Freundlich und ruhig empfängt das Organisationsteam nun nacheinander alle Verkäufer am Eingang. Sie erfahren dabei, welche Tischnummer sie haben und wo ihr Tisch steht. Und dann geht es eilig weiter. Wer seinen Platz gefunden hat, packt aus und dekoriert seine Ware möglichst attraktiv: die Kinderschuhe zum Beispiel vor dem Tisch auf dem Boden, daneben die großen Spielsachen oder Kindersitze. Bücher, CDs und Kinderkleider werden auf den Tischen präsentiert, daneben Hosen, T-Shirts und Pullover. Jacken und Hemden hängen dann am mitgebrachten Kleiderständer.
Eine Stunde später dürfen zuerst schwangere Frauen hereinkommen, die dann ganz in Ruhe und ohne Gedränge die ersten Einkäufe tätigen können. Erfahrene Verkäufer haben für diese spezielle Zielgruppe Babyspielsachen, Kleidung für die Allerkleinsten und Fachliteratur ganz vorne am Tisch postiert. Etwa 30 Frauen, teilweise mit sichtbaren Babybäuchen, nehmen diesen Service gerne an. „Wir verlangen nicht, dass sich Schwangere ausweisen, beispielsweise mit Mutterpässen“, sagt Judith Krägelius und freut sich, dass es nun losgeht mit dem Verkauf.
Eine Viertelstunde vor dem offiziellen Start warten schon etwa 30 Schnäppchenjäger vor der Gemeindehalle – vor allem junge Frauen. Als sich die Tore um 14 Uhr öffnen, kommen rund 100 interessierte Käufer hereingeströmt. Die Menschenmenge verteilt sich gut in der Gemeindehalle, einige gehen links herum an den Tischen entlang, die anderen rechts herum. „Was, nur ein Euro für den Puppenwagen?“ Die Verkäuferin nickt. „Und was soll der Wecker hier kosten?“ Nach kurzem Überlegen kommt die Antwort: „Drei Euro.“ Daraufhin entgegnet die Kundin: „Dann gebe ich Ihnen zusammen fünf Euro.“ Und solange man noch überlegt, ob sich die Käuferin wohl verrechnet hat oder ihr der Preis einfach nur zu gering erschien, wird klar, was einen solchen Markt ausmacht. Es geht um Begegnungen. Um Begegnungen von Menschen an einem Ort, an dem jeder sein ganz eigenes Bedürfnis erfüllt bekommen möchte. Und dadurch jemand anderem etwas Gutes tut.
Am Ende ziehen alle Beteiligten ganz unterschiedlich Bilanz. Eine Frau zum Beispiel trägt glücklich gleich vier gut gefüllte Taschen voll mit Kinderkleidern nach Hause, eine andere hat gar nichts in der gesuchten Größe gefunden. Genauso unterschiedlich zufrieden sind die Verkäufer mit ihrem Ergebnis. Klar wird, dass Verkäufer auf einem solchen Markt keine allzu hohen Preise erwarten dürfen. Auch dann nicht, wenn es sich um Markenware handelt oder um gut erhaltene Lieblingsstücke – wie etwa den wunderschönen Pullover der kleinen Tochter. Natürlich muss niemand seine Ware billig verschleudern. Wer allerdings gar nicht bereit ist, über Preise zu verhandeln, muss damit rechnen, seine Sachen wieder mit nach Hause zu nehmen.
Und mit der Frage, was man wohl beim nächsten Mal anders machen kann, packen alle Verkäufer ihre übrig gebliebene Ware wieder ein. Sehr viele von ihnen stellen nicht verkaufte Kleider und Spielsachen auf einen Anhänger, die der Murrer Förderverein zum Kinderheim im rumänischen Zsobok bringen wird. „Dort freut sich auf jeden Fall ein Kind über die Sachen, die wir nicht mehr benötigen“, sagt eine Frau lächelnd.