Die Trainingsteilnehmer starten in fünf Gruppen mit jeweils unterschiedlichem Tempo oder Distanz. Foto: Michael Raubold Photographie

Die Vorbereitungsläufe für den Bottwartal-Marathon im Oktober haben begonnen. Zum Auftakt kamen mehr als 120 Sportler.

Steinheim - Noch zehn Monate, bis es ernst wird. Was nach viel klingt, ist tatsächlich knapp bemessen. Trotzdem gehen die rund 120 Läuferinnen und Läufer, die sich am Sonntagmorgen auf dem Parkplatz am Steppi-Kreisel in Steinheim eingefunden haben, die Sache ziemlich unverkrampft an. Obwohl sie sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt haben: den Start und – wichtiger noch – das Ankommen beim 14. Bottwartal-Marathon am 14. und 15. Oktober.

Auch ohne dieses konkrete Vorhaben habe ich mich unter die Laufwütigen gemischt. Als ich gegen 8.40 Uhr das Haus verlassen habe, zeigte das Thermometer noch fünf Grad minus an. Inzwischen weiß ich, dass meine Lauftight – die engen und dennoch eher unattraktiven Sporthosen heißen so – nicht für diese Temperatur ausgelegt ist. Mein Mitgefühl gilt aber Thomas, der aus der Masse der Läufer heraussticht. „Ich mag es nicht, in langen Hosen zu laufen. Das engt zu sehr ein“, sagt er. Bevor sich jetzt jemand wundert, kurz zur Erklärung: Unter Läufern ist wie unter Sportlern überhaupt das vertraute Du der gewohnte Umgangston. Lediglich Personen, die direkt mit der Organisation des Bottwartal-Marathons betraut sind, werden in diesem Text darum mit vollem Namen genannt. Wie wir alle muss also auch Thomas noch warten, bevor er seine Muskeln bewegen darf und dadurch die Körpertemperatur in die Höhe treibt. Davor ist Zeit für Organisatorisches.

Auftritt Gerhard Petermann, Hauptverantwortlicher des Events. „Unser Bottwartal-Marathon ist von den Nutzern des Online-Laufmagazins Marathon4you zum beliebtesten in Baden-Württemberg gewählt worden“, teilt er der Menge mit. Der Applaus brandet daraufhin nicht zum letzten Mal auf. Auch der achte Platz unter den beliebtesten Läufen in Deutschland wird entsprechend quittiert. Und die Stadt Steinheim als unkomplizierter Gastgeber der Sportler wird ebenfalls lautstark bedacht. Warmklatschen statt Aufwärmtraining.

So gerüstet geht es auf die Strecke. „Die Zehn-Kilometer-Läufer starten in vier Gruppen mit je unterschiedlichem Tempo, wer sich sieben Kilometer vorgenommen hat, läuft sieben Minuten pro Kilometer“, erklärt Gerhard Petermann den Startern.

Die Schnellsten werden 50 Minuten laufen, also fünf Minuten pro Kilometer. Die nachfolgenden Gruppen sind jeweils 30 Sekunden langsamer als diejenige davor. Ich reihe mich bei denen ein, die fünfeinhalb Minuten pro Kilometer unterwegs sein wollen und bereue es schon vor dem Start. Denn los geht es in umgekehrter Reihenfolge, sprich, wer sich für die sechseinhalb-Minuten-Gruppe entschieden hat, darf als erster der Kälte davonrennen. Nach ungefähr drei Kilometern soll die nächst schnellere Gruppe die vorherige einholen. So der Plan. Geht er auf, passiert der Überholvorgang an einer ziemlich breiten Stelle. Und – was noch wichtiger ist: „Dann können sich diejenigen, die sich überschätzt haben, der langsameren Gruppe anschließen und diejenigen, die sich unterschätzt haben, der schnelleren.“ Es sind solche Details, an denen sich unschwer erkennen lässt, dass die Verantwortlichen all das nicht zum ersten Mal machen. Der Plan geht übrigens auf, woran Gerhard Petermann auch nie gezweifelt hat. Auf seine Tempoläufer lässt er nichts kommen. „Wir können da auf eine große Auswahl langjähriger Läufer zurückgreifen, die die Zeitvorgabe am Ende auf plus/minus zwei Sekunden einhalten werden“, erklärt er.

Zu diesen erfahrenen Läufern gehört Roland Thaser. Er ist seit mehr als 13 Jahren laufend im Bottwartal unterwegs und darum geradezu prädestiniert als Streckenchef. Er wird sich drum kümmern, dass die Teilnehmer an den insgesamt zehn Vorbereitungsläufen bis Oktober möglichst wenige Streckenabschnitte doppelt laufen. „Viele kommen von außerhalb, die sollen ja auch das Tal kennenlernen“, sagt er. Zum Auftakt legt er die Messlatte allerdings bereits hoch. In den Weinbergen von Kleinbottwar zeigt sich das Tal im perfekten Sonnenschein und mit schneeweißer Landschaft von seiner allerschönsten Seite. Erst gegen Ende der zehn Einheiten, wenn die langen Läufe mit Distanzen bis 30 Kilometer anstehen, wird verstärkt auf der Originalstrecke gelaufen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Der endet an diesem Sonntag für Larissa und Sophie zunächst abrupt nach etwa fünfeinhalb gelaufenen Kilometern. Ein offener Schuh zwingt Larissa zum Anhalten. Stante pede unterbricht auch Gerhard Petermann seinen Lauf, wartet bei den zwei jungen Frauen geduldig und führt sie dann wieder an die inzwischen weitergelaufene Gruppe heran. Nach einem Kilometer sind alle wieder beieinander. „Alles gut?“, will er von den beiden wissen, was sie nickend bejahen. An eine Gruppe heranzulaufen sei viel schwerer, als mitzulaufen, erklärt Petermann seinen Einsatz und ergänzt lächelnd: „Das ist unser Rund-um-sorglos-Paket.“

Und das ist keineswegs zu dick aufgetragen. Gesorgt wird sich um die Läufer tatsächlich. Das übernehmen neben den Tempomachern und dem Streckenchef vor allem auch Wolfgang Stiefel und sein Verpflegungsteam vom GSV Kleinbottwar. Was er und seine Mannschaft für den Trainingslauf im Zielbereich aufgetischt haben, lässt manchen offiziellen Wettbewerb blass aussehen. Wolfgang Stiefel kann sich quasi nur noch selbst toppen – und das tut er dann auch bei den langen Läufen. „Da gibt es alle fünf Kilometer eine Verpflegungsstation und im Zielbereich saisonale Früchte“, sagt er nicht ohne Stolz.

So wird die Vorbereitung zum 14. Bottwartal-Marathon läuferisch und kulinarisch ein Genuss. Vielleicht sollte ich meine sportlichen Ziele für 2017 ja doch noch einmal überdenken und das lokale Ausdauer-Ereignis in meinen persönlichen Laufkalender eintragen.