen und hätten Fragen zu Killerclowns, Alkoholkonsum und der Strafbarkeit als Jugendlicher beantwortet.

Beim Thekenverkauf hat Clara Strähle einige Veränderungen vorgenommen: Zwar gibt es immer noch wie früher Schokoriegel und Aufback-Baguettes, doch das Aufputsch-Getränk Red Bull hat sie aus dem Angebot genommen und dafür um Müsliriegel ergänzt. Darüber hinaus gibt es jetzt öfters frisches Obst und Gemüse im Angebot. „Ich habe mich mit einer Studie über gesunde Ernährung im Jugendhaus näher beschäftigt“, berichtet Clara Strähle. Es gehe im Prinzip darum, einfach die ganze Palette von Ernährung anzubieten.

Die 16-jährige Lena Doster kommt jeden Tag ins Jugendhaus, „wenn es geht“, wie sie sagt. Sie kommt vor allem zum Reden und Spielen. „Ich finde es toll hier, ich fühle mich hier wie zu Hause“, sagt Aylin Setkic und ergänzt: „Und ich liebe Clara.“ „Ich liebe euch alle“, antwortet die Jugendhausleiterin darauf – wohl im Bewusstsein, an der richtigen Stelle eine ganz wichtige Arbeit zu machen.