Durch den Eingang betritt man den hellen Speisesaal, der mit seinen Möbeln aus Kirschholz eine warme und heimelige Atmosphäre ausstrahlt. Insgesamt 60 Personen finden hier Platz, zwei Tische für Gäste sind bereits gedeckt und mit Blumen geschmückt. Einen herrlichen Ausblick hat man von hier aus: Über dem leicht geschwungenen Weg und dem Kräutergarten im Tal schauen nur die oberen Hälften zweier blauer Silos mit einer goldenen Ähre zwischen Bäumen hindurch. Sonst ist nichts zu sehen von Produktionsstätten. Auf der anderen Seite des Tals fällt der Blick auf Wiesen mit blühenden Obstbäumen und Weingärten auf dem gegenüberliegenden Hang, der bis sich zum Galgen und weiter in Richtung Marbach hinzieht. Inzwischen ist es 11.15 Uhr und Julian bringt einige vorbestellte Essen zur Firma Huober, für die Mitarbeiter, die nicht zum Essen in den Speisesaal kommen können. In einem riesigen Topf steht schon der Kartoffelbrei, fertig gerührt, bereit. „Als erstes nur die Kartoffeln mit der Butter und ein bisschen Salz verrühren, und danach erst heiße Milch dazu geben“, gibt Bettina Wolf preis. Dazu komme noch ein wenig Muskat und Lichtwurzelsalz – Salz, das mit Lichtwurzeln vom Riedhof angereichert wird. Ihre Mutter habe viel und gut gekocht, aber den Kartoffelbrei habe immer der Vater gemacht. „Und nicht zu lange rühren, sonst wird der Kartoffelbrei klebrig.“ Insgesamt 55 Teller stellt Julian heute bereit, so viele Essen sind vorbestellt, dazu noch 42 Salate. Die Salate werden erst kurz vor Beginn der Essenszeit angemacht und in Vitrinen neben der Ausgabe bereitgestellt.
Alle verarbeiteten Lebensmittel stammen entweder aus biologisch-dynamischer – also Demeter – Erzeugung, oder aus biologischer Produktion. Und auch der Garten nebenan liefert frisches Gemüse und Kräuter, die Bettina Wolf verarbeitet. „Wir hatten einmal eine richtige Mangoldschwemme“, erinnert sich Bettina Wolf. Und ihr Chef Johannes Huober, Geschäftsführer bei Erdmannhauser, lobt: „Frau Wolf kocht so vielfältig und abwechslungsreich – es gibt nie das gleiche, sondern immer Variationen.“ Der Speisesaal liegt zentral gelegen zu allen drei Standorten der Firmengemeinschaft. „Das ist hier sozusagen der Mittelpunkt und ein Treffpunkt – unsere Kraftoase.“ Ganz wichtig ist für Johannes Houber, dass die Ernährung den Menschen Kraft gibt. „Man kommt zurück an die Arbeit und hat Kraft bekommen, ist erwärmt – und das gibt Auftrieb und Impulskraft“, sagt er. Es sei außerdem ein Unterschied, ob einen das Essen niederdrücke oder Leichtigkeit gebe.
Dass die Mitarbeiter gerne zum Essen kommen, ist deutlich zu sehen. Viele begrüßt Bettina Wolf mit Namen und ein paar persönlichen Worten. Auf Nachfrage betonen Gäste anerkennend, dass ihnen das Essen immer schmeckt, und zwar: „Fein“. Auch Mitarbeiterinnen des Kindergartens oder Kinder von Mitarbeitern sind hier gern gesehene Gäste. „Am liebsten mag ich die Käsespätzle hier“, sagt Rahel, die Tochter von Johannes Böll. Und doppelt so gut schmecke das Essen, sagt ein anderer Gast, weil man auch wisse, von welch guter Qualität es sei. Man komme gerne hier her, „das ist toll für die Kommunikation untereinander – sozusagen interdisziplinär“, sagt eine Besucherin schmunzelnd. „Und die Küchenchefin hat immer so eine Freude.“